Aktuell | 28. April 2022

«Arbeiten in internationalen und virtuellen Teams gewinnt an Bedeutung»

Renato Gubser hat sich schon früh ehrgeizige Ziele gesetzt. Heute ist er CIO der BBC Group. Wir wollten vom ehemaligen Bachelor Wirtschaftsinformatik-Studenten mehr über seine Zeit an der HWZ erfahren, was eine erfolgreiche Führung in der Digitalen Transformation ausmacht und auf welche Themen er künftig stärker fokussieren würde.

Renato Gubser Absolvent Bachelor Wirtschaftsinformatik

Herr Gubser, Sie sind CIO von der BBC Group, einem Unternehmen, das Produkte im Bereich Sensorik, Verpackungen oder auch Medizintechnik herstellt. Zuvor waren Sie über mehrere Jahre CIO bei Lindt & Sprüngli. Wenn man Ihren Lebenslauf noch genauer anschaut, fällt auf, dass ihr Weg schon sehr früh in das eine Fachgebiet führt. Bewusst und geplant?

Informatik hat mich schon als Jugendlicher fasziniert, leider gab es aber damals noch keine Ausbildung zum Informatiker. So habe ich eine Berufslehre als Bauzeichner absolviert und dann die erste Gelegenheit genutzt, in die Informatik zu wechseln.

Nach dem klassischen Quereinstieg als IT-1st-Level-Supporter und Systemadministrator in der Halbleiter- und Pharmaindustrie mit ersten Führungsaufgaben habe ich mir das ambitionierte Ziel gesetzt, CIO zu werden. Als sehr grosse Bereicherung empfinde ich es, bereits in jungen Jahren vielfältige Erfahrungen in verschiedenen Unternehmen, Branchen und Kulturen gesammelt und so meinen Horizont kontinuierlich ausgedehnt zu haben.

Was begeistert Sie an Ihrem Aufgabengebiet?

Menschen und Technologie – der Einsatz von neuen Technologien, um Businessmodelle zu transformieren und bestehende Prozesse und Verfahren zu digitalisieren. Dies erfordert viel Kreativität, Verständnis fürs Business und ein Feingefühl für das Machbare. Die Menschen auf dem Weg des Changes zu begleiten – Chancen der Veränderung aufzuzeigen, Ängste abzubauen und die Freude und Faszination am Neuen zu wecken.

Zusammen mit allen Beteiligten die gesteckten Ziele zu erreichen und gemeinsam den Erfolg zu feiern, ist für mich die grösste Befriedigung.

Belohnt zu werden für den Mut, «gross» zu denken, grundlegende Veränderungen anzustossen und an den Teamerfolg zu glauben. Da die Digitalisierung und die digitale Transformation praktisch sämtliche Bereiche einer Unternehmung betreffen, ist man als CIO in alle Vorhaben eingebunden.

Digitale Transformation ist zu einem grossen Teil eine Führungsaufgabe. Was sind Ihre Führungsgrundsätze? Was macht heute erfolgreiche Führung aus?

Als wichtigste Eigenschaft erachte ich eine klare Kommunikation zu den Teammitgliedern, mit welcher Veränderungen, Entscheidungen, aber auch Aufgabenstellungen adressatengerecht vermittelt werden. Dabei ist es enorm wichtig, dass die Frage nach dem «Warum» gut begründet und so die Sinnstiftung für die Umsetzung einer Aufgabe gegeben ist. Weiter wichtig ist, dass man sich situativ in die Rollen des Unterstützers, Förderers, Veränderers oder Visionärs begeben und so die Führungsaufgabe intuitiv wahrnehmen kann. Last but not least: Den Mitarbeitenden die angestrebten Veränderungen vorleben.

Die Grundlagen für Ihre zukünftigen beruflichen Herausforderungen erwarben Sie vor einigen Jahren mit dem Bachelorstudium in Wirtschaftsinformatik an der HWZ. Können Sie sich noch erinnern, weshalb Sie sich damals für die HWZ entschieden haben?

Die HWZ war mir damals schon ein Begriff für ihren äusserst starken Wirtschaftsbezug, ein attraktives Curriculum und Dozierenden mit einem fundierten Fach- und Businessbackground. Zudem waren der Standort in unmittelbarer Nähe zum Zürich HB und der moderne Campus weitere Pluspunkte.

Wovon haben Sie am meisten profitiert? Wovon können Sie heute noch profitieren?

Neben dem vermittelten Wissen werden im Studium zahlreiche Situationen, Aufgaben und Herausforderungen simuliert, welche man im späteren Berufsleben in der einen oder anderen Form wiederfindet. Vor allem lernt man, wie man Beruf-, Familien- und Privatleben unter einen Hut bringt und unter grossen Belastungen professionell zu agieren.

Seit Ihrem Abschluss 2007 ist viel passiert. Der Modulplan des Studiums wurde über die Jahre natürlich laufend angepasst. Neue Themen sind hinzugestossen, gewisse Themen sind vom Plan verschwunden. Wenn Sie zurückblicken: Können Sie sich noch an ein Thema im Studium erinnern, das heute nicht mehr so relevant ist, damals aber war? Oder etwas, das eben damals schon sehr relevant war und immer noch ist?

Ich denke, das Wichtigste damals wie heute sind die Themen, bei welchen man erworbenes Wissen möglichst praxisnah anwenden kann. Dies geschah damals in Form von zahlreichen Gruppen- und Semesterarbeiten. Heute würde ich dem Thema des agilen Arbeitens und der Führung generell mehr Raum und Fokus geben. Dies zulasten der klassischen Wissensvermittlung.

Was sich in den letzten 20 Jahren selbstverständlich komplett verändert hat, sind die IT-Module mit Technologiebezug. Heute interessiert vor allem Blockchain, Artificial Intelligence und Cloudtechnologie-Architektur.

Gibt es Themen, die in Ihrer Position/in Ihrem Bereich immer weiter an Relevanz gewinnen und mit denen sich zukünftige Fachkräfte (Studierende) auseinandersetzen müssen?

Generell werden Softskills wie Leadership, das Aufnehmen, Verstehen und Visualisieren von Kundenbedürfnissen und das Arbeiten in internationalen und virtuellen Teams weiter stark an Bedeutung gewinnen.

Gibt es etwas, dass Sie unseren BWI-Studierenden auf den Weg mitgeben möchten?

Sucht euch bereits während des Studiums eine Herausforderung, wo ihr das gelernte Wissen möglichst praxisnah anwenden könnt. Weiter würde ich sehr empfehlen, ein oder zwei Semester an einer Partnerhochschule zu verbringen und so wertvolle kulturelle Erfahrungen zu sammeln.