Aktuell | 28. Juli 2022

Revendo | Wenn Lieferengpässe dem Geschäftsmodell in die Karten spielen

Im November startet der HWZ-Lehrgang Sustainable Leadership. Ein 8-tägiger Lehrgang, in welchem Teilnehmende von Expert:innen aus unterschiedlichsten Unternehmen unter anderem Insights erhalten, wie man eine nachhaltige Transformation angehen kann. Ein Experte aus der Praxis wird Aurel Greiner sein, CEO von Revendo. Wir haben mit ihm über Nachhaltigkeit und das Geschäftsmodell des Unternehmens gesprochen.

Lehrgang Sustainable Leadership Aurel Greiner

Aurel, was bedeutet für dich «Nachhaltigkeit»?

Nachhaltigkeit bedeutet für mich, dass man sorgfältig und umweltbewusst handelt und sich darüber im Klaren ist, dass Ressourcen begrenzt sind. Ich finde es wichtig, dass man sich Gedanken darüber macht, was man konsumiert und wie lange man davon einen Nutzen hat. Ganz konkret heisst Nachhaltigkeit für mich, mit seinem Handeln an die Zukunft denken.

Ihr verfolgt seit der Gründung ein nachhaltiges Geschäftsmodell. Wie sieht dieses genau aus?

Wir lösen mit Revendo ein relativ grosses Problem: Wie wir wissen, haben wir sehr viele wertvolle Ressourcen in Geräten gebunden, die nicht so lange genutzt werden, wie man sie eigentlich nutzen könnte. Wir schauen, dass diese Geräte mit unserem Service länger im Umlauf bleiben – meist doppelt so lange. Denn wir sind fest davon überzeugt, dass mit einem kleinen Beitrag von uns allen, der jährliche Elektroschrott massiv reduziert werden kann. Mit unserem Upcycling-Konzept möchten wir eine Alternative zur Wegwerfmentalität schaffen und dazu anregen auch einmal auf das allerneuste Gerät zu verzichten und dafür unserer Natur und Umwelt Sorge zu tragen.

Ein nachhaltiges Geschäftsmodell ist das eine, doch wie wird «Nachhaltigkeit» bei euch im Unternehmen (zusätzlich) gelebt?

Es ist uns wichtig, dass nicht nur unser Geschäftsmodell nachhaltig ist, sondern dass wir das Thema auch intern auf verschiedenen Stufen leben. Beispielsweise versuchen wir grösstenteils aufs Autofahrten zu verzichten, wir machen wenig ressourcen-intensive Anschaffungen, sondern kaufen sehr viele gebrauchte Gegenstände für unsere Büroräumlichkeiten. Rohstoffe, die wir haben, nutzen wir so oft wie möglich, beispielsweise verwenden wir Verpackungen immer wieder.

Es ist natürlich immer schön, wenn unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ein ähnliches Mindset haben wie wir, sehen dies aber nicht als Voraussetzung für einen Job bei uns. Viel wichtiger ist es uns, dass wir ihnen vorleben, was wir als nachhaltig erachten – und sie damit vielleicht inspirieren können.

Welche Chancen ergeben sich für euch durch euer nachhaltiges Geschäftsmodell?

Wenn wir das aktuelle Weltgeschehen beobachten, Lieferengpässe, Inflation etc., sehen wir, dass Ressourcen ein immer grösseres Problem werden und dass wir mit den Ressourcen, die wir haben, nachhaltig umgehen müssen. Das spielt uns und unserem Geschäftsmodell natürlich in die Karten, da wir mit den Ressourcen arbeiten, die bereits vorhanden sind.

Euer Geschäftsmodell birgt aber auch gewisse Herausforderungen und Gefahren. Worauf muss man sich gefasst machen, wenn man ein nachhaltiges Geschäftsmodell verfolgt und welche Gefahren lauern?

Ein Unternehmen, das sich stark auf Nachhaltigkeit fokussiert, ist natürlich schnell angreifbar. Beispielsweise wurden wir schon öfters gefragt, weshalb wir in Basel zwei Stores haben. Das sei doch nur schon aufgrund des Stromverbrauchs nicht wirklich nachhaltig. Es ist jedoch so, dass uns zwei Stores die Möglichkeit geben, mehr Geräte zu reparieren und wieder in den Umlauf zu bringen. Das wiederum bringt der Umwelt mehr, als dass wir ihr durch die beiden Stores schaden.

Bei unserem Geschäftsmodell besteht natürlich die Gefahr, dass Kundinnen und Kunden ihre Geräte plötzlich selber reparieren und nicht mehr bei uns vorbeikommen. Auch könnten Mitbewerber hinzustossen: Unternehmen, die Geräte verkaufen, die wir reparieren, könnten auf die Idee kommen, unser Geschäftsmodell zu kopieren. Auf solche Entwicklungen müssen wir uns natürlich einstellen, rechnen jedoch nicht damit, dass dies in naher Zukunft für uns ein grosses Problem werden könnte.

Du bist als Dozent im neuen Lehrgang Sustainable Leadership HWZ dabei. Was meinst du, welche Fähigkeiten braucht es, ein Unternehmen in eine nachhaltige Zukunft zu führen?

Wie in vielem ist es auch hier wichtig, authentisch zu sein. Heutzutage reicht es nicht, den Mitarbeitenden eine Vision zu präsentieren, die man selber nicht lebt. Man muss sein Privatleben so gestalten, wie man auch das eigene Unternehmen führen möchte. Es ist wichtig, hinsichtlich dem Thema Nachhaltigkeit auf jeder Ebene ein Vorbild zu sein.

Ihr seid mit eurem Geschäftsmodell erfolgreich unterwegs. Wie sehen eure Pläne für die Zukunft aus?

Die Ideen gehen uns nicht aus (lacht). Wir planen, weitere Stores in der Schweiz, wie auch im Ausland zu eröffnen. In Wien haben wir kürzlich unsere erste Filiale eröffnet und planen weitere Stores in Österreich wie auch in Deutschland. Unser Online-Geschäft möchten wir auf die gesamte Europaregion ausweiten, damit noch mehr Personen von unserer Dienstleistung profitieren können. Das sind unsere grössten Pläne in naher Zukunft.

Weiter verfolgen wir das Ziel, in den nächsten sechs Jahren pro Jahr 1 Million Geräte zu reparieren und wieder in den Umlauf zu bringen. Das ist ein ambitioniertes Ziel, oder? (lacht)

Zudem möchten wir noch weitere Gerätekategorien ins Sortiment aufnehmen. Du siehst, die Ideen gehen uns wirklich nicht aus.