Medienmitteilung | 18. Oktober 2021
Der Detailhandel als einer der wichtigsten Beschäftigungszweige der schweizerischen Volkswirtschaft ist aktuell doppelt gefordert. Erstens durch den hohen Anteil an weiblichen Teilzeitbeschäftigten, die nach der Familiengründung nicht mehr in leitende Positionen zurückkehren können. Zweitens das geringe Ansehen in der Bevölkerung, das die Ausbildung zur Nachwuchsführungskraft im Detailhandel unattraktiv macht. Was tun? Dieser Frage ging Michèle Aschwanden, Absolventin Bachelor Betriebsökonomie HWZ, in ihrer Abschlussarbeit auf den Grund. Sie ist die diesjährige Gewinnerin des von der UBS verliehenen Nachhaltigkeitspreises für herausragende Bachelorarbeiten der HWZ.
V. l. n. r.: Dr. Claude Meier, Leiter Fachstelle Wissenschaftsmethodik HWZ, Preisträgerin Michèle Aschwanden sowie Patrick Bernhard, Marktgebietsleiter Firmenkunden Zürich Stadt bei UBS. Foto: Louis Rosenthal
«So stehen die Karrierechancen von Frauen im Detailhandel» betitelte der Tages-Anzeiger 2016 seine Ergebnisse einer grossangelegten Auswertung. Zwar herrsche unter dem Supermarktpersonal eine hohe Frauenquote, jedoch werden die Filialen meist von Männern geführt. Die Gewerkschafterin Priscilla Imboden begründete die tiefe Frauenquote auf Führungsebene damit, dass im Detailhandel auf Kaderstufe alternative Arbeits- und Teilzeitmodelle wenig akzeptiert sind. Folglich können die meisten Frauen im Detailhandel nach der Geburt ihres ersten Kindes ihre bisherige Führungsfunktion nicht mehr wahrnehmen und müssen eine andere übernehmen.
Top-Sharing, bei dem sich zwei Kadermitarbeitende eine leitende Funktion teilen und Aufgaben und Führungsverantwortung gemeinsam tragen, könnte Abhilfe schaffen. Die Ergebnisse aus der umfassenden qualitativen Untersuchung von Michèle Aschwanden, Absolventin Bachelor Betriebsökonomie, zeigen, dass durch die Einführung von Top-Sharing den weiblichen Nachwuchskräften im Detailhandel eine ganz neue Perspektive geschaffen werden kann, die sie dazu motivieren könnte, längerfristig in der Lebensmittelbranche tätig zu sein. Ausschlaggebend ist ihnen aufzuzeigen, dass durch Top-Sharing Familie, Karriere und Freizeitaktivitäten optimal vereinbar sind.
Dadurch dass die meisten Frauen im Detailhandel nach Geburt ihres ersten Kindes nicht in ihre bisherige Führungsfunktion zurückkehren können, bleibt wertvolles Know-how ungenutzt und ein späterer Wiedereinstieg wird schwierig. Einige Detailhandelsunternehmen haben bereits das Potenzial von Teilzeitführungsstellen für Frauen mit Kindern erkannt und ermöglichen ihnen eine Rückkehr in ihre Führungstätigkeit. Dadurch nutzen die Unternehmen das vorhandene Know-how weiterhin, und die weiblichen Führungskräfte können durch die Teilzeitführungstätigkeit die Familie mit ihrer Karriere optimal vereinbaren.
Michèle Aschwanden führte sage und schreibe 22 Interviews mit vier verschiedenen Personengruppen. Die Vielfalt unter den Befragten beeindruckt: Filialleiterinnen allen Alters mit und ohne Familie sowie mit oder ohne Top-Sharing-Erfahrung, junge weibliche Nachwuchskräfte, Unternehmensinhaber:innen, Verkaufsleiter:innen, HR-Verantwortliche, Expert:innen zu Frauenarbeit und Diversity. Diese Vielfalt verleiht den empirischen Ergebnissen eine besondere Aussagekraft, so die Jury des UBS-Nachhaltigkeitspreises.
Medienmitteilung: Detailhandel in der Krise – Kann Top-Sharing aus der Nachwuchskrise helfen?
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