Podcast | 21. April 2022
Das Gesundheitswesen ist eine der letzten grossen Branchen, in welcher der massive Digitalisierungsschub noch ansteht. Die Potenziale sind gross, noch werden sie aber zu wenig genutzt. Weshalb dem so ist und welche Fachkräfte sich mit dieser Thematik auseinandersetzen sollten – wir haben bei Sven Ruoss und Fabian Bischof, Leiter des Academy-Seminars Digital Health, im Podcast nachgefragt.
Ferien werden online gebucht, das Zug-Ticket löst man mit «EasyRide», eine App-Funktion der SBB, und auch den Einkauf in der Migros oder im Coop erledigen viele mit der Self-Checkout-Möglichkeit der Detailhändler. Die meisten Branchen nutzen die Vorteile der Digitalisierung. Doch weshalb spürt man gerade in der Gesundheitsbranche noch wenig davon? Sven Ruoss, CAS Digital Leadership HWZ und Co-Leiter des Academy-Seminars Digital Health:
Das Gesundheitswesen ist ein hochkomplexes System. Es sind viele verschiedene Parteien involviert. Ob Arztpraxen, Apotheken, die Pharmabranche, der Staat, die Krankenversicherungen oder auch die Patienten – alle haben unterschiedliche Ansprüche an das Gesundheitswesen. Das ist sicher einer der Gründe, weshalb es mit der Digitalisierung in der Gesundheitsbranche so schleppend vorangeht.
Es standen im Gesundheitswesen in den letzten Jahren aber auch vermehrt andere Investitionen an, fügt Fabian Bischof, Digitalisierungsexperte im Gesundheitswesen und Co-Leiter des Seminars Digital Health, hinzu: «Es fehlt an der Investitionsfähigkeit. Digital bedeutet auch, dass man ins Thema investieren muss. Es wurde in den letzten Jahren aber vor allem in die physische Infrastruktur investiert wie beispielsweise in die Jahre gekommenen Spitalbauten. Die digitale Infrastruktur wurde vernachlässigt.».
Wenn man auf die Tourismusbranche blickt, in der die Digitalisierung weit fortgeschritten ist, darf nicht vergessen werden, dass es beispielsweise nicht die Hotellerie war, die die Online-Buchungsplattformen ins Leben rief, sondern ein Unabhängiger, der mit diesem Plattformgedanken zur Schnittstelle zwischen Kunde und Anbieter werden wollte. Im Gesundheitswesen sei dies bis anhin noch niemandem gelungen. Die Frage stelle sich natürlich, ob dies in absehbarer Zukunft passiert, so Fabian Bischof. Sven Ruoss rät dem Schweizer Gesundheitswesen auch aufgrund solcher Beispiele proaktiv in die Digitalisierung zu investieren, damit sie selber bestimmen können, wie die nächsten Schritte in Sachen Digitalisierung aussehen.
Weil der massive Digitalisierungsschub in der Gesundheitsbranche noch ansteht, braucht es gut ausgebildete Fachkräfte, die diesen Wandel mitgestalten können. In einem 2-tägigen Academy-Seminar Digital Health anfangs Juli sowie im September wollen die beiden Digitalisierungsexperten Sven Ruoss und Fabian Bischof Führungskräften aus dem Gesundheitswesen Einblicke in die Art und Weise vermitteln, wie menschenzentrierte Innovation das Gesundheitswesen in der Digitalisierung vorantreiben kann. Dabei lernen die Teilnehmenden konkrete Methoden und Werkzeuge kennen, um die nächsten Herausforderungen in ihrer Organisation anzugehen.
Wie man Mitarbeitende im Gesundheits- und Sozialwesen für die Digitalisierung gewinnen kann, weshalb es bei dieser Thematik auch um Kosteneinsparungen geht und welche Technologietrends die Branche bereits verändern – Sven Ruoss und Fabian Bischof erzählen es im Podcast «HWZ on Air: Deep Talk»
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