Campus | 30. April 2020

Die Quereinsteigerin

Von Politikwissenschaften über Personalmanagement zur IT:  Silvana Cucu ist IT-Projektleiterin bei der Polizei Basel-Landschaft und absolviert den Bachelor Wirtschaftsinformatik HWZ. Im Interview erzählt die Studentin mehr über ihren ungewöhnlichen Werdegang, ihr grosses Flair für Zahlen und ihre persönliche Einstellung, Brückenbauerin zu sein.

Hwz Bild Silvana Cucu

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Frau Cucu, Sie haben einen interessanten Werdegang: Bevor Sie im Herbst 2019 mit dem Studium Bachelor Wirtschaftsinformatik (BWI) an der HWZ starteten, haben Sie bereits verschiedene berufliche Stationen absolviert. 

Ja, das stimmt. Angefangen hat es bei Themen wie Geschichte und Diplomatie, die mich schon ganz früh begeisterten. Dieses Interesse führte mich nach der Matura nach München für ein Studium in Politikwissenschaften, Kunstgeschichte und Wirtschaftsgeografie. Danach folgten Praktika beim Bundestag, internationalen Behörden etc. Irgendwie hat sich dann der Traum von der Diplomatie zerschlagen. Als ich nach dem Studium bei einem Automobilzulieferer im Personalbereich gelandet bin, kam ich zum ersten Mal mit SAP und weiteren IT-Programmen in Kontakt. Dabei merkte ich, dass mir dieses Gebiet liegt und ich mich dort wohl fühle. Nachdem ich weitere Erfahrung im Qualitätsmanagement sammelte – und auch dort wieder viel in der IT bewirken konnte – verschlug es mich für einen IT-Job in die Schweiz – für mich schon immer das Land meiner Träume. Nach weiteren IT-Stationen wechselte ich vor rund anderthalb Jahren zur Polizei Basel-Landschaft. Seither arbeite ich dort als IT-Projektleiterin. 

Das heisst, Sie sind eine Quereinsteigerin und stehen ohne Studium in diesem Bereich bereits mit beiden Füssen in der Welt der IT drin. Weshalb haben Sie sich dennoch für ein BWI-Studium an der HWZ entschieden?

Das war eine persönliche Entscheidung. Zum einen ist da das grosse Interesse an der Wirtschaft und das logische Verständnis für Fragen wie z.B. ‹Wie tickt die Wirtschaft?› und ‹Was bewegt die Wirtschaft?›. Zum anderen ist es die Begeisterung und das Flair für Zahlen, das in diesem Studium einen grossen Platz einnimmt. Es ist aber auch die Motivation, etwas zu bewirken. Obwohl man sich in der IT viel selber beibringen kann, stösst man eben auch an seine Grenzen und man kommt ohne erweitertes Wissen nicht weiter. Der Grund, weshalb ich mich dann für die HWZ entschieden habe, ist einfach: Zürich als Stadt, die optimale Lage direkt an der Europaallee, viele Start-ups und Google, die gleich um die Ecke sind, und natürlich die Möglichkeit, Beruf und Studium optimal zu verbinden. Ich weiss aufgrund der langfristigen Planung relativ genau, was mich im Studium erwartet und das hilft mir, meine beruflichen Aufgaben und Ziele zu erreichen. 

Nebst dem Studium arbeiten Sie 90% bei der Polizei Basel-Landschaft. Das sind mehr als die HWZ empfiehlt. Wie schaffen Sie Beruf und Studium unter einen Hut zu bringen?

Es ist alles sehr durchgetaktet. Ich pendle fürs Studium von Liestal nach Zürich. Das bedeutet, dass ich jeweils eine längere Zugfahrt vor mir habe – die ich aber auch fürs Arbeiten und Lernen nutze. Das alles funktioniert aber auch, weil mir das alles sehr viel Spass und Freude bereitet. Hinzu kommt, dass ich eine Arbeitgeberin habe, die mich dabei sehr unterstützt.  

Wie sieht Ihr Arbeitsalltag bei der Polizei aus?

Wir sind Teil der Sicherheitsdirektion und sind für die Sicherheit der Bevölkerung im Kanton Basel-Landschaft zuständig. Ich habe meine zugeteilten Projekte, die ich unter anderem mit Polizisten erarbeite. Sie arbeiten an der Front und haben ihre Schichten. Daher sind spontane Sitzungen schwierig. Um die IT-Projekte in der geplanten Zeit umzusetzen, ist es wichtig, alles gut im voraus zu planen. Projekte zu leiten, erfordert dabei die Vorbereitung und Nachbereitung von Sitzungen, das Halten von verschiedenen Präsentationen etc.

