Aktuell | 18. November 2021
Welchen Vorteil hat die interne Beratung gegenüber der externen? Und auf welche Fähigkeiten kommt es bei der professionellen Beratung in Zukunft an? Barbara Zenklusen und Stefan Dähler, Dozierende im CAS Business Consulting HWZ, geben im Interview Antwort. Dabei gehen sie auf den Studiengang ein und erklären, wovon die Teilnehmenden profitieren und welche Rolle die Practice Days im CAS spielen.
Barbara und Stefan, in eurem Studiengang bildet ihr professionelle Inhouse-Beraterinnen und Berater aus. Wie ist der aktuelle Trend bei Unternehmen: Werden mehr Beratungsdienstleistungen intern abgedeckt oder nach wie vor mit externen Beratungsfirmen gearbeitet? Welche Rolle spielt die interne Beratung in den Unternehmen zurzeit?
Barbara Zenklusen: Unternehmen haben heute mehrheitlich erkannt, dass eine Kultur der Veränderungsfähigkeit ein wesentliches Merkmal für nachhaltigen Markterfolg darstellt. Damit verbunden stehen das kontinuierliche Lernen, das sinnvolle Antizipieren neuer Trends sowie die stetige Weiterentwicklung der Führungskräfte und Mitarbeitenden im Zentrum des organisationalen Alltags. Um die Potenziale des heutigen Zeitalters sinnvoll auszuschöpfen, fokussieren Unternehmen immer mehr darauf, sich in Richtung lernende Organisation zu entwickeln. Neue Muster im Denken und Handeln werden notwendig. Diese lassen sich nicht mehr durch standardisierte Beratungskonzepte etablieren. Ein stetiger Lernprozess wird notwendig. Die interne Beratung übernimmt hier heute eine tragende Rolle.
Stefan Dähler: Ja, der Schwerpunkt des CAS Business Consulting liegt bei der internen Beratung. Allerdings gibt es sehr viele Aspekte und Themen in diesem CAS, die auch für externe Berater gelten. Gemeinsam ist in beiden Fällen der Bedarf von Organisationen, in strukturierter und professioneller Weise unterstützt zu werden bei den zunehmend komplexen und vernetzten Herausforderungen unserer schnelllebigen Zeit. Die Nachfrage nach Beratungsleistungen ist seit Jahrzehnten steigend und hat nicht zuletzt mit den vielschichtigen Möglichkeiten und Anforderungen im Zusammenhang mit der Digitalisierung nochmals einen Schub bekommen.
Welchen Vorteil hat die interne Beratung gegenüber der externen Beratung?
Barbara: Die interne Beratung hat sich heute in vielen Unternehmen als eigenständiger Bereich etabliert. Sie verfügen über ein sehr aktuelles und meist sehr profundes Wissen über die Organisation, die inhärenten Muster, offizielle und inoffizielle Regelkreise.
Zudem beobachte ich, dass eine gut etablierte interne Beratung Themen (Risiken, aber auch Chancen) schneller adressiert und somit Lernen und Entwicklung schneller vorantreiben kann. Es gibt jedoch auch Schnittmengen zwischen interner und externer Beratung. Aus meiner Sicht haben beide Ansätze ihre Berechtigung. Ich erlebe es sogar als sehr wertvoll, wenn externe und interne Berater:innen ihre Synergien bestmöglich bespielen.
Stefan: Etwas akademisch formuliert sind interne Berater ja «Teil des Systems». Das ist ein grosser Vorteil, wenn es darum geht, die Macht- und Einflussverhältnisse in der Organisation richtig einzuschätzen oder auch interne Netzwerke und Expert:innen im Sinne der Zielsetzung des Auftrages zu nutzen. Interne Berater:innen kennen die spezifischen Verhältnisse ihrer Branche und Firma im Detail und sie wissen zudem, wie sie mit ihren «Pappenheimern» optimal umgehen können.
Wird der Stellenwert der internen Beratung zukünftig steigen und braucht es in Zukunft immer mehr Fachexpert:innen?
Barbara: Der Stellenwert wird zukünftig steigen, was auch die Entwicklung der internen Beratung in den letzten Jahren aufzeigt. Unternehmen sind gut darin beraten, richtig zu verstehen, welchen Mehrwert Beratung nachhaltig leisten soll. Interne Beratung kann viele unterschiedliche Aufgabengebiete beinhalten. Wie die externe Beratung auch. Es geht vielmehr darum zu verstehen, welche Kernkompetenzen ein Unternehmen in welcher Phase intern aufbauen muss, um die notwendige Entwicklung zu ermöglichen. Davon abgeleitet stellt sich die Frage, wie sie zu diesen Kompetenzen gelangen. Sind sie intern vorhanden, gilt es diese zu fördern. Falls nicht können mit Unterstützung von extern aufgebaut werden. Externe Beratung sollte in Zukunft mehr als Prozessbegleitung verstanden werden, die mit den Organisationen und deren Menschen arbeitet und sie darin unterstützt, Stärken und Potenziale zu entwickeln.
Stefan: Das hängt auch etwas von der Grösse einer Unternehmung ab. Kleinere Unternehmen bis vielleicht etwa 200 Mitarbeiter können sich eigene spezialisierte Kräfte für echte Beratungsleistungen i. d. R. nicht leisten. Auch grössere Firmen setzen nach wie vor erfahrene externe (und damit «neutral aussenstehende») Consultants ein, von denen sie nicht zuletzt den inhaltlichen Transfer von «best practice» aus anderen Firmen und Branchen erwarten. Aber der Stellenwert der internen Beratung wird wichtiger, das ist definitiv erkennbar.
Was ist bei einer professionellen Beratung besonders wichtig?
Barbara: Neben dem Wissen um Methoden, Instrumente, gehört heute das Wissen um das Thema Leistungsfähigkeit von Organisation und Mensch in den Fokus jeder Beratertätigkeit. Daher ist es uns auch wichtig, in diesem CAS die Neurowissenschaften zum Thema zu machen. Zum einen müssen wir heute den Anspruch haben zu verstehen, mit welchen Strukturen, Rahmenbedingungen und Führungsansprüchen wir Leistungsfähigkeit ermöglichen können und diese entsprechend auch als Berater:innen einzufordern. Zum anderen sollten wir uns gezielt aktuelles Wissen darüber aneignen, wie Begeisterung, Lern- und Veränderungsfähigkeit wirklich funktionieren kann. Zumal hilft es, unsere eigenen Fallstricke als Berater:in zu erkennen und mit etwas mehr Demut auf Organisationen und deren Menschen zuzugehen.
Stefan: Eine gute Frage, die für uns wegweisend war für die Konzeption des Studiengangs vor über drei Jahren. Die Anforderungen sind vielschichtig. Das fängt damit an, dass ein Berater vielschichtige und prioritäre Problemfelder frühzeitig (selber) erkennt, sie strukturieren kann und Wege findet, dass die Organisation zu Lösungen kommt. Das ist der Unterschied zu einem reinen Projektleiter: Ein guter Consultant tickt proaktiver und unternehmerischer. Deshalb sind möglichst unabhängige und emotional intelligente Persönlichkeiten gefragt, die einen breiten Sachverstand haben und ihre Kenntnisse stetig weiter entwickeln. Dazu gehört auch Neugierde und Menschenliebe, weil letztlich nur Menschen Veränderungen umsetzen werden. Ein Berater kann ein Experte auf einem Gebiet sein, womit er für spezifische Fachfragen die «richtigen» Antworten liefern muss. Doch die meisten Berater verstehen sich als «Change Agent». Das bedeutet, dass sie ihren Teil dazu beitragen, dass eine Organisation sich selber in die richtige Richtung verändert.
Euer Studiengang ist so aufgebaut, dass die Teilnehmenden sowohl ihre persönlichen und sozialen sowie auch funktionalen Fähigkeiten und ihr Branchen-Know-how erweitern. Dies wird mit der globalen Umwelt verknüpft. Wie genau darf man sich das vorstellen? Wie sieht der Aufbau aus?
Barbara: Wir bewegen uns in einer komplexen, zumal komplizierten Welt. Zu meinen, als Berater:in könne ich mit Instrumenten und Methoden Einfachheit in ein solches System bringen, wäre falsch.
Wir bringen sozusagen die Unterschiede des Marktes in den Studiengang hinein und fördern einen intensiven Perspektivenaustausch- und wechsel.
Stefan: Das methodische Rüstzeug für zum Beispiel Organisationsanalyse oder Prozessoptimierung oder auch Strategiearbeit oder Geschäftsmodell-Entwicklung ist fundamental. Dann gibt es Module, bei denen es um Fachthemen geht, also zum Beispiel Besonderheiten der digitalen Transformation oder Internationale Vermarktungsansätze. Während mehreren Tagen befassen sich die Studenten mit dem Beratungsansatz an sich, mit den damit verbundenen Prozessen, aber auch verschiedenen Rollen und Profilierungsmöglichkeiten als Berater:in. Am wichtigsten sind für uns alle die regelmässigen Anwendungen des Gelernten in zahlreichen Fallstudien und bei konkreten Firmen im Feld.
Wovon profitieren die Studierenden ganz speziell? Was macht diesen Studiengang einzigartig?
Barbara: Der CAS wurde von einer Gruppe von Dozierenden mit Stefan, mir und unseren Kollegen Christian Wilhelm und Kurt Maurer aufgebaut, die sehr divers ist. Diese spannende Vielseitigkeit bietet ein intensives aber manchmal auch herausforderndes Lernsetting. Uns allen gemein ist die enorme Leidenschaft im Thema Beratung und die Überzeugung, dass wir auf der einen Seite einen Beitrag für die Entwicklung zukunftsfähiger Organisationen leisten können. Zudem steht für uns alle der Mensch im Zentrum unserer Dozententätigkeit und so sind wir alle bestrebt, die Teilnehmenden in einem guten Mass zu fordern und sie dabei in ihrer eigenen Entwicklung zu fördern.
Stefan: Ich denke gerade die Anwendung des Gelernten in realen Fällen sowie in der Praxis bei zwei Firmen ist wirklich einmalig. Wir sind vier sehr erfahrene Dozent:innen, seit Jahrzehnten berufene interne und externe Berater:innen. Du kannst Dir vorstellen, dass damit der Unterricht über die 18 Tage gespickt ist mit spannenden Anekdoten und ganz praktischen Tipps. Die Klassen haben zwischen 12 und maximal 20 Studierenden, da kann man auf individuelle Bedürfnisse eingehen.
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