Aktuell | 26. November 2020

Tipps gegen den Druck in der Kommunikationsbranche

Permanent erreichbar sein, Verantwortung für mehrere Projekte gleichzeitig übernehmen und unter Druck arbeiten: Eine Studie von newsaktuell und dem Meinungsforschungs-Startup Civey hat untersucht, welches die grössten Stressfaktoren in der Kommunikationsbranche sind. Wir haben die Resultate mit Stefan Vogler, Studiengangsleiter CAS Marketing Communications, Stefan Eggenberger, Leiter Center for Communications, und Bernhard Schweizer, Leiter Bachelor Business Communications, vorgelegt und nachgefragt, welche Tipps sie für die grössten Herausforderungen haben.

Kommunikation Unter Druck

Die erste Frage der Umfrage lautete: Haben Sie in ihren Jobs das Gefühl, permanent erreichbar sein zu müssen, auch nach Feierabend. 51% haben dabei mit «Ja, auf jeden Fall» oder «Eher ja» geantwortet. Kennt ihr das Gefühl und welche Tipps habt ihr, um abzuschalten?

Bernhard Schweizer: Ja, das Gefühl kennt heute wohl jeder. Aber bei ganz wenigen Anfragen nach Feierabend geht es um Dinge, die nicht auch am nächsten Tag beantwortet werden können. Die Online-Tools verleiten uns alle dazu, Dinge «rasch» zu erledigen: Mir kommt gerade eine Frage in den Sinn, also schicke ich die gleich los. Hier hilft eine kollektive Selbstdisziplinierung, in dem man solche Messages auch erst am nächsten Tag losschickt. Es gibt gerade bei Mails die wunderbare Möglichkeiten, Entwürfe zu verfassen. Gewisse Dinge erledigen sich dann auch von alleine und können schon als Entwurf gelöscht werden, ohne jemandem den Feierabend verkürzt zu haben.

Stefan Vogler: Zum Thema Abschalten habe ich folgende Tipps: Nehmt «abschalten» im wahrsten Sinne des Wortes: Flugmodus an, Gedanken an Pendenzen verdrängen, schöne private Erlebnisse wie Nachtessen mit Freunden planen, Kultur geniessen, Sport treiben etc. Erwartung von anderen könnt ihr managen, beispielsweise ansprechen, dass ihr an Feierabend nicht erreichbar seid. Dabei könnt ihr auch Abmachungen für Notfälle treffen.

Stefan Eggenberger: Auch ich kenne das Gefühl. Um abzuschalten, habe ich deshalb drei Tipps:

  • Die Agenda Hoheit liegt bei mir

  • Ich definiere, für was ich erreichbar bin

  • Ich formuliere Zusammenarbeitserwartungen proaktiv

77% der Befragten gaben an, eher oder sehr häufig gleichzeitig Verantwortung für mehrere Aufgaben mit hoher Priorität und Zeitdruck zu bearbeiten. Wie geht man am besten mit diesem Druck um?

Bernhard Schweizer: Das geht sicher den meisten Menschen so. Priorisieren ist wichtig, Zeitfresser wie z.B. ineffiziente, lange Besprechungen auf Schlankheitskur schicken. Ich persönliche arbeite mit einer flexiblen To-Do-Liste mit Post-its an der Wand.

Stefan Vogler: 

  • Tägliche Planung und Priorisierung und den Plan auch einhalten (fixe Zeitfenster)

  • Effizientes Arbeiten (z.B. jedes E-Mail gleich nach dem Lesen «erledigen» oder Bearbeitung später einplanen)

  • Sich in Gelassenheit üben (da habe ich noch viel unausgeschöpftes Potenzial…)

Stefan Eggenberger:

  • Konsequente Priorisierung und folgerichtige Ausrichtung auf die Ziele

  • Keine Partizipation bei Leerläufen, Doppelspurigkeiten usw.

  • Ständige Prozessverbesserung und Fokus auf «Simplicity»

Bei der Frage nach den grössten Stressquellen wurden unzuverlässige Teammitglieder (30%), schlechte Führung (27%) und unklare Aufgabenstellung (27%) am häufigsten genannt. Habt ihr hier gute Ratschläge, wie mit diesen Stressfaktoren umzugehen ist?

Bernhard Schweizer: Keine Sitzung/Besprechung ohne Traktandenliste und ohne Zusammenfassung der Beschlüsse – und wenn das nur für sich selber ist. Sonst bleibt immer alles im Ungefähren. Sachkenntnis und entsprechende Vorbereitung sind häufig wichtige Voraussetzungen. Ohne diese kann man nur schlecht entscheiden, delegieren, führen.

Stefan Vogler: Bei schlechter Führung rate ich die Führung für Aufgaben/Projekte im Hintergrund selbst zu übernehmen. Bei der unklaren Aufgabenstellung gilt: Bei oder sofort nach Auftragserteilung nachfragen und schriftlich festhalten bzw. den Auftraggebenden ihre Antworten bestätigen lassen vor der «Annahme» .

Stefan Eggenberger: Meine Tipps für die Wahl der Teammitglieder: Identifiziere die richtigen, trainiere sie hart, übergib den Handlungsspielraum und geh aus dem Weg…