Forschung | 12. November 2025

Wenn Flexibilität zur Vorsorgelücke führt: HWZ-Studie beleuchtet Schattenseiten moderner Arbeitsformen

Flexible Arbeitsmodelle fördern Freiheit und Vereinbarkeit – doch sie bergen Risiken. Eine neue HWZ-Studie zeigt: Viele Erwerbstätige in der Schweiz bleiben unter der Pensionskassenschwelle und sind damit ungenügend für das Alter abgesichert.

Headerbild Pk Studie Web

Flexible Arbeitsformen wie Teilzeit, Mehrfachbeschäftigungen oder Arbeit auf Abruf prägen den Schweizer Arbeitsmarkt. Sie ermöglichen eine bessere Vereinbarkeit von Beruf, Familie und Weiterbildung. Doch wer in mehreren kleinen Anstellungen arbeitet oder wenig verdient, erreicht oft nicht die Eintrittsschwelle der Pensionskasse – und bleibt damit von der zweiten Säule ausgeschlossen.

Eine im Frühjahr 2025 von der HWZ im Auftrag des Kaufmännischen Verbands Schweiz durchgeführte Studie liefert erstmals detaillierte Einblicke, welche Gruppen besonders betroffen sind. Die Ergebnisse zeigen: Frauen, Teilzeitangestellte, Mehrfachbeschäftigte und Personen mit Arbeit auf Abruf bleiben überdurchschnittlich häufig unter der Schwelle von CHF 22’050. Am stärksten ausgeprägt ist das Risiko im Detailhandel, aber auch im kaufmännischen Bereich zeigt es sich deutlich.

Innovative Datengrundlage und Forschungsmethodik

Um die komplexen Erwerbssituationen realitätsnah abzubilden, stützte sich das HWZ-Forschungsteam auf die aktuellsten Daten der Schweizerischen Arbeitskräfteerhebung (SAKE). Diese bietet eine differenzierte Erfassung der Beschäftigungsformen, enthält jedoch – und das war die methodische Herausforderung – keine separate Einkommensangabe pro Tätigkeit. Dadurch lässt sich der Anspruch auf die Pensionskasse nicht direkt bestimmen: Die Eintrittsschwelle richtet sich nicht nach dem gesamten Jahreseinkommen einer Person, sondern nach dem Einkommen jeder einzelnen Anstellung. Viele Erwerbstätige üben jedoch mehrere Tätigkeiten gleichzeitig aus – ihr Gesamteinkommen kann somit über der Schwelle liegen, während einzelne Beschäftigungen dennoch darunterbleiben.

Dieses methodische Problem löste die HWZ mit einer selbst entwickelten Berechnungsmethode, die Einkommen und Beschäftigungsgrade über mehrere Tätigkeiten hinweg konsistent abbildet. So liess sich erstmals präzise bestimmen, ob eine Person über oder unter der Pensionskassenschwelle liegt. Anschliessend bildete das Forschungsteam analytische Vergleichsgruppen, um Zusammenhänge zwischen Arbeitsformen, Einkommen und Vorsorgesituation systematisch zu untersuchen.

Relevanz für Wirtschaft und Gesellschaft

Die Studie der HWZ liefert neue empirische Einblicke in die Schweizer Arbeitsrealität. Sie zeigt, wie eng Arbeitsform, Einkommen und Altersvorsorge miteinander verknüpft sind und welche strukturellen Risiken mit zunehmender Flexibilisierung einhergehen.

Damit leistet die HWZ einen wichtigen wissenschaftlichen Beitrag zur Diskussion über eine gerechte und zukunftsfähige Altersvorsorge. Durch Forschung, die gesellschaftlich relevante Themen beleuchtet und methodisch neue Wege geht, trägt die HWZ aktiv dazu bei, Lösungen für die Herausforderungen des modernen Arbeitsmarktes zu entwickeln.