Campus | 1. Februar 2023

Frauen in der IT: Melanie Knobelspies

Um mehr Frauen für die IT zu begeistern, braucht es möglichst frühe Berührungspunkte, bei denen Frauen ihre Vorurteile gegenüber diesem Fachgebiet ablegen können, meint Melanie Knobelspies, Dozentin im Bachelor Wirtschaftsinformatik. Weshalb sich ihre Faszination für Statistik erst nach einer Weile entwickelte und wie sie versucht, diese Leidenschaft nun mit unseren Studentinnen und Studenten zu teilen, erklärt sie im Interview.

Portrait Melanie Knobelspies Hwz

Noch immer fehlen die Frauen in der IT-Branche. Doch weshalb? Wir haben bei Dozentinnen aus dem Bachelor Wirtschaftsinformatik HWZ nachgefragt und mehr zum Thema sowie über ihren persönlichen Werdegang erfahren.

Unsere Dozentin im Fokus

Name: Melanie Knobelspies

Job, Arbeitgeber: Data Scientist, Helsana AG

Wohnort: Schwerzenbach

Melanie, du bist Data Scientist bei Helsana. Wie sieht dein beruflicher Weg aus?

Ich habe ganz klassisch mit einem BWL-Studium an der Universität Tübingen angefangen und habe mich dann im Hauptstudium (was heutzutage dem Master entspricht) auf das Gebiet quantitative Methoden der Wirtschaftswissenschaft spezialisiert. 

Nach meinem Abschluss an der Uni Tübingen habe ich zwei Jahre als wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Statistik an der Universität Trier gearbeitet. Dort habe ich mit dem Programmieren angefangen und war damals schon fasziniert, wie man (neue) Erkenntnisse aus Daten und natürlich aus den Analysen und Modellen gewinnen kann.

Als ich 2008 für einen Job bei einer Versicherung im Bereich Marktforschung in die Schweiz kam, habe ich schnell gemerkt, dass mir die Lehrtätigkeit fehlt und habe mich somit nach interessanten Dozierendenjobs umgeschaut.

Für mich ist die Kombination aus Bürojob und Lehrtätigkeit perfekt, da ich so auch neben der Theorie viel Praxiswissen vermitteln kann und den Studierenden zeigen kann, wie interessant und vor allem wie wichtig das Fach Statistik ist.

Du sprichst von deiner Faszination für Statistik und Informatik. Hast du dich schon immer für diese Bereiche interessiert? 

Nein, ganz und gar nicht. In den ersten zwei Semestern stand ich mit dem Fach Statistik auf Kriegsfuss und habe mich oft gefragt, wieso ich dieses Fach für mein BWL-Studium überhaupt benötige. Erst als ich mich in den Semesterferien für die anstehenden Prüfungen intensiv mit den Themengebieten der Statistik beschäftigt habe, habe ich gemerkt, dass es auch Spass machen kann. Plötzlich war es mein Lieblingsfach.

Damals war leider alles noch sehr theoretisch und nicht so modern. Wenn ich so zurückblicke, hat sich das Fach Statistik in den letzten 15 Jahren sehr stark verändert. Klar, die Theorie benötigt man auch heute noch, aber vieles ist bereits auch in den Vorlesungen schon computerunterstützt und somit auch viel interessanter für die Studierenden geworden.

Speziell in dem Bereich Wirtschaftsinformatik, in welchem die Studierenden auch das Programmieren mit Python und R erlernen, öffnen sich somit viel mehr Möglichkeiten für das Fach Statistik.

Du hast es zu Beginn erwähnt, dass du dich in der Schweiz relativ schnell für Jobs als Dozentin umgeschaut hast. Nun bist du unter anderem als Dozentin im Bachelor Wirtschaftsinformatik tätig. Wie kamst du zu dieser Tätigkeit? 

Ich sass vor ein paar Jahren selbst mal in einem Studiengang an der HWZ (a. d. R.: im CAS Applied Data Analytics HWZ). Daraufhin fragte mich ein Dozent, ob ich nicht Lust hätte, an der HWZ zu unterrichten. Gestartet habe ich erst mit einzelnen Kurstagen im CAS Applied Data Analytics, zwei Jahre später habe ich dann noch Statistik im Bachelor Business Communications übernommen und ein Jahr später noch Statistik im Bachelor Wirtschaftsinformatik.

Was möchtest du unseren Studentinnen und Studenten mit auf den Weg geben?

Nicht so schnell aufgeben und der IT und dem Fach Statistik eine Chance geben. Vor allem in der heutigen Zeit, in welcher Daten eine so grosse Rolle spielen, benötigt man IT- und statistische Grundkenntnisse in fast in allen Bereichen. Es ist völlig normal, wenn man am Anfang beim Programmieren hauptsächlich Fehlermeldungen erhält. Bei mir sah es damals nicht anders aus. Aber auch, wie bei jedem anderen Handwerk gilt hier «learning by doing» und irgendwann beherrscht man das Programmieren wie das Lesen und Schreiben.

Als Dozentin im Bachelor Wirtschaftsinformatik ist dir sicher bereits aufgefallen, dass die Männer in den Studiengruppen in Überzahl sind. Was meinst du, woran liegt das? Weshalb fehlen die Frauen?

Ein Aspekt ist sicher das Bild, das Frauen von der IT haben. Viele empfinden es als kompliziert und schwierig. Viele Frauen trauen es sich nicht zu, da oft das Selbstbild, der Frauen nicht mit ihren wirklich vorhandenen Kompetenzen übereinstimmt. Häufig bemerke ich auch, dass in den Köpfen noch die Meinung herrscht, dass Informatiker Tag und Nacht vor dem PC sitzen und wenig Sozialkompetenz aufweisen. Das stimmt aber überhaupt nicht, da auch in IT-Berufen die Kommunikation und v. a. das Netzwerk sehr wichtig sind.

Oft fehlt aber auch das Wissen um die (spannenden) Anwendungsgebiete. Also in welchen Bereichen heutzutage überall IT-Kenntnisse zum Einsatz kommen. Wenn ich beispielsweise in meiner Business Communications-Studiengruppe Beispiele aus dem Marketing bringe (wie man z. B. mit Hilfe von Algorithmen Produktaffinitäten oder Kundencluster berechnet), dann finden das nicht nur die Männer interessant.

Ein Blick in die Internet-Jobbörsen zