Campus | 28. Juni 2021

Ethikpreis: Kommunikations-Absolvent wird ausgezeichnet

Terroranschläge und wie Medien darüber berichten: Mit diesem Thema hat sich Florian Hirschbühl, Absolvent Bachelor Business Communications und Alumni HWZ, in seiner Bachelor Thesis auseinandergesetzt. Dafür wurde er kürzlich mit einem Ethikpreis der Katholischen Kirche im Kanton Zürich ausgezeichnet. Wir haben mit dem Prämierten über die untersuchten Berichterstattungen gesprochen, erfahren, weshalb er sich für dieses Thema entschied und welche Tipps er Studierenden für die bevorstehende Abschlussarbeit hat.

Florian Hirschbuehl Ethikpreis 2021

Foto: Florian Hirschbühl an der diesjährigen Preisverleihung (zVg)

Florian, du hast dich in deiner Bachelorarbeit mit der Berichterstattung über Terroranschläge auseinandergesetzt. Wie kam es dazu? 

Zu jenem Zeitpunkt, als es eine Themenwahl für die Bachelor Thesis zu treffen gab, war das Thema Terror in Europa sehr präsent. Dies hat sich auch an der teils umfassenden und häufigen Medienberichterstattung gezeigt. Die geografische Nähe, die grosse Betroffenheit und vor allem auch die Motive für solche Akte interessierten mich generell sehr.

Zudem wollte ich mit der Arbeit einen konkreten Mehrwert schaffen und einen Nutzen stiften. Daher kam die Idee, überarbeitete Leitlinien für die mediale Praxis zu schaffen, die im konkreten Fall auf die Terrorberichterstattung angewandt werden könnten.

Du hast Berichterstattungen in vier verschiedenen Medien (20 Minuten, NZZ, SRF und TA) analysiert. Welche generellen Unterschiede sind dir dabei aufgefallen?

Ohne auf einzelne Medien einzugehen, kann ich einige Bereiche ausmachen, in welchen ganz unterschiedlich berichtet wurde. Als Erstes fiel auf, dass die Reaktionszeit der Medien sehr unterschiedlich ist. Während einzelne Plattformen direkt eine Push-Meldung loslassen, sammeln andere Medien zuerst Fakten, um wenig später mit mehr spezifischen Informationen berichten zu können. Daran lässt sich gleich anfügen, dass die Redaktion teils bei der Darlegung der Fakten bleibt, währende andere Redaktionen eine Einordnung bzw. einen Kommentar hinzufügen.

Ein weiterer Unterschied waren die unterschiedlich vollständigen Quellenangaben. Nicht in allen analysierten Berichten war klar ersichtlich, woher die Information stammt und wer somit für deren Richtigkeit garantiert.

Inhaltlich gibt es selbstverständlich auch Differenzen. Bei der Bildauswahl konnte ich deutliche Unterschiede feststellen. Wo teils Symbolbilder oder Stockfotos verwendet wurden, wurden anderswo Echtbilder (verpixelt) gezeigt. Weiter konnte ich auch genauere bzw. weniger genaue Schilderungen des Tathergangs ausmachen. Der Konkretisierungsgrad in den textlichen Ausführungen der Autorinnen und Autoren war ganz unterschiedlich.

Neben der Analyse hast du auch mit Fachexperten bzw. Journalisten gesprochen.  Wie konnten sie dir weiterhelfen?

Meine Gesprächspartner habe ich bewusst ausgewählt und anschliessend angefragt. Es war mir wichtig, dass sowohl Medienschaffende wie auch externe Beobachter und eine unabhängige Kontrollinstanz zu Wort kommen. Durch die geführten Interviews hatte ich Zugang zu Fachpersonen aus den Bereichen Print und TV sowie der Medienwoche und dem Presserat.

In meiner Bachelor Thesis kommen die unterschiedlichen Blickwinkel auf das Thema Medienberichterstattung bei Terror hervor. Die verschiedenen Perspektiven und Meinungen konnten mir dabei helfen, einen umfassenden Eindruck zu gewinnen und meine Erkenntnisse ins Endprodukt, die Leitlinien, einfliessen zu lassen.

Ein Ziel deiner Arbeit war es, herauszufinden, inwiefern die Medien ihre eigenen Regularien bezüglich Berichterstattungen über Terroranschläge einhalten. Was beinhalten diese spezifischen Regularien/Richtlinien?Es ist so, dass nicht alle Medien solche Regularien pflegen. Entweder wurden keine Leitlinien verfasst, oder es kommen jene einer externen Stelle, wie z. B. des Presserats, zum Zuge. Dabei spricht man dann von publizistischen Leitlinien, an denen sich die Medienschaffenden orientieren können. Im Grundsatz werden in den Regularien Faktoren des Persönlichkeitsschutzes behandelt. Dabei geht es z. B. um die Namensnennung, die Angabe zu Nationalität und Herkunft. Einige aus meiner Sicht sehr relevante Aspekte haben bisher keinen Platz in diesen Leitlinien gefunden. Auf genau diese fokussiert meine Bachelor Thesis und deren Anhang in Form der überarbeiteten Leitlinien.

Das zweite Ziel deiner Thesis war, dass die Erkenntnisse aus der Analyse ggf. zu neuen Leitlinien führen könnten. Was ist bei der Analyse herausgekommen? Im Laufe der Arbeit hat sich herausgestellt, dass bestimmte Leitlinien bereits verantwortungsvoll umgesetzt werden. Dabei sprechen wir mehrheitlich von Regeln, die den Persönlichkeitsschutz von Opfern und Tätern betreffen. Was den Umfang der vorhandenen Leitlinien betrifft, bestand jedoch noch Verbesserungspotential. Aus diesem Grund durfte ich als Endprodukt der Bachelor Thesis überarbeitete Leitlinien herausgeben, die genau diese ungeklärten Aspekte behandelt. Durch die konkreten Handlungsempfehlungen erhoffe ich mir, dass ein Instrument geschaffen wurde, welches bei der Medienberichterstattung zum Thema Terror zur Anwendung kommt.

