Campus | 19. Januar 2023

Frauen in der IT: Claudia Simlinger

Wenn Claudia Simlinger auf ihren Werdegang zurückblickt, würde sie alles wieder genau gleich machen. Die Dozentin im Bachelor Wirtschaftsinformatik HWZ studierte Informatik an der ETH und gehörte damals zu den 10% Frauen in diesem Studiengang. Gerade weil sie zu Beginn des Studiums 'freundlich' darauf hingewiesen wurde, dass sie sich doch ein anderes Fachgebiet suchen soll, will sie unsere Studierenden ermutigen, sich von niemanden unterkriegen zu lassen.

Claudia Simlinger Dozentin Bwi

Noch immer fehlen die Frauen in der IT-Branche. Doch weshalb? Wir haben bei Dozentinnen aus dem Bachelor Wirtschaftsinformatik HWZ nachgefragt und mehr zum Thema sowie über ihren persönlichen Werdegang erfahren.

Unsere Dozentin im Fokus

  • Name: Claudia Simlinger

  • Job, Arbeitgeber: Software Engineer, Business Consultant, Stufe Manager bei Synpulse AG

  • Wohnort: Fehraltorf 

Du hast Informatik studiert und arbeitest nun im IT-Bereich. Was fasziniert dich an diesem Fachbereich?

Mich fasziniert es bis heute, dass mit ein paar simplen schwarzen Buchstaben auf weissem Hintergrund Extremes bewirkt werden kann. Ein Flugzeug fliegt selbstständig mit der Steuerung eines Autopiloten, was lediglich korrekt gewählte Befehle in verschachtelten Abläufen sind. Heutzutage ist der Horizont an interessanten Themen im IT-Bereich fast unbegrenzt. Die Entwicklung von Blockchain sowie der gesamte Artificial Intelligence-Bereich sind nur zwei Themen, welche zukünftig noch mehr Fokus erhalten und sich rasant weiterentwickeln.

Wie kam es, dass du jetzt in dieser Branche arbeitest? Wie sieht dein beruflicher Werdegang aus?

Ich habe an der ETH Zürich Informatik im Master Software Engineering studiert sowie Didaktik als Nebenfach belegt. Für mich war immer klar, dass ich etwas Technisches, etwas mit Zahlen studieren möchte. Es gab damals noch nicht viele frauenfördernde Angebote, um mehr weibliche Studentinnen für technische Berufe zu motivieren. Ohne jegliche Vorkenntnisse in der Computerwelt hat mich dies umso mehr fasziniert und ich wollte mehr über dieses Gebiet erfahren. Natürlich gab es einige Studierende, die dem klassischen Bild eines Gamers oder Nerds glichen, aber auch diese waren immer stets hilfsbereit und auch sozial engagiert. Das Studium empfand ich als sehr interessant, man erhielt immer Unterstützung und Hilfe von anderen Studierenden. Damals hatten wir nur ca. 10% Frauenanteil, was aber nie störend war oder negativen Einfluss gehabt hätte. Nach dem Studium entschied ich mich für die Entwicklung von Bankensoftware, ein Bereich, dem ich bis heute, fast 15 Jahre nach Abschluss meines Studiums, treu geblieben bin. Angefangen mit reiner Software-Entwicklung, bin ich nun in der Beratung von IT-Themen in Banken spezialisiert. Ich spürte in meiner gesamten Studienzeit und Berufserfahrung nie einen Nachteil gegenüber meinen männlichen Studien- oder Arbeitskollegen.

Hast du dich schon immer für den Bereich der Informatik interessiert?

Informatik war zu meiner Zeit an der Kantonsschule noch nicht wirklich präsent. Es gab keine Kurse in diesem Gebiet, ausser Excel und Powerpoint. Was Informatik eigentlich genau beschreibt, wusste ich bis zum Studium nicht konkret. Mir lagen vor allem die Zahlen, die Logik, die Theorie. Bis heute hab ich noch keinen einzigen Computer selbst auseinandergeschraubt, so wie man dies von einem klassischen IT-Studierenden erwarten würde. Im Nachhinein war dieses Studium die beste Wahl, ich wurde genau in diesen Bereichen fündig und konnte meine Passion für logische Abläufe, Prozessoptimierungen etc. ausleben. Mit unterschiedlichen Fachrichtungen kann man sich sein Studium auch genau so gestalten, was einem am besten Freude bereitet. Heute würde ich wahrscheinlich noch vertiefter in die Security- und die diversen Kryptothemen gehen, was damals leider noch nicht vertieft angeboten wurde.

Du bist seit einem Jahr als Dozentin im Bachelor Wirtschaftsinformatik HWZ tätig. Wolltest du schon immer unterrichten?

