Aktuell | 16. November 2022

7 Skills, die man im digitalen Zeitalter nach Covid-19 braucht

Die Arbeitswelt verändert sich stark. Neue Fähigkeiten gewinnen im digitalen Zeitalter nach Covid-19 an Bedeutung. Digital Leader müssen deshalb ihre persönlichen Skills stärken, die in Zukunft eine zentrale Rolle spielen werden. Sven Ruoss, Studiengangsleiter CAS Digital Leadership HWZ, erklärt, worauf es ankommt.

Portrait Sven Ruoss Hwz

Die Pandemie hat unseren privaten und beruflichen Alltag in den letzten zwei Jahren geprägt. Durch Covid-19 wurde uns bewusst, dass wir in der VUCA-Welt leben, in der vieles unbeständig, unsicher, komplex und mehrdeutig ist. Die steigende Digitalisierung und die VUCA-Welt sind schwierige Rahmenbedingungen für das Management von Organisationen genauso wie auf der individuellen Ebene der Mitarbeitenden. In einer sich verändernden Welt sind neue Skills gefragt, in die investiert werden soll. Im Folgenden sind sieben Skills aufgeführt, die man gemäss unterschiedlichsten Studien im digitalen Zeitalter nach Covid-19 braucht.

1. Vertrauen

Viele Mitarbeitende haben in den letzten 24 Monaten im Homeoffice gearbeitet. Die Kontrolle der Mitarbeitenden war dadurch nur begrenzt möglich. Das Vertrauen in den Leistungswillen und das Engagement der Mitarbeitenden war in den meisten Fällen mehr als berechtigt. Dieses gesteigerte Vertrauen zwischen Führenden und Mitarbeitenden soll auch im «New Normal» beibehalten werden. Gemäss einer Studie des Fraunhofer IAO ist Vertrauen die wichtigste Kompetenz von Führungskräften im Zeitalter nach Corona. Vertrauen bildet das Fundament unserer Gesellschaft. Vertrauen hält die Gesellschaft zusammen. Und ebenso unsere Arbeitswelt. In der VUCA-Welt ist Vertrauen noch bedeutender, da sich vieles sehr schnell ändern kann. Dank Vertrauen im Arbeitsalltag können wir ohne Angst in die Zukunft blicken und lassen uns von Veränderungen ausserhalb unseres Ermessens nicht verunsichern. Für Führungskräfte ist es eine besondere Herausforderung, Vertrauen in der VUCA-Welt zu leben. Denn die Unwissenheit verunsichert Führungskräfte und in solchen Situationen versuchen Manager reflexartig die Kontrolle zurückzuerlangen, indem sie Mitarbeitende und Teams enger führen. Doch Mikromanagement ist überaus kontraproduktiv und kann dem Kontrollverlust in der VUCA-Welt nicht entgegenwirken. Führung – insbesondere in der VUCA-Welt – basiert auf Vertrauen.

2. Lernfähigkeit

Gemäss World Economic Forum benötigen 50 Prozent aller Beschäftigten bis 2025 neue Skills. Die Mehrheit der Jobs unserer Kinder gibt es heute noch nicht. Die Digitalisierung verändert zahlreiche Berufsbilder; lebenslanges Lernen ist daher eine Grundvoraussetzung für beruflichen Erfolg. Es gilt, jeden Tag Neues zu lernen und seine Neugierde zu stillen. Erwachsene sollten beim Thema «Lernen» wieder wie Kinder sein und eine Frage nach der anderen stellen. Lernen war noch nie so einfach möglich wie heute. Durch das Internet, die Digitalisierung und die Globalisierung können wir mit wenigen Klicks auf Millionen Bücher, Videos, Podcasts, Blogs etc. zugreifen und uns mit Menschen auf der ganzen Welt austauschen. Diese modernen Werkzeuge gilt es, zu nutzen. Denn: Es war noch nie so nötig und gleichzeitig so einfach möglich zu «Lernen».

Die Analphabeten des 21. Jahrhunderts werden nicht diejenigen sein, die nicht lesen und schreiben können, sondern diejenigen, die nicht lernen, verlernen und wieder lernen können.
Alvin Toffler

3. Kommunikationsfähigkeit

In der hybriden Arbeitswelt wird eine wertschätzende Kommunikation und Interaktion auf allen Kanälen eine noch zentralere Rolle als vor Corona spielen. Gemäss einer Studie des Fraunhofer IAO gehört Kommunikationsfähigkeit neben Vertrauen zu den absoluten Spitzenreitern in Bezug auf zukünftig erforderliche Kompetenzen von Führungskräften. Und immer noch stellt es eine Herausforderung dar, verständlich zu kommunizieren. Häufig scheitern Projekte an der fehlenden Kommunikationskompetenz. Die Vorstellungen von einer Idee verändern sich auf dem Kommunikationsweg von einem Gehirn ins andere. Um gemeinsam ein Projekt zum Erfolg zu führen, müssen Gedanken, Ideen und Pläne verständlich gemacht und geteilt werden. Und dies sowohl schriftlich als auch mündlich, verbal und nonverbal. Zudem müssen Mitarbeitende neue Wege und Kanäle der Kommunikation lernen, wie beispielsweise die Kommunikation via Slack oder die Kommunikation mittels Emojis, welche in den letzten Jahren deutlich verbreiteter auch im beruflichen Kontext eingesetzt werden.

4. Kreativität

In der Zukunft erledigen Maschinen insbesondere monotone und repetitive Vorgänge. Der Mensch muss sein Unique Selling Proposition «Kreativität» stärker einsetzen. Er muss sich Neues ausdenken können und neue Geschäftsmodelle erfinden und ausprobieren. In den nächsten zehn Jahren wird sich unsere Welt stärker als in den vergangen 100 Jahren verändern. Um die neue Welt und die neue Wirtschaftswelt zu gestaltet, wird Kreativität benötigt. Kreativ sein bedeutet, Perspektiven zu wechseln, Neues auszuprobieren, Grenzen zu überschreiten und auch andere Wege zu gehen. Kreativität bedeutet im Unternehmenskontext auch, bestehende Geschäftsmodelle, Technologien, Prozesse und Strukturen kritisch zu hinterfragen und allenfalls für den disruptiven Sprung in ein neues Paradigma hinter sich zu lassen.

Geben wir uns mit der Welt zufrieden, wie sie ist, oder arbeiten wir für die Welt, wie sie sein sollte?
Barack Obama

5. Agilität

Kundenbedürfnisse und die Unternehmensumwelt ändern sich immer schneller. In der VUCA-Welt sind häufig sowohl die Problemstellung als auch die passende Lösung unklar. Agilität ist immer dann eine Antwort, wenn die Rahmenbedingungen für Teams komplex werden. Aus diesem Grund erhöhten Unternehmen ihre Agilität, um notwendige Veränderungen schneller einzuführen. Dies bedingt jedoch auch eine höhere Agilität und Flexibilität auf Stufe Mitarbeitende. Die Fähigkeit, sich schnell auf Neues einzulassen und angemessen zu entscheiden, obschon noch nicht alle Informationen zur Verfügung stehen, wird wichtiger. In agilen Teams wird häufig mit prototypischen Experimenten und Kundenforschung gearbeitet. Durch kleine Markttests erhält man mehr Klarheit über komplexe Sachverhalte und das Risiko des Scheiterns für neue Produkte und Dienstleistungen sinkt. In den letzten Jahren haben sich diverse agile Frameworks etabliert, welche einem iterativen Prozess folgen und dem Lernprozess eine grosse Bedeutung schenken. Prototypen und Minimum-Viable-Products helfen in der VUCA-Welt, zu entscheiden, ob es sich lohnt weiter in einen Lösungsansatz zu investieren.

Wenn Ihnen die erste Version Ihres Produkts nicht peinlich ist, dann sind sie zu spät an den Markt gegangen.
Reid Hofmann

6. Kollaboration

Das Denken in Silos und Pyramiden führt in der VUCA-Welt nicht mehr zu Erfolg. Einfache Ursache-Wirkungs-Beziehung werden seltener. Kundenorientierte Organisationen sind geprägt von Netzwerkstrukturen mit funktionsübergreifenden Teams über Hierarchie- und Abteilungsgrenzen hinweg. Die Zusammenarbeit jenseits des klassischen Bereichsdenkens gewinnt im New Normal an Bedeutung. Der individuelle Star verliert an Bedeutung, da nur das Team gewinnen kann. Cross-funktionale Experten-Teams mit agilen Arbeitsweisen können besser mit Veränderungen umgehen und sind daher ein Kernelement für mehr Agilität im Unternehmen. Bei Kollaboration werden häufig nicht nur die Abteilungsgrenzen innerhalb des Unternehmens aufgeweicht, teilweise findet Kollaboration auch ausserhalb der Unternehmensgrenzen statt. Auch Kund:innen, Partner:innen und Lieferanten lassen sich immer mehr in die kollaborative Zusammenarbeit einbinden. Dadurch entstehen teilweise ganzheitlichere Produkt und Dienstleistungen mit starker Kund:innenorientierung. Verschiedenste Tools wie Slack, Google Suite, Zoom etc. unterstützen dabei die kollaborative Zusammenarbeit.

In the same way you can never go backward to a slower computer, you can never go backward to a lessened state of connectedness.
Douglas Coupland

7. Medienkompetenz

Die Informationsflut steigt. Wir verbringen immer mehr Zeit mit digitalen Medien. Eine informierte Gesellschaft benötigt eine hohe digitale Informations- und Nachrichtenkompetenz. «Digital Well-being» wird wichtiger. Wir müssen lernen, mit digitalen Medien bewusst umzugehen. Im Social-Media-Zeitalter sind die User:innen nicht nur Empfänger:innen, sondern auch Sender:innen. Dies ist der wesentlichste Unterschied zur Epoche der Massenmedien. Medienkompetenz soll uns dazu ermächtigen, den Grad der aktiven und passiven Einflussnahme erkennen und bewerten zu können. Beim digitalen Medienkonsum gilt es, mit den persönlichen Daten vorsichtig umzugehen, Informationen aus dem Internet kritisch zu prüfen, allgemeine Umgangsregeln der digitalen Kommunikation zu kennen, sich regelmässig von digitalen Ablenkungen abzuschirmen und seine digitale Mediennutzung auch immer mal wieder zu reflektieren. Medienkompetenz ist und bleibt ein Schlüsselfaktor für eine Demokratie. Und ohne Demokratie keine Freiheit.

Hwz Skills Im Digital Age Sven Ruoss