Natürlich ist auch die Digitalisierung bei der Polizei ein grosses Thema. Hier versuchen wir beispielsweise, unsere Mitarbeiter mithilfe von verschiedenen Applikationen à jour zu halten. Hinzu kommt, dass ich auch ab und zu ein bisschen Marketing für die IT mache und damit versuche, Innovation an die Frau bzw. den Mann zu bringen! ? 

Wie viel können Sie aus dem Studium in der Praxis umsetzen?

Wahnsinnig viel. Als ITProjektleiterin kann ich Studium mit der Praxis bestens miteinander verbinden. Es geht mir oft so, dass wir ein Thema im Studium behandeln, beispielsweise ‹Business Intelligence›, und ich dann am nächsten Tag meinen Chef darauf anspreche, wie weit wir in diesem Bereich sind oder was wir da verändern könnten. Es sind aber auch Grundlagen der Betriebsökonomie, die mir helfen, Dinge im Arbeitsalltag besser zu verstehen und die ich in meinen Arbeitsalltag dann auch gleich integriere. 

Wovon profitieren Sie im Studium am meisten?

Von sehr viel. Sei es das buchhalterische Verständnis, bei dem ich nun eine ganz andere Herangehensweise habe, wie beispielsweise in der Kalkulation von Projekten oder die Schweizer Rechtsordnung, was für mich ein relativ neues Gebiet war. Gerade erst haben wir das Vertragsrecht behandelt und schon achtete ich bei einem Vertrag auf ganz andere Dinge als bisher. Hinzu kommt speziell das Fach ‹Information System›. Hier erhielten wir im vergangenen Semester einen breiten Überblick über Themen wie ‹E-Commerce› oder Digitalisierung. Bis anhin habe ich von sehr vielen Fächern profitiert. Das bestätigt mir, dass die Entscheidung für das Studium an der HWZ die richtige war. 

Für wen eignet sich ein Wirtschaftsinformatik-Studium?

Es müssen ganz klar eine Zahlenaffinität und ein Flair für logisches Denken vorhanden sein. Zudem ist es wichtig, dass man sich als Brückenbauer zwischen der Wirtschaft und IT sieht. Man taucht in diesem Studium in zwei Welten ein: Wirtschaft und IT. Und es geht schlussendlich darum, den Spagat zwischen diesen zwei Welten schaffen zu wollen. 

In Ihrem Jahrgang sind fast ein Drittel der Studierenden Frauen. Für den neuen Lehrgang, der im Herbst beginnt, hat sich bisher noch keine Frau angemeldet. Was meinen Sie, woran liegt das?

Ich kann es mir nicht erklären. In meiner ganzen Laufbahn war es nie ein Problem, eine Frau zu sein. Es ging immer um Kompetenz, die Persönlichkeit und Durchhaltevermögen. Und da spielt es keine Rolle, ob man eine Frau oder ein Mann ist. Die IT galt sicher lange als Männerdomäne, doch die Branche wandelt sich und ich bin mir sicher, dass sich das Berufsbild eines IT-Mitarbeitenden in Zukunft verändern wird. 

Neu konzipierter Bachelor in Wirtschaftsinformatik HWZ

Im Herbst 2020 lanciert die HWZ den neu konzipierten Bachelor-Studiengang Wirtschaftsinformatik HWZ. «Der neu entwickelte Bachelor-Studiengang Wirtschaftsinformatik HWZ fokussiert sich auf die von der Schweizer Wirtschaft am stärksten gesuchten IT-Kompetenzfelder: Digital Business, Data Analytics und Machine Learning. Der hohe Anwendungs- und Praxisbezug gehört mitunter zu den wichtigsten Merkmalen unseres neuen Studiengangs», so der Studiengangsleiter, Prof. Dr Thomas Rautenstrauch. «Damit wollen wir unsere Studierenden optimal auf eine Karriere im Kontext der Digitalisierung bei Unternehmen und öffentlichen Verwaltungen vorbereiten.»

Mit dem neu konzipierten Bachelor Wirtschaftsinformatik HWZ sorgen wir für die richtigen Fachkräfte von morgen.