Ja, es war schon immer einer meiner Lebensträume, mein Wissen an junge, motivierte Studierende weiterzugeben. Der Zeitpunkt für die Übernahme von zwei Modulen neben meinem Hauptberuf war genau der richtige, so dass ich mich sofort dafür entschied, als ich diese Möglichkeit erhielt.

Welche Module unterrichtest du?

Momentan unterrichte ich zwei Module: Data Modelling und Big Data & Data Warehousing

Als Dozentin im Bachelor Wirtschaftsinformatik ist dir sicher bereits aufgefallen, dass die Männer in den Studiengruppen in Überzahl sind. Was meinst du, woran liegt das? Weshalb fehlen die Frauen?

Ich vermute, dass sich viele Frauen nicht getrauen, sich in einem neuen, unbekannten Gebiet zu positionieren. Der stetige Gedanke an das Unwissen, sogar ans Versagen, ist oftmals stärker als der innere Drang, sich genau in diesen Gebieten weiterzubilden und Neues zu erlernen.

Als bleibender Eindruck resp. Motivator für mein Durchhaltewille war die Aussage eines Assistenten, der mir auf meiner ersten Programmierarbeit im ersten Semester auf den Zettel geschrieben hat (damals druckte man den Code noch aus), ich solle mir doch ein anderes Studium suchen, da ich wohl am falschen Ort sei. Genau dies hat mich umso mehr motiviert, mein Studium noch erfolgreicher abzuschliessen. Diesen Satz hab ich bis heute nicht vergessen und bin sogar dankbar dafür.
Claudia Simlinger, Dozentin im Bachelor Wirtschaftsinformatik HWZ

Ein Blick in die Internet-Jobbörsen zeigt: Der Bedarf an Absolvierenden von Wirtschaftsinformatik-Studiengängen ist hoch. Es braucht aber eben nicht nur Männer, sondern auch viele Frauen. Weshalb?

Ein homogenes Team, seien dies nur Frauen oder nur Männer, hat immer seine Schwierigkeiten. In der IT bringen Frauen andere Aspekte, andere Skills und verschiedene Sichtweisen mit, welche in einem heterogenen Team die beste Ausprägung hat.

Und wie schaffen wir es, zukünftig mehr Frauen für diesen Studiengang, für dieses Fachgebiet zu begeistern?

IT-Themen sollten schon in der Grundschule und Oberstufe eingeführt werden. Dort kann das Interesse für diesen Bereich gepflanzt werden, welche später bei der Berufswahl berücksichtigt werden können.

Die jungen Leute sollten frühzeitig erkennen, dass IT-Berufe keine geschlechterspezifischen Rollen unterliegen.

Wenn dies spielerisch und in frühen Jahren eingeführt wird, wird dies längerfristig auch für die spätere Berufswahl entscheidend sein. Zusätzlich können für Schulabgänger:innen und angehende Studierende Anlässe durchgeführt werden, welche die Vorzüge der IT noch mehr in den Vordergrund rücken. Vorträge von Frauen in der IT sowie Workshops, in welchen man selber etwas umsetzen kann, bringt das Thema noch näher an die weiblichen Studierenden heran.

Wenn du an deinen persönlichen beruflichen Werdegang zurückdenkst. Gibt es Dinge, die du anders machen würdest?

Nein, ich würde alles wieder genauso tun. Meine Wahl fürs Studium war die beste Wahl für mich. Die IT ist ein so breites Gebiet und öffnet einem so viele neue Wege, sodass man immer etwas Passendes findet oder was Neues ausprobieren kann. Es ist eine grüne Spielwiese mit unendlicher Fläche, es wird einem bestimmt nie langweilig.

Was möchtest du unseren Studentinnen und Studenten mit auf den Weg geben?

Lasst euch von nichts und niemanden zurückschrecken. Auch ohne Vorkenntnisse könnt ihr euch für den IT-Bereich motivieren. Betrachtet man Probleme als Herausforderung, kann es plötzlich Spass machen, sich im Team mit diesen vertiefter auseinanderzusetzen.

Du willst mehr über den Bachelor Wirtschaftsinformatik erfahren? 

«Entweder-Oder-Fragen» an die Dozentin 

  • Stadt oder Land? Land

  • Meer oder Berge? Berge

  • Koffer oder Backpack? Backpack

  • Buch oder Hörbuch? Buch

  • Earlybird oder Nachteule? Nachteule

  • Unsichtbar sein oder Gedanken lesen? Gedanken lesen 

  • Unterwasser atmen oder fliegen können? Fliegen

  • Aufzug oder Treppe? Treppe

  • Hund oder Katze? Katze