Um in den Leitlinien nicht nur den Persönlichkeitsschutz abzubilden, habe ich auf weitere Kategorien fokussiert. Dies sind ein Allgemeiner Teil, die Bildverwendung, der Persönlichkeitsschutz/Intimität, die Risikoeingrenzung für Nachahmertaten und die Täterplattform.

Im Nachgang zur Bachelor Thesis hat das SRF ausserdem ein Informationsvideo veröffentlicht, welches deren journalistische Praxis und den Umgang mit Terror-Berichterstattung erklärt. Hier der Link. Ich hoffe, dies als Reaktion auf meine Recherchetätigkeit und das spannende Interview mit dem Chefredaktor TV SRF, Tristan Brenn, deuten zu dürfen.

Mit deiner Bachelorarbeit hast du einen Ethikpreis der Katholischen Kirche im Kanton Zürich erhalten. Glückwunsch! Was bedeutet dir diese Auszeichnung?

Über diese Anerkennung freue ich mich sehr. Als ich mich vor rund einem halben Jahr um den Ethikpreis beworben habe, mussten wir Terror-Akte vermehrt als gegenwärtige Bedrohung interpretieren. Dies auch in Europa. Durch die hohe Brisanz und die Betroffenheit aller von uns habe ich mich um eine Nominierung bemüht. Das Bewusstsein für diese Thematik zu schärfen und einen verantwortungsvollen Umgang vor allem in der Medienberichterstattung zu erwirken, war dabei mein Hauptziel.

Die Bachelorarbeit ist ein langer Prozess. Wie hast du die Zeit erlebt?

Die Zeit habe ich als sehr intensiv erlebt. Dies in einem positiven Sinne. Speziell gefallen hat mir an diesem Prozess die Eigenverantwortung und das selbständige Arbeiten entlang eines vorgängig definierten Zeitplans. Besonders spannend waren die zahlreichen Bekanntschaften, welche ich im Rahmen der Interviews knüpfen durfte. Ich hatte Einblick in die Tätigkeit verschiedener Redaktoren, habe viele interessante Meinungen gehört und auch die ein oder andere wichtige Diskussionen führen dürfen.

Welche Tipps hast du an alle, die ihre Bachelorarbeit noch vor sich haben?

Das A und O bei einer Bachelor Thesis ist eine sorgfältige Themenauswahl. Hier ist mein Tipp, sich definitiv Zeit damit zu lassen und eine Auswahl im Zweifelsfall nochmals zu überdenken. Wählt ein Thema, dass eure Wissensbegierde weckt und euch für ein halbes Jahr zu fesseln vermag.

Weiter empfehle ich, einen Zeitplan zu definieren und diesen zusammen mit der Betreuungsperson laufend zu prüfen. Sind die Zwischenziele umsetzbar? Bis wann müssen die Vorbereitungsaufgaben fertiggestellt sein? Wie viel Zeit brauche ich für die Reinschrift?

Auch wenn ich selbst nur wenige Betreuungstermine wahrgenommen habe, ist es eine Möglichkeit, wertvollen Input abzuholen. Dies sowohl in inhaltlicher wie auch in methodischer Hinsicht. Konkrete Fragen an die Betreuerin/den Betreuer helfen euch dabei speditiv voranzugehen.

Auch wenn ich mir darüber bewusst bin, dass die Bachelor Thesis eine wissenschaftliche Arbeit ist, bin ich der Meinung, dass die Sprache dem Leser angepasst sein sollte. Daher: Adressatengerechte Sprache verwenden. Schliesslich willst du, dass deine Arbeit gelesen wird, oder?

Deine Bachelorarbeit liegt nun bereits über ein Jahr zurück. Beschäftigst du dich weiterhin mit diesem Thema?

Glücklicherweise hat das Thema Terror und damit auch die Medienberichterstattung über Terror an Aktualität verloren. Selbstverständlich hoffe ich, dass dies auch künftig so bleibt. Aus persönlicher Sicht habe ich mich deshalb nicht mehr eingehend mit der Thematik befasst. Beruflich habe ich mich inzwischen auf die Unternehmenskommunikation und das Marketing ausgerichtet. Damit bin ich nicht mehr so nahe am medialen Umfeld und der redaktionellen Tätigkeit.

Ethikpreis der Katholischen Kirche im Kanton Zürich

Die Katholische Kirche im Kanton Zürich verleiht jedes Jahr den Ethikpreis an Abschluss- und Diplomarbeiten von Studierenden in Fachhochschulen oder im Nachdiplomstudium. Die Preisgelder liegen zwischen CHF 1’000 und 5’000. 

Bedingungen:

  • Bezug der Arbeit zu ethischen Fragen unabhängig des Faches und zu einem kirchlichen Berufs- oder Themenfeld

  • Thematische Originalität, ausdrücklich ethische Argumentation sowie Wissenschaftlichkeit in Methodik und Stil

  • Arbeit mit Note «Gut» oder «Sehr gut» bewertet

  • Regionaler Bezug zum Kanton Zürich oder der Schweiz erwünscht.

Es haben schon mehrere HWZ-Absolvierende den Ethikpreis erhalten. Auch im vergangenen Jahr wurden zwei Absolventinnen ausgezeichnet.