Aktuell | 17. Januar 2022

Innovation Management: Das Jahr der Umsetzung

Die Zeiten des Showprogramms von Innovationen sind vorbei. Unternehmen, die 2022 viel reden, aber wenig liefern, werden grosse Mühe haben, gute Mitarbeitende zu finden und Kund:innen zu behalten. Wie können wir Impact schaffen? Was ist unser sozialer Nutzen, was machen wir für Gesellschaft und die Umwelt? Für Martin Kaegi, Studiengangsleiter CAS Innovation Masterclass HWZ, ist klar: Wer sich in diesem Jahr nicht diesen Fragen stellt, steht in den nächsten Jahren unter Druck.

Wieso ist Innovation Management wichtiger denn je 2022?

In den letzten beiden Jahren ist eine grosse Spannung entstanden: Auf der einen Seite gibt es zahlreiche Unternehmen, die im Krisenmodus laufen. Die Krise hat schonungslos gezeigt, was in den Unternehmen funktioniert und wo Defizite vorhanden sind. Bei vielen Unternehmen ging es vor allem um das Aufrechterhalten des Kerngeschäftes. Auf der anderen Seite sind wir an einem Zeitpunkt von neuen, spannenden Möglichkeiten: Sowohl technisch wie beispielsweise das Metaverse, Virtual Reality, NFT etc., aber auch auf der sozialen und ökologischen Ebene gibt es Herausforderungen, die viel Potential bieten.

Wenn Unternehmen nun langsam aus dem Krisenmodus herauskommen und sich auch mit den neuen Möglichkeiten auseinandersetzen wollen, braucht es Innovationsmanagement.

Ein ein systematisches und methodisches Vorgehen verbunden mit konsequentem Umsetzen. Aus dem Zufall heraus passiert nichts und wird es keine Weiterentwicklung geben.

Viele Innovation werden zwar zu Papier gebracht, aber zum Schluss nicht umgesetzt. Woran liegt das?

Das ist ähnlich wie mit den Neujahrsvorsätzen: Wir wollen stark werden wie Arnold Schwarzenegger und schreiben uns diesen Vorsatz auf. Allerdings wollen wir höchstens zwei Stunden pro Woche trainieren. Wir haben also ein grosses Ziel, aber fehlendes Commitment. Alle, die schon mal erfolgreich Neujahrsvorsätze umgesetzt haben, wissen: Nebst realistischen Zielen braucht es auch ein System, man muss neue Routinen entwickeln, ansonsten passiert wenig. Mit den Innovationen ist es ähnlich.

2022 müssen Unternehmen bezüglich Umsetzung einen Schritt weiterkommen. Wieso ist dies so relevant?

Ich glaube die Zeit vom «Innovationsshowprogramm», in der so getan wird, als ob in der Unternehmen in den Medien gross von Innovation sprechen, aber kaum liefern, ist vorbei. Da hat die Krise gezeigt, wer mit Veränderungen umgehen kann und wer nicht.

Weiter geht es weniger um einzelne Tools, Methodentrends oder Start-up-Hypes, sondern es geht darum, gemeinsam mit den Teams, den Mitarbeitenden des Unternehmens und den Kund:innen Ideen umzusetzen und auf den Boden zu bringen. Ich glaube, gute Leute tolerieren das Showprogramm nicht mehr. Deswegen müssen Unternehmen dieses Thema strategisch verankern und sich überlegen: Wie können wir Impact schaffen, was ist unser sozialer Nutzen, was machen wir für Gesellschaft, was für die Umwelt. Ausgehend von einer klaren Vision gilt es dann, Schritt für Schritt in eine Umsetzung zu kommen.

Was müssen Unternehmen mitbringen, dass die Umsetzung gelingt?

Aus meiner Erfahrung braucht es dafür vier Zutaten:

  1. Wille und Commitment für Innovation von ganz oben;

  2. ein systematisches und methodisches Vorgehen;

  3. wir müssen uns von Tools und Methoden-Hypes lösen und anfangen, selbst zu denken. Eigenständig entwickelte Lösungen sind nachhaltiger und erhöhen die Chance dafür, dass wir uns echt auf den Weg machen. Viertens: Konsequentes dranbleiben und die Themen der Innovation und der Zukunft im Unternehmensalltag verankern.

Es gibt Unternehmen, die haben den Willen, aber wissen nicht, wie sie mit der Umsetzung starten sollen. Hast du hier Tipps? Brauchen sie Hilfe von aussen oder sollen sie dafür neue Stellen schaffen?

Ich glaube, dass die meisten Unternehmen viele Fähigkeiten und viel Know-how schon bei sich haben. Leider wird dieses Wissen oft nur wenig genutzt. Es braucht die Partizipation der Menschen. Es reicht eben nicht, nur im kleinen Führungs-Kreise an der Innovation zu arbeiten.

Die Unternehmen sollten Innovationsprozesse möglichst offen gestalten und auf die freiwillige Partizipation der Mitarbeitenden setzen. Auch für Kund:innen und Partner könnten sie ihre Türen öffnen und diese mit einbinden. Da gibt es ein enormes Potential.

Weshalb ist 2022 «das Jahr der Umsetzung» oder anders gefragt:  Was passiert mit den Unternehmen, die es auch 2022 nicht in die Umsetzungsphase schaffen?

Ich hoffe und wünsche mir, dass mehr Unternehmen fokussieren und sich überlegen: Wo stehen wir? Wo wollen wir hin? Wen wollen wir einbeziehen und welchen Nutzen wollen wir stiften? Sicher ist, die Zeit der grossen Deklarationen ohne konkrete Resultate ist vorbei. Für Unternehmen, die diesen Schritt in die Zukunft nicht schaffen, wird sich der Druck enorm erhöhen. Für diese Unternehmen wird es schwierig, gute Mitarbeitende zu finden und sie werden ihre Kund:innen kaum bei sich behalten können. In diesem Sinne viel Erfolg bei der Umsetzung von innovativen Vorhaben im 2022!