Aktuell | 28. Juni 2023

«fhmentoring»: Eine Begegnung auf Augenhöhe

Giovanna Lotito engagiert sich als Mentorin im Projekt «fhmentoring», das wir gemeinsam mit der FH Schweiz und den alumni HWZ lanciert haben. Was sie dazu bewogen hat, dabei zu sein, wie die Zusammenarbeit mit ihrer Mentee aussieht und warum sich Studierende das Mentoring-Angebot nicht entgehen lassen sollten, erzählt sie im Interview.

Giovanna, du engagierst dich als Mentorin im Projekt «fhmentoring». Wir haben bereits über dieses Projekt berichtet. Wie kam es dazu, dass du dich als Mentorin beworben hast?

Es gab diverse Gründe. Einerseits hätte ich mir während meines Studiums an der HWZ von 2003 bis 2007 gewünscht, dass es so ein Projekt gegeben hätte. Anderseits bin ich seit ein paar Jahren als ehrenamtliche Mentorin und Coach bei einer anderen Organisation tätig und sehe, welchen positiven und nachhaltigen Impact ein Mentoring auf eine/en Mentee hat. Sie zu inspirieren und motivieren, neue Perspektiven im Leben und Beruf zu entdecken, um zuversichtlich und optimistisch in die Zukunft zu blicken, ist meine Passion.

FH-Mentoring | Finde deine Mentorin oder deinen Mentor

«fhmentoring» fördert den Austausch von Erfahrung und Wissen. Mentees einer Fachhochschule und Mentor/-innen der ganzen Schweiz profitieren gleichermassen.

Die Initiative entstand in Zusammenarbeit mit den alumni HWZ, der Hochschule für Wirtschaft Zürich HWZ und FH SCHWEIZ.

Was sind die Vorteile von Mentoring, sowohl für den/die Mentee als auch für den/die Mentor:in, und wie kann es dazu beitragen, die Karriereentwicklung und das persönliche Wachstum zu fördern?

Die Vorteile sind, dass ein/e Mentee von der Erfahrung einer/s Mentor:in profitieren kann und gleichzeitig eine Art Sparring-Partnerschaft eingeht. Der Vorteil als Mentor:in ist, dass man nach dem Motto «Sharing is Caring» etwas an die Gesellschaft zurückgeben kann. Gleichzeitig lernt man voneinander, egal ob der Mentee jünger oder älter ist und welchen beruflichen Hintergrund er hat. Voraussetzung ist allerdings, dass man neugierig und offen für andere Perspektiven ist. Es ist für beide Seiten ein Geben und Nehmen. Das Wichtigste für mich ist, dass man sich auf Augenhöhe begegnet und respektvoll miteinander umgeht.

Du begleitest jetzt seit einiger Zeit eine Mentee. Wie hast du deine Mentee kennengelernt und welche Kriterien haben dazu geführt, dass du nun ihre Mentorin bist?

Meine Mentee Edessa Kangus studiert zurzeit im 7. Semester Betriebsökonomie an der HWZ. Sie hat letzten November an meinem LinkedIn-Workshop teilgenommen, der von den Career Services der HWZ angeboten wird. Edessa hat mich einige Wochen nach dem Workshop kontaktiert, weil sie an einem 1:1 Coaching interessiert war. Ich hielt es für sinnvoller, sie auf das Mentoring-Projekt aufmerksam zu machen und dass ich als Mentorin zur Verfügung stehe, so dass sie meine Beratung als HWZ-Studentin kostenlos in Anspruch nehmen kann. Edessa war mir schon im LinkedIn-Kurs sehr sympathisch und ich konnte mir gut vorstellen, sie als Mentorin zu begleiten.

Wie sieht deine Rolle aus?

Als Mentor:in sind einerseits die Fachkompetenzen im gefragten Bereich wichtig. Andererseits sind für mich Eigenschaften wie aktives Zuhören, Empathie, Gespür und Einfühlungsvermögen noch wichtiger. Ich unterstütze Edessa bei allen Fragen mit Tipps, Impulsen und Empfehlungen. Natürlich kommen auch verschiedene Coaching-Fragetechniken zum Einsatz. Ich liebe die Kombination von Beratung und Coaching. Ich ermutige sie aber immer, nur das mitzunehmen und umzusetzen, was für sie stimmig ist. Jeder Mensch trägt die Antworten je nach Kontext in sich. So fördere ich in jedem Gespräch u.a. die Future Skills kritisches Denken bzw. gesunder Menschenverstand.

Welche konkreten Ziele und Erwartungen habt ihr als Mentoring-Paar vereinbart und wie misst ihr den Fortschritt und Erfolg eurer Zusammenarbeit?

Unsere Zusammenarbeit ist auf Augenhöhe, entspannt, kollegial und wertschätzend. Wir haben vereinbart, dass sie mir die Themen entweder vorab zusendet oder wir sie ad hoc gemeinsam besprechen, da ich sehr gerne auch intuitiv arbeite. Den Fortschritt und Erfolg der Zusammenarbeit messen wir nach jeder Sitzung. Für mich ist es wichtig, zu Beginn der Sitzung zu erfahren, welches Ziel sie mit unserem Gespräch verfolgt. Dann «leite» ich das Gespräch so, dass wir ihre Themen ziel- und lösungsorientiert angehen und bearbeiten. Am Ende jeder Sitzung frage ich nach Feedback und Zufriedenheit mit dem Gespräch. Ich konnte übrigens auch von Edessa einige inspirierende Impulse mitnehmen.

Wie gehst du als Mentorin mit Herausforderungen um, die während des Mentoring-Prozesses auftreten können?

Die gegenseitige Sympathie war von Anfang an da, bzw. schon als wir uns beim LinkedIn-Workshop kennengelernt haben. Sollte es während des Mentoring-Prozesses zu Konflikten kommen, werden wir diese offen, ehrlich und transparent ansprechen und eine für uns beide stimmige Lösung finden.

Wie ich gehört habe, gibt es bereits sehr viele Mentor:innen, die beim Projekt «fhmentoring» mitwirken möchten, jedoch nur wenige Mente:es. Woran liegt das deiner Meinung nach?

Es könnte sein, dass es den Studierenden nicht bewusst ist, dass die HWZ ein solches Angebot hat. Vielleicht haben sie davon gehört haben und können sich nichts darunter vorstellen. Eine andere Möglichkeit ist, dass die Zeit fehlt und sich die potenziellen Mentees nicht bewusst sind, dass Mentoring eine gute Möglichkeit ist, sich persönlich und beruflich weiterzuentwickeln.

Wer sollte demnach diese Chance nutzen und sich als Mente:e melden?

Studierende, die den Mut haben Themen anzugehen, die sie beschäftigen. Mit einem Mentoring kann man auch sein berufliches Netzwerk erweitern, zum Beispiel bevor man sich nach einem neuen Job umsieht. Ich möchte alle Studierenden ermutigen, diese Chance zu ergreifen und es auszuprobieren. Man kann nur gewinnen, wenn man offen ist.

Über die Mentorin

Giovanna Lotito ist Betriebsökonomin FH und Gründerin der Firma Giovanna Lotito iDea AG (www.gl-idea.com). Als Career Consultant, Coach bso und Expertin für neue Perspektiven unterstützt sie seit vielen Jahren Fach- und Führungskräfte in der beruflichen Neuorientierung. Ebenfalls doziert, referiert und schult sie zu Themen der Selbstführung & Selbstverwirklichung, beruflichen Neuorientierung und zum persönlichen Auftritt auf LinkedIn.