Aktuell | 17. Dezember 2020
Jasmin Schenk, Absolventin des CAS Future Insurance & Digital Transformation HWZ, war lange bei traditionellen Versicherungsanbietern tätig, bevor sie die Chance packte, als Akteurin zum Insurtech Start-up iptiQ zu wechseln. Wie sich dieses Start-up in der Branche positioniert, welche «Airbnb»-ähnlichen Projekte sie in ihrer Funktion betreut und weshalb der Zertifikatslehrgang sich nicht nur an diejenigen richtet, die bereits mitten in der digitalen Transformation stecken, erzählt sie im Interview.
Jasmin, du bist als Head Customer Interaction Lab bei iptiQ tätig, ein Insurtech Start-up der SwissRe. Ihr arbeitet im B2B2C-Bereich. Das heisst, ihr verkauft Versicherungslösungen an Kunden über eure Geschäftspartner?
Ja, das ist richtig. iptiQ verfolgt ein reines B2B2C Model, wobei wir Versicherungen nicht direkt dem Endkunden anbieten, sondern über unseren Geschäftspartner. Wir unterstützen unseren Partner, sein digitales Ökosystem mit Versicherungen zu erweitern, wobei sich iptiQ um die Versicherungsangelegenheiten kümmert.
Die Digitalisierung verändert den Versicherungsmarkt und auch das Kundenverhalten. Kunden sind gegenüber dem Versicherer weniger loyal. Laut Umfragen würden 60% eine Versicherung gar bei einer Bank oder einem vertrauten Brand kaufen.
Kunden sind sich von anderen Branchen einen einfachen und schnellen Service gewohnt, der auf ihre individuellen Bedürfnisse zugeschnitten ist; dasselbe fordern sie vom Versicherer. Traditionelle Versicherungsunternehmen setzen immer noch das Produkt in den Vordergrund, anstatt die Kunden.
Und wie löst ihr dieses Problem?
iptiQ entwirft zusammen mit den B2B-Partnern Versicherungslösungen, die auf deren Kundengruppe zugeschnitten sind. Bei der Entwicklung wirken Experten aus verschiedenen Bereichen der Versicherung sowie IT-Engineering, User Experience Design und Behavioral Economics mit. Das Angebot testen wir fortlaufend mit Probanden und verbessern Produkt und Dienstleistung aufgrund deren Rückmeldungen. Dieser Kreislauf wiederholt sich kontinuierlich und zwar vor sowie nach der Implementierung. Weil wir die Kunden von Anfang an miteinbeziehen, sind wir überzeugt, die perfekte Versicherungslösung an den Endkunden zu bringen.
Das klingt ja spannend. Darfst du einige Projekte verraten?
In Holland haben wir zum Beispiel für eine «Airbnb»-ähnliche Plattform von Wohnmobilen eine innovative Versicherungslösung entworfen, die es den Eigentümern ermöglicht, günstig und «on demand» eine obligatorische Vermieterschutzversicherung für deren Camper abzuschliessen. Das hat den Versicherungsmarkt komplett aufgewühlt, weil bestehende Versicherer dieses Motorfahrzeug-Produkt sehr teuer und nur durch einen Jahresvertrag vertrieben. Die Eigentümer konnten dank unserer Lösung ihre Camper spontan vermieten und verhalfen so vielen Familien während Corona sichere Ferien zu machen.
In der Schweiz bieten wir eine Haushaltsversicherung mit sehr guten Deckungen zu erschwinglicher Prämie an. Kunden wünschen sich Einfachheit und Flexibilität. Mit wenigen Klicks stellt man sich online seine individuelle Versicherung zusammen und kann diese auch täglich kündigen.
Das sind bloss zwei Beispiele dafür, dass Fremdanbieter mit innovativen Versicherungslösungen die Versicherungswertschöpfungskette erfolgreich angreifen und den Kunden so einen Mehrwert schaffen.
Vor deiner Tätigkeit bei iptiQ warst du bei traditionellen Versicherungsunternehmen tätig. Wie kam es zum Wechsel zu einem Unternehmen, das die digitale Insurance Transformation begleitet?
Ich bin seit 20 Jahren im Versicherungsgeschäft tätig und davon die meiste Zeit bei traditionellen Versicherern. Die Versicherungsindustrie befindet sich im wohl grössten Umbruch, getrieben durch die Digitalisierung. Da wollte ich nicht nur als Zuschauerin, sondern als Akteurin agieren. Folglich entschied ich mich für den MAS Digital Business, wo ich verschiedene CAS absolvierte, einschliesslich des CAS Future Insurance & Digital Transformation HWZ.
Du hast es gerade angesprochen. 2018 hast du den CAS Future Insurance & Digital Transformation HWZ abgeschlossen. Du gehörst damit zur Pionierklasse. Wovon hast du während des Zertifikatslehrgangs am meisten profitiert?
Das Package machte es aus und damit meine ich diese 3 Punkte:
Praxisbezogener Unterricht und vielfältige, lernreiche Themengebiete
Studienreise nach London und Besuch diverser Fintech / Insurtech Start-ups
Networking
Den CAS Future Insurance & Digital Transformation HWZ kann ich wärmstens empfehlen.
Ich nehme an, du kannst viel Gelerntes aus dem Lehrgang direkt in deinen Berufsalltag integrieren – du hast auch den optimalen Arbeitgeber dafür. Weshalb richtet sich dieser CAS aber auch an Versicherungsmitarbeitende, die noch nicht ganz so digital unterwegs sind?
Dieser CAS gibt den Studierenden die nötigen Mittel, deren Zukunft zu gestalten, sich neu auszurichten oder neue Ideen in die Firma einzubringen. Es braucht uns alle, um die digitale Transformation schneller voranzutreiben.
Du hast nicht nur den CAS Future Insurance & Digital Transformation HWZ abgeschlossen, sondern in diesem Jahr auch gleich den MAS Digital Business. Herzliche Gratulation zu diesem Erfolg. Doch so ganz verlassen willst du die HWZ zum Glück nicht: Seit diesem Jahr bist du auch als Dozentin an der HWZ tätig. Wie gefällt dir das Unterrichten?
Vielen lieben Dank. Die Arbeit als Dozentin ist äusserst erfüllend. Bislang unterrichtete ich an der HWZ über die Themen Insurtech, digital ecosystem und insurance as a service. Das Unterrichten, der Austausch mit den Studierenden ist bereichernd und vielleicht treffe ich den einen oder anderen Leser an der HWZ! Ich würde mich freuen.
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