Aktuell | 24. Januar 2022

«Das Auto wird salonfähig – auch für die Bahnhofstrasse»

Genesis, die Luxusmarke von Hyundai, ist seit kurzem mit einem Showroom an der Zürcher Bahnhofstrasse vertreten. Doch wie kommt es, dass Automobilhersteller neuerdings auf Standorte an hochfrequentierten Einkaufsstrassen setzen? Wir wollten von Piergiorgio Cecco, Operations Manager bei Genesis und Absolvent des EMBA Marketing HWZ, mehr über die Marketing-Strategie von Genesis und die Zukunft der Automobilindustrie erfahren.

Piergiorgio Cecco Emba Marketing Absolvent

Herr Cecco, nach über 18 Jahren als General Manager bei Maserati wechselten Sie im Sommer 2020 zu Genesis. Das heisst, Sie gaben den Maserati ab und fahren neu einen Genesis? Weshalb der Wechsel?

Die Zeiten ändern sich und jeder Markt ist im Wandel, dies ist die einzige Konstante. Und ja, das ist so: Heute bin ich ein glücklicher Genesis-G80-Fahrer.

Die Marke Genesis, die Luxusmarke von Hyundai, ist in der Schweiz neu auf dem Markt. Nach einem etablierten Autohaus wie Maserati wechseln Sie nun zu einem relativ unbekannten. Können Sie uns mehr über Ihre Beweggründe sagen und was Sie an der neuen Herausforderung reizt?

Ich bin nun seit 28 Jahren im Schweizer Automarkt tätig, die ganze Zeit auf Herstellerseite. Eine Sache wurde mir in den letzten fünf Jahren klar: Die Vertriebsstrukturen, wie sie in den letzten 120 Jahren gelebt wurden, mit dem Hersteller auf der einen Seite und dem unabhängigen Vertriebsnetz auf der anderen Seite, sind in Zukunft nicht mehr zielführend. Genesis geht hier einen ganz anderen Weg, ist im B2C-Bereich tätig und hat die Mission, die Luxus-Mobilität in Europa zu revolutionieren. Diese Aufgabe hat mich so gereizt, dass ich sogar von meinem Plan B, mich mit einem Quereinsteiger-Studium an der PHZH zum Sekundarlehrer ausbilden zu lassen, verabschiedet habe.

Als ich kürzlich an der Bahnhofstrasse entlanggelaufen bin, fiel mir dieser neue super-moderne Showroom von Genesis auf. Ist das die Zukunft der Automobilbranche und werden wir vermehrt solche Showrooms sehen? Oder denken Sie, dass dieser vor allem für den Launch hilfreich ist, um eine Marke bekannt zu machen?

Am ehemaligen Fröschengraben der Stadt Zürich gab es bisher keinen Autohersteller. Denn: Was sollte ein Autohersteller in der Fussgängerzone? Heute, mit der Elektrifizierung der Mobilität, ist das anders und das Auto wird salonfähig – auch für die Bahnhofstrasse. Die Werkstatt muss zudem viel seltener für den regelmässigen technischen Unterhalt aufgesucht werden und es gibt keine Abgasproblematik.

Damit fährt Genesis eine ungewöhnliche Marketing-Strategie…

Genesis ist die Luxusmarke der Hyundai-Gruppe. Diese Positionierung unterstreichen wir mit unseren Studios ausdrücklich, obwohl die koreanische Kultur uns eher Bescheidenheit lehrt. Wir sind in der Bahnhofstrasse 62 in Zürich anzutreffen und werden im Laufe des Jahres neu auch an der Rue du Rhône 65 in Genf und an der Freie Strasse 38 in Basel eröffnen, immer im Stadtzentrum in guter Gesellschaft.

Unsere Marke hat drei Ausprägungen im Markenkern, progressiv (= vorausschauend), tollkühn (= neue Marke) und «distinctly Korean» (= kundenzentriert).
Piergiorgio Cecco, Operations Manager bei Genesis und Absolvent des EMBA Marketing HWZ

Sie sind als Operations Manager für Genesis tätig. Welche Aufgaben haben Sie in dieser Funktion?

Die Aufgaben eines Managers sind immer zwei. Kurzfristig muss ich die Ziele der Marke in der Schweiz möglichst effizient mit den gegebenen Mitteln realisieren und langfristig die Weichen stellen, um die sich ständig ändernden Rahmenbedingungen in unsere Überlegungen für die Zukunft einzubeziehen.

Die Automobilbranche hat sich in den letzten 20 Jahren stark verändert. Wo sehen Sie die Entwicklung in den nächsten Jahren? Fahren unsere Kinder nur noch mit selbstfahrenden Autos?

Wahrscheinlich die Kinder unserer Kinder! Unsere Autos fahren zwar bereits heute sehr autonom, trotzdem wird der Wechsel meiner Ansicht nach nicht so schnell vonstattengehen. Obwohl einige Hersteller in den nächsten Jahren mit der Produktion von Verbrennungsmotoren aufhören werden, wird der 10-jährige Wagenpark in der Schweiz bleiben und uns – neben den elektrischen Fahrzeugen – noch einige Jahre beschäftigen.

Sie haben neben dem Bachelor in Betriebsökonomie vor einigen Jahren den EMBA Marketing bei uns an der HWZ abgeschlossen und waren sogar als Testimonial für die Hochschule auf den damaligen Werbeplakaten abgebildet. Wie haben Sie die Zeit an der HWZ in Erinnerung?

Ich versuche diese schöne Zeit an der HWZ meinen Kindern schmackhaft zu machen, weil die Studienzeit eine wunderbare Zeit der Freundschaften ist und sie sich ökonomisch auf jeden Fall ausbezahlt hat. Auch für meine persönliche Entwicklung waren die HWZ und der EMBA entscheidend.

Piergiorgio Cecco Emba Marketing Plakat

Wovon haben Sie am meisten profitiert?

An der HWZ kriegen die Studierenden kompakt und konzentriert das nötige Wissen, sich im Wirtschaftskreislauf richtig zu positionieren und falls nötig durchzusetzen.

Zu guter Letzt: Ford, BMW, Ferrari, Maserati und jetzt Genesis. Ihre berufliche Laufbahn starteten Sie schon früh in der Automobilbranche. Das scheint kein Zufall zu sein…

Das ist so und ich fühle mich immer mehr wie ein Dinosaurier, denn heute werden immer weniger «Petrolheads» geboren. Ich war schon immer ein Auto-Enthusiast und darum beschleunigte sich meine berufliche Laufbahn immer von selbst. Heute zählt mein Job unter den Jungen wahrscheinlich nicht mehr zu den Traumjobs. Vor 30 Jahren war er das für mich und ist es nach wie vor.