Aktuell | 18. Oktober 2022

Wie Networking neue Plattformen schafft

Alexia Hungerbühler setzt sich für Diversität in Verwaltungsräten ein und gründete deshalb mit ihren Kolleginnen das Netzwerk «Women for the Board». Die Online-Plattform macht Frauen sichtbar und greift dabei stark auf das eigene Netzwerk zurück. Im Interview erklärt die Absolventin des MAS Business Communications HWZ mehr über den Verein und inwiefern sie das HWZ-Netzwerk auch heute noch pflegt.

Alexia Hungerbuehler Mas Business Communications

Alexia, du hast in diesem Jahr mit einigen anderen Frauen das Netzwerk «Women for the Board» gegründet, ein Netzwerk von Frauen, die sich für neue und/oder weitere Verwaltungsrats- oder Stiftungsratsmandate interessieren. Was waren eure Beweggründe?

Nachdem wir alle das Mentoringprogramm der Fachhochschule OST für Frauen, welche sich für VR-Positionen interessieren, absolviert haben, wollten wir aktiv dazu beitragen, dass wir unsere Netzwerke gegenseitig nutzen können. Wir sind alle auf der Suche nach einem Verwaltungsrats- oder Stiftungsratsmandat. Während unseren Networking-Aktivitäten haben wir festgestellt, dass wir eine Plattform benötigen, welche uns Sichtbarkeit gibt und uns die Kommunikation über unser Ziel extrem vereinfacht. Wir haben unsere Webseite im Juni erstellt und sind auf LinkedIn mit einer Gruppe und einer Unternehmensseite präsent. Dass wir nun einen Verein gegründet haben (übrigens nach nicht mal einem Jahr unseres Kennenlernens) ruht daher, dass wir auf sehr grosse Nachfrage gestossen sind. Wir haben ganz viele Anfragen von Frauen, die sich beteiligen wollen. Organisationen, die sich mit dem Thema beschäftigen haben uns nahegelegt, «etwas» zu präsentieren. So haben wir zur korrekten und professionellen Darstellung den Verein gegründet. Wir sind sechs Gründerinnen: Julia Boysen, Gudrun Haager, Désirée Harmuth, Evelyn Mauch, Ramona Urwyler und ich.

Schlussendlich geht es darum, der angeblichen Problematik, dass keine Frauen für den VR gefunden werden, entgegenzuwirken. Wir bieten die Lösung zu diesem Problem. Es gibt sie nämlich, die geeigneten und motivierten Frauen.

Woher kommt diese Nachfrage nach mehr Frauen in Verwaltungs- und Stiftungsräten?

Für uns ist es eine Selbstverständlichkeit, dass auch Frauen in den VR gehören. Es gibt so viele erfahrene und top-ausgebildete Persönlichkeiten. Wir erleben selbst, dass es immer mehr Frauen gibt, die ein Mandat suchen und dies auch aktiv kommunizieren. Innerhalb der Verwaltungsräte steigt nun der Druck, sich divers aufzustellen. Sie haben wohl auch gemerkt, dass homogene Teams nicht wirklich zukunftsträchtig sind. Die Medienberichte und Forderungen nach mehr Frauen in der Geschäftsleitung und im Verwaltungsrat widerspiegeln mit Sicherheit auch das Bedürfnis der jüngeren Generation, die damit aufwächst, dass Diversität (in allen ihren Formen) eine Selbstverständlichkeit ist.

Mittlerweile gibt es diverse Studien, die belegen, dass diverse Teams besseren Output liefern. Daher verstehe ich euer Anliegen. Aber was macht euer Netzwerk aussergewöhnlich oder wieso braucht es überhaupt ein Netzwerk in diesem Bereich?

Wir sind der Überzeugung, dass divers aufgestellte Teams wirtschaftlicher und nachhaltiger arbeiten. Mit divers ist dabei nicht nur eine Durchmischung der Geschlechter gemeint, sondern ebenso diverse Funktionen, Erfahrungen, Alter, Herkunft. Women for the Board ist bislang die einzige Online-Plattform, die Frauen sichtbar macht und die Profile gesammelt darstellt. Wir bieten quasi das Instrument zum Netzwerken und zur Suche nach einem VR-Mandat. Es ist ganz einfach: Je mehr Personen wir sind, desto grösser das gemeinsame Netzwerk und die Reichweite, demzufolge grössere Chancen, dass man gefunden wird.

Unser Credo lautet: gegenseitige Unterstützung und Nutzung des Netzwerkes. Wenn also jemand von uns ein Mandat angeboten bekommt, sie es aber nicht annehmen kann oder möchte, können die Headhunters oder die Auftraggebenden in unserem Netzwerk weitersuchen. Wir teilen öffentliche Vakanzen und andere hilfreiche Infos, die uns zum VR-Mandat führen. Schlussendlich ist das Ziel jeder einzelnen Kandidatin, ein Mandat zu finden. Das muss sie immer noch selber machen, denn wir vermitteln nicht. Bei der Lancierung unserer Plattform im Juni 2022 sind wir mit sechs Profilen gestartet – mittlerweile sind rund 30 Frauen präsentiert, die sich beim Netzwerken unterstützen. Der enorme Zuspruch und dieses Wachstum bestätigen uns.

Women for the Board Alexia Hungerbuehler

Verein Women for the Board

Du hast vor drei Jahren den MAS Business Communication an der HWZ abgeschlossen. Welche Erfahrungen aus dem Master halfen dir bei der Gründung eures Vereins?
Genau wie beim Lehrgang geht es darum, dass man sich gegenseitig unterstützt und die Stärken jedes einzelnen Mitgliedes nutzt. Wenn man gemeinsam an einer Projekt- oder Semesterarbeit arbeitet, schweisst das zusammen. Das haben wir auf dem Weg zur Vereinsgründung extrem gemerkt. Jede Gründerin leistet ihren Beitrag, trotz anspruchsvollem Job, Familie und Freizeit. Und der Netzwerkgedanke hat mir geholfen. Mit manchen Kolleginnen und Kollegen von der HWZ bin ich heute noch in Kontakt, unsere Gruppenchats werden ab und zu wieder aktiv und mit manchen habe ich sogar geschäftlich zu tun. Auch nach der HWZ pflege ich das Netzwerk.

Welche Erfahrungen aus dem Studium haben dir in der Vergangenheit geholfen?

Durch die Digitalisierung hat sich natürlich viel in der digitalen Kommunikation verändert und weiterentwickelt. Durch die verschiedenen CAS, insbesondere dem «Mobile Business & Ecosystems», bleibt man am Ball und ist auf dem aktuellsten Stand. Das ist natürlich nur eine Momentaufnahme, denn gerade in der Marketing-Kommunikation ist es wichtig, stets seine Kenntnisse aufzufrischen. Führung ist bei mir seit 2008 ein Thema. Deshalb war es für mich sehr wertvoll, mich mit anderen Führungskräften auszutauschen während des Studiengangs. Ich empfinde das als sehr bereichernd.

Wem würdest du den MAS Business Communications weiterempfehlen?

All denjenigen, die am Ball bleiben und sich mit aktuellen Themen in der Kommunikation weiterbilden möchten. Mir hat sehr gut gefallen, dass die meisten Fächer auf die aktuellen Bedürfnisse zugeschneidert sind und die Dozierenden ihr Wissen à jour halten.