Aktuell | 20. Februar 2024

«Der digitale Euro wird kommen, nicht nur für Deutschland, sondern für den gesamten Euroraum»

Dr. Joachim Wuermeling ist Prof. an der European School of Management and Technology in Berlin und Rechtsanwalt bei Allen&Overy in Frankfurt und ist neu Dozent im CAS Digital Asset Specialist in Finance an der HWZ. Im Interview spricht er über den Zusammenhang zwischen Finanzindustrie, Innovation und Digitalisierung sowie über die Entwicklung von digitalen Lokalwährungen und deren Chancen und Risiken.

Esmt Joachim Wuermeling 2024

Herr Dr. Wuermeling, Sie sind neu als Dozent im Studiengang CAS Digital Asset Specialist in Finance HWZ tätig. Wie sehen Sie die Finanzindustrie in Bezug auf Innovation und Digitalisierung?

Die digitale Transformation wird die Finanzbranche grundlegend verändern. Die Zeichen der Zeit werden langsam erkannt. Aber der Wandel stösst auf viele Widerstände und findet zumindest in Europa nur zögerlich statt. Das öffnet der Disruption von aussen Tür und Tor.

Sie gehören seit 2016 dem Vorstand der Deutschen Bundesbank und damit auch dem Aufsichtsgremium der Europäischen Zentralbank (EZB) an. Welche Chancen sieht die Bundesbank in einer digitalen nationalen Währung?

Der digitale Euro wird kommen, nicht nur für Deutschland, sondern für den gesamten Euroraum. Wenn er als verlässliches nationales Zahlungsmittel auf der Blockchain verfügbar ist, birgt er ein enormes Potenzial für die Digitalisierung der gesamten Wirtschaft.
Dr. Joachim Wuermeling, Dozent im CAS Digital Asset Specialist in Finance HWZ

Sie haben in Ihrer Funktion bei der Deutschen Bundesbank die weltweite Entwicklung sehr genau beobachtet. Gibt es erfolgreiche Beispiele für digitale Landeswährungen, die Sie beeindruckt haben? 

Die bisherigen Versuche waren nicht sehr erfolgreich, weil die Bürgerinnen und Bürger das digitale Geld aus unterschiedlichen Gründen nicht angenommen haben. Die Prototypen des Innovation Hub der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich haben mich jedoch begeistert.

Wir sehen, dass Technologien aus der Kryptowelt in die traditionelle Finanzwelt übernommen werden. So werden heute beispielsweise Aktienregister auf einer Blockchain erstellt und geführt. Wie sehen Sie diese Entwicklung und wie schätzen Sie die Adaptionsfähigkeit der traditionellen Banken ein?

Blockchain ist eine Basistechnologie für verschiedenste Anwendungsfälle und eröffnet ein enormes Innovationspotenzial. Dieses auszuschöpfen ist aber Aufgabe der Unternehmen selbst, auch der Banken. Vor ihnen liegt noch ein spannender Weg.

Wie sieht die Bundesbank ihre Rolle bei der Aufklärung der Gesellschaft über Risiken und Chancen von digitalen nationalen Währungen?

Das ist eine Bringschuld der EZB und der nationalen Zentralbanken, aber keine klassische Aufgabe. Kein Wunder, dass das bisher nur bedingt gelingt. Die Bürger:innen oder Unternehmen wollen eigentlich nur wissen, was ihnen eine digitale Währung bringt, während die Zentralbanken eher aus ihrem Mandat heraus argumentieren.

Worauf freuen Sie sich am meisten, wenn Sie im Januar Ihre Arbeit an der HWZ aufnehmen?

Ich bin sehr gespannt auf die Studierenden, die sich schon heute mit diesem Zukunftsthema auseinandersetzen wollen. Wir lehren hier weniger im traditionellen Sinne, sondern begeben uns gemeinsam auf eine Entdeckungsreise. Das finde ich ausserordentlich spannend.

CAS Digital Asset Specialist in Finance HWZ

Im CAS Digital Asset Specialist in Finance erhalten Sie einen detaillierten und sehr praxisorientierten Einblick in sieben neue Assetklassen. Dieser CAS legt grossen Wert darauf, dass Sie alle Prozesse der neuen Assetklassen selbst erfahren. Der Studiengang vermittelt nicht nur die praktische Erfahrung, sondern ermöglicht Ihnen auch eine berufliche Weiterentwicklung als Digital Asset Specialist in Finance.

Infoveranstaltungen

  • Freitag, 23. Februar 2024, 18.15 Uhr – Anmeldung

  • Freitag, 08. März 2024, 18.15 Uhr – Anmeldung

  • Freitag, 22. März 2024, 18.15 Uhr – Anmeldung

  • Freitag, 05. April 2024, 18.15 Uhr – Anmeldung