Event | 20. Juni 2022
«Strategieentwicklung in nur 48 Stunden». Dies versprechen Sybille Sachs, Leiterin Institut für Strategisches Management: Stakeholder View HWZ, und Matthias Mölleney, Leiter des Center for Human Resources Management & Leadership HWZ, mit der von ihnen entwickelten Methode «Strategie Hackathon». Diese Methode erlaubt Unternehmen, eine innovative und zukunftssichernde Strategie in nur zwei Tagen zu entwickeln. Daniel Freitag, Mitgründer Freitag.lab AG, Yvonne Seitz, Head Human Resources Abacus, und Sarah Keller, Direktorin Bevölkerungsamt Stadt Zürich, berichteten von ihren Erfahrungen zum Thema Strategie.
Foto: Claudio Caflisch
Trotz wunderbaren Sommertemperaturen fanden über 70 Personen den Weg an die HWZ. Sie erfuhren in drei Input-Referaten vieles über agile Methoden, weshalb kompetenzbasierte Entscheidungen Sinn ergeben und wieso eine offene Fehlerkultur Unternehmen weiterbringt. Sybille Sachs, Leiterin Institut für Strategisches Management: Stakeholder View HWZ, und Matthias Mölleney, Leiter des Center for Human Resources Management & Leadership HWZ, führten durchs Programm und erklärten zu Beginn, was es mit dem Strategie Hackathon auf sich hat. Dank ihrer Methode ist es für Unternehmen möglich, in nur zwei Tagen grundlegende strategische Richtungen und Innovationen schnell zu initiieren. Die sieben Schritte dazu erklären sie im Podcast. Das dazugehörige Buch wurde kürzlich veröffentlicht und kann als E-Book bestellt werden.
Gemäss Sybille Sachs sind lange Analysen nicht der richtige Weg zur Strategie. Strategie entwickelt sich und verändert sich im Laufe der Zeit und ist daher mehr als nur ein Prozess zu verstehen. Im Strategie Hackathon wird eruiert, wie die generelle Ausrichtung einer Strategie aussieht.
Laut Sybille Sachs ist die Umsetzung zentral:
Illustration: Joël Mattle
Daniel Freitag, Mitgründer Freitag.lab, macht klar, dass er nicht an der HWZ ist, um seine Erfolge zu feiern, obwohl diese sehr beachtlich sind. Vielmehr will er darauf eingehen, wie wichtig das Team ist, wenn es um die agile Strategieentwicklung geht. 2016 führte Freitag Holacracy ein und hat es bis heute beibehalten. Viele Leute interpretieren flache Hierarchien als Chaos. Bei Freitag sei das Gegenteil eingetroffen. Seit der Einführung von Holacracy sei das Unternehmen strukturierter als je zuvor. Gemäss Daniel Freitag ist der richtige Weg, um Entscheidungen zu treffen, der Beratungsmodus. Hierbei geht es um gegenseitige Beratung und Expertise. Bei der Firma Freitag zählt daher die Hierarchie der Kompetenz. Mit dem Wort Consent umschreibt Freitag zudem den Prozess der Zustimmung:
Zum Schluss ging Daniel Freitag auf das zirkuläre Businessmodell ein. Auch da versucht die Firma Freitag eine Vorreiterrolle einzunehmen, indem sie ihre Vision von der Lastwagenplane zur Tasche und wieder zurückdenkt. Hierfür braucht es laut Freitag ein Zusammenspiel aller Player auf der Wertschöpfungskette, damit die Kreislaufwirtschaft vollständig und erfolgreich ist.
Auch die Lebensdauer der Produkte zu verlängern, gehört zu einer erfolgreichen Kreislaufwirtschaft. Dabei spielt das Ökosystem von Freitag eine entscheidende Rolle. So vernetzen sich Freitag-Taschenträger:innen jedes Jahr zu Black Friday auf der eigenen Freitag-App, um ihre Freitag-Artikel tauschen zu können, statt neue zu kaufen.
Yvonne Seitz, Head Human Resources Abacus, stellt das Unternehmen vor und betont, dass trotz mittlerweile über 400 Mitarbeitenden, die Vision und der Groove der drei Gründer, ehemalige HSG Absolventen, deutlich spürbar ist. Abacus ist bekannt für ihre Softwareprodukte. Ziel der Produkte ist, dass Technologie Mehrwert bringt und durch effizientere Prozesse, den Nutzer:innen mehr Zeit schenkt. Dass dieses Versprechen dem Kund:innen gegenüber auch im Unternehmen verankert ist, ist eine Sache des richtigen Mindsets und der richtigen Haltung der einzelnen Mitarbeitenden.
Yvonne Seitz ist seit einem Jahr bei Abacus und schätzt die Firmenkultur ihres Arbeitgebers sehr:
Der Fokus liege darauf, neugierig zu sein und zu bleiben, Neues auszuprobieren und aus Fehlern zu lernen. Dazu liefert Abacus ein inspirierendes Umfeld, in welchem Menschen das Beste aus sich herausholen können. Laut Yvonne Seitz ist Abacus keine durchstrukturierte Firma, sondern mehr ein Ort, an welchem sich die Mitarbeitenden entfalten und ihre individuellen Stärken einbringen sollen, sodass immer wieder Platz für neue Ideen da ist. Daher ist neben den fachlichen Fähigkeiten auch der «Cultural Fit» wichtig, ebenso wie das Verständnis, dass für eine innovative und auf Respekt basierende Unternehmenskultur jede und jeder Mitarbeitende wichtig ist.»
Sarah Keller, Direktorin vom Bevölkerungsamt der Stadt Zürich, absolvierte vor drei Jahren zum ersten Mal den Prozess des Strategie Hackathons. Sie ging auf die Umsetzung der Massnahmen ein. Was vor drei Jahren noch ein Hackathon für das Gesamtunternehmen war, wird nun pro Abteilung durchgeführt und hat beim BVA den Namen «Zukunftswerkstatt» erhalten. Für Sarah Keller ist zentral, dass die Strategie täglich gelebt wird und ein regelmässiger Austausch zwischen den verschiedenen Anspruchsgruppen stattfindet. Die Umsetzung der Strategie wird dabei regelmässig hinterfragt und überprüft. Gemäss Keller hat sich in diesen drei Jahren viel verändert beim BVA. Die Mitarbeitenden sind viel offener gegenüber Veränderungen geworden und haben ein grösseres Vertrauen, dass es gut kommt.
Erfolgsfaktoren und Stolpersteine laut Sarah Keller:
Lösungen werden gemeinsam erarbeitet
Es geht nicht um die Rollen, die Mitarbeitende haben, sondern um die Ideen
Kompetenzbasiert ist wichtiger als Top-Down oder Bottom-up
Bei Projekten wird mit Zwischenschritten gearbeitet (sind kleiner als Meilensteine)
Erfolge feiern – Dies gibt den Mitarbeitenden Motivation
Fehlerkultur etablieren
Transparente Kommunikation
Die Vision vom BVA ist, dass alle Mitarbeitenden, vom Bestattungsfahrer bis zur Zivilstandesbeamtin, die Vision kennen und alle wissen, dass sie etwas bewirken können, unabhängig ihrer Stufe.
Zum Schluss berichteten Laura Oderbolz, Studentin MAS Business Communications HWZ, und Lazar Prodanovic, Student MSc Business Administration HWZ, wie sie den Strategie Hackathon im Rahmen des Unterrichts erlebt haben. Für Laura Oderbolz waren drei Dinge zentral:
Der Hackathon hilft nicht nur der strategischen Ausrichtung, nein, er ist auch fürs Teambuilding relevant
Nebst deinen fachlichen Kompetenzen steht im Strategie Hackathon auch deine Persönlichkeit im Mittelpunkt
Der Hackathon inspiriert, Dinge umzusetzen
Für Lazar war es besonders wertvoll, dass er den Hackathon am Beispiel seines Start-ups durchführen konnte. Die sieben Schritte haben ihm sehr dabei geholfen, diese Ausrichtung zu strukturieren. Die Inputs seiner Mitstudierenden gaben ihm zudem wertvolle Hinweise für die Zukunft.
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