Aktuell | 10. August 2020

HWZ Summertalk: Wie die Digitale Ethik ihren Platz findet

Vor zwei Jahren hat sich Cornelia Diethelm mit dem Thema «Digitale Ethik» selbstständig gemacht, seit Februar leitet sie den gleichnamigen Zertifikatslehrgang an der HWZ. Für unseren Summertalk haben wir sie an einem Platz getroffen, wo man nicht nur fein essen kann, sondern es sich auch gut arbeiten lässt. Im Gespräch erzählt sie von ihrer Pionierklasse des CAS Digital Ethics, spricht über die Planung der nächsten Shift und erklärt uns, weshalb sie für ihre grosse Leidenschaft so brennt.

Cornelia Diethelm Summertalk

Sommerzeit. Zeit um durchzuschnaufen, ein Fazit zu ziehen und das nächste Semester zu planen. Und wo geht das besser, als an den schönsten Sommerplätzen in Zürich. In unserer Sommerserie «Summertalk» begleiten wir Personen aus der HWZ an einen ihrer Lieblingsplätze in Zürich.

Cornelia, wo sind wir und weshalb treffen wir uns hier?

Wir sitzen auf der Terrasse vor dem Hiltl in der Europaallee. Ich mag die Europaallee und ihre Restaurants und Cafés sehr. Speziell im Hiltl bin ich oft anzutreffen. Sei es für einen gesunden Lunch oder zum Arbeiten – das lässt sich eben von hier aus besonders gut. ?

Was bedeutet für dich Sommer?

Sommer ist für mich eine Jahreszeit, in der alles ein wenig langsamer ist. Das schätze ich sehr. Viele sind in den Ferien und man hat wieder Zeit, Sachen zu erledigen, die liegen geblieben sind. Es ist aber auch die Zeit, in der ich wieder vermehrt zum Lesen komme. Zudem bin ich wieder öfters mit dem Fahrrad unterwegs oder in den Bergen anzutreffen.

Was sind deine Pläne für diesen Sommer?

Ich war gerade mit meinem Partner eine Woche mit dem E-Bike in der Romandie und im Jura unterwegs. Während des Sommers finden weniger Sitzungen statt – das geniesse ich sehr. Das heisst, ich nehme mir wieder bewusst Zeit, Dinge mit ein bisschen Abstand anzuschauen und neu zu arrangieren.

Was waren deine Highlights des letzten halben Jahres?

Ein grosses Highlight war natürlich der Start des neuen CAS Digital Ethics im Februar. Die Pionierklasse war wirklich toll! Es war eine sehr vielfältig zusammengesetzte Klasse, in der es wahnsinnig viele spannende Diskussionen gab. Und das persönliche Engagement der 23 Teilnehmenden über den Unterricht hinaus war beeindruckend. Da das Thema sehr neu ist, war die intrinsische Motivation auch bei unseren Dozierenden sehr gross. Sie kommen aus ganz unterschiedlichen Bereichen und haben sich überdurchschnittlich stark engagiert.

Wie viele andere mussten auch wir Mitte März den Präsenz- auf Fernunterricht umstellen. Die Klasse war glücklicherweise durchaus positiv eingestellt. Daher hat die Umstellung gut funktioniert. Da bei einer solchen Weiterbildung der informelle Austausch sehr wichtig ist, haben wir gleich zu Beginn im Anschluss an den Unterricht einen virtuellen Apéro eingeführt. Da konnten sich diejenigen, die Lust hatten, über die neuen Herausforderungen und Chancen, die die Krise mit sich brachte, austauschen.

Corona war im letzten halben Jahr nicht wirklich ein Highlight, aber eine sehr lehrreiche Zeit. Es hat sich schnell gezeigt, dass es eine Krise ist, die wir als Gesellschaft bewältigen müssen. Die Krise und die sich daraus ergebende Fragen haben wir in den Unterricht integriert. Beispielsweise gingen wir auf Fragen ein wie «Kann Homeoffice zur Norm werden?» oder «Wie freiwillig ist die App, die der Bundesrat empfiehlt?». Praxisnaher kann der Unterricht kaum sein.

Auf was freust du dich im Herbstsemester?

Im Herbstsemester werde ich an der HWZ vor allem als Dozentin unterwegs sein. Ich habe das Glück, in verschiedenen CAS über Digitale Ethik dozieren zu dürfen. Es zeigt, dass das Bedürfnis sowie auch das Interesse für dieses Zukunftsthema wächst. Das freut mich natürlich sehr. Zudem versuchen wir die HWZ bei diesem Thema noch besser zu positionieren, damit alle Interessierten schliesslich den Weg an die HWZ finden.

Wie nutzt du die unterrichtsfreie Zeit?

Mit dem CAS Digital Ethics ist im letzten Jahr ein weiteres grosses Projekt dazugekommen. Die unterrichtsfreie Zeit nutze ich nun für eine kleine HWZ-Pause, in der ich mich wieder Projekten widme, die zu kurz gekommen sind. Beispielsweise bin ich in der Planung der nächsten Shift – die Konferenz für Digitale Ethik –, die im März 2021 stattfinden wird.

Das bedeutet, die Shift 2021 ist dein nächstes grosses Projekt?

Ja, die nächste Ausgabe der Shift gehört dazu. Momentan beschäftige ich mich damit, in welchem Rahmen die Konferenz im nächsten Jahr stattfinden kann. Allenfalls werde ich die Form der Konferenz komplett ändern.

Ein weiteres Projekt ist die Weiterentwicklung des Trendradars. Einmal monatlich veröffentliche ich einen Trendradar zum Thema «Digitale Ethik». Im Moment erscheint dieser in PDF-Form. Geplant ist neu eine Online-Plattform. Neben solchen Produkten stehen weitere Projekte an, auf die ich mich freue. Langweilig wird mir bestimmt nicht.

Du bist Studiengangsleiterin des CAS Digital Ethics. Warum?

Ich habe mich vor zwei Jahren mit dem Thema «Digitale Ethik» selbstständig gemacht und stand aufgrund meines Abschlusses MAS Digital Business an der HWZ weiterhin in engem Kontakt mit Manuel Nappo. Irgendwann bemerkten wir beide, dass Digital Ethics ein aufkommendes Thema ist und ideal in das Weiterbildungsangebot am Institute for Digital Business der HWZ passt. Es ist eine riesen Chance, das Thema in einen Business Kontext zu setzen. Da ich selber Absolventin der HWZ bin, fühle ich mit dieser Welt schon sehr vertraut. Es ist für mich eine Win-Win-Situation. Einerseits kann ich das Thema unterrichten, mit dem ich mich nun bereits eine ganze Weile beschäftige. Sprich, ich kann sehr viel Wissen weitergeben. Andererseits sehe ich, wie das Thema bei den Studierenden ankommt. Diese kommen alle aus unterschiedlichen Bereichen und bringen verschiedene Ansichten und Perspektiven mit – das heisst, auch ich lerne immer wieder dazu.

Für welches Thema brennst du, das nicht mit deinem Studiengang zu tun hast?

Im Moment dreht sich bei mir alles um das Thema «Digitale Ethik». Denn ich habe das Centre for Digital Responsibility, ein Think Tank für Digitale Ethik, erst vor zwei Jahren gegründet und wir stehen noch ganz am Anfang. Es gibt wahnsinnig viele tolle Bücher, die ich alle gerne lesen würde. Und natürlich würde ich gerne noch mehr selber publizieren. Die Arbeit geht mir so schnell nicht aus. Ja, man kann wirklich sagen, ich brenne zurzeit für das eine Thema. Aber das ist ja schön, oder? ?