Campus | 10. November 2020
Leo Herzog ist einer von 12 Absolvierenden des Pionierstudiengangs CAS Digital Wealth Management. In seiner Zertifikatsarbeit hat er sich mit der digitalen Transformation in der Vermögensverwaltung auseinandergesetzt. Er hat dabei fünf Tipps für unabhängige Vermögensverwalter herausgearbeitet, die helfen sollen, der Transformation mit Neugier gegenüberzutreten. Gemäss Leo Herzog ist es wichtig, die digitale Transformation als Veränderungsprozess mit all seinen Chancen und Opportunitäten zu verstehen und sich davor nicht zu fürchten.
Voraussetzung, um die Vorzüge der digitalen Transformation zu nutzen, ist die Bereitschaft sich modernisieren zu wollen. Unabhängige Vermögensverwalter sollten sich zuerst die klassischen Fragen der Strategiefindung stellen: Was ändert sich? Wo stehe ich heute? Wo will ich hin und wie kann ich das erreichen? Eine digitale Strategie zu haben, wäre der Idealzustand. Einen klaren eigenen Standpunkt zu beziehen, schon ein guter Anfang. Leo Herzog empfiehlt, sich für das Thema zu interessieren, sich weiterzubilden und mit Gleichgesinnten auszutauschen.
Das Investitionsverständnis der nächsten Kundengeneration wird vielleicht ein komplett anderes sein, als heute. Es ist durchaus möglich, dass Vermögen umfassender definiert wird und immaterielle Güter wie Ausbildung, Gesundheit und auch Nachhaltigkeit ebenso relevant werden, wie die materiellen Vermögenswerte. Die Rolle des Kundenberaters/Kundenberaterin wird sich verändern und mehr in Richtung Problemlöser/in bewegen. Kundenberatende von unabhängigen Vermögensverwaltern haben den Vorteil, einen ausgesprochen direkten und persönlichen Kontakt zu Kunden zu pflegen. Dieser wertvolle Zugang sollte unbedingt genutzt werden. Proaktiv, regelmässig und bewusst sollen die sich verändernden Bedürfnisse bei den Kunden abgeholt werden, um künftig gesamtheitliche Lösungen statt nur Produkte und Dienstleistungen anbieten zu können. Ein Bedürfnis hat sich bereits klar herauskristallisiert, Kunden werden digital affiner und wünschen zukünftig auch digitale Interaktionsmöglichkeiten. Die Fähigkeit des Kundenberaters, die persönliche Kundenbeziehung zu digitalisieren wird zum zentralen Erfolgsfaktor. Der persönliche Kontakt sollte anhand digitaler Technologien erweitert werden und so komplementär zur persönlichen Betreuung stehen.
Um zukünftig überhaupt noch im Spiel zu bleiben, müssen vor allem grössere, unabhängige Vermögensverwalter eine digitale Basis schaffen. Dabei sollten vermehrt digitale Anwendungen und Werkzeuge eingesetzt werden. In einem ersten Schritt sollten Prozesse durch geeignete Anwendung optimiert werden. Hierbei ist es wichtig die Effizienz von administrativ aufwendigen Prozessen zu steigern. Bei der Suche der richtigen Anwendung/Lösung gilt es sich für diese zu entscheiden, die die eigene Wertschöpfungstätigkeit am besten unterstützt und die grössten Schwächen ausmerzt.
Um gegen grosse oder auch branchenfremde Anbieter wettbewerbsfähig zu bleiben, ist eine Öffnung gegenüber Partnern unumgänglich. Aus Partnerschaften ergeben sich neue Möglichkeiten und Opportunitäten. Die aktive Beteiligung am Ecosystem und der Zusammenschluss mit Partnern kann zu einer besseren und umfassenderen Dienstleistungserbringung führen. Ausserdem bieten sich dadurch auch Möglichkeiten, Synergieeffekte zu nutzen und Risiken breiter abzustützen. Das Eingehen und die Pflege von Partnerschaften sind mit viel Aufwand verbunden. Wichtig hierbei sind Geduld, Vertrauen, Respekt und die Bereitschaft offen zu sein für Neues und Unbekanntes. Ausserdem sollte man nicht primär an den eigenen Vorteil denken und einen Quick-Win erwarten, sondern den eigenen Horizont erweitern und verstehen, welche Möglichkeiten sich daraus ergeben.
Die digitale Transformation fordert von Unternehmen viel Flexibilität. Voraussetzung um Handlungsoptionen zu entwickeln, ist sich der Chancen und Risiken der Transformation bewusst zu sein. Der Planungshorizont ist beschränkt und Anpassungen können früher als erwartet notwendig sein. Leitbilder und Visionen schaffen Orientierung in diesem komplexen Umfeld. Es gilt Mut zu haben, getroffene Entscheide zu revidieren, neue Perspektiven zuzulassen und Neues auszuprobieren. Auch Scheitern zu dürfen, muss erlaubt sein. Wer direkt, verständlich, verlässlich und vertrauenswürdig ist, schafft Sicherheit und ist dadurch überzeugend und folglich auch handlungsfähig.
Leo Herzog ist Partner bei Sound Capital AG, einem der grössten Vermögensverwalter der Schweiz. Neben der Leitung technisch und betriebsorganisatorischer Projekte ist er für den Betrieb und die Weiterentwicklung der zentralen Business-Applikation, sowie der IT- und Kommunikationsinfrastruktur verantwortlich. Nach dem Studium der Wirtschaftswissenschaften an der Universität St. Gallen (HSG) startete Leo Herzog seine Karriere bei einer Unternehmensberatung, wo er bei Schweizer Privatbanken als Business Analyst und Projektleiter tätig war. Danach arbeitete er bei verschiedenen Privatbanken als Projektleiter und Applikationsverantwortlicher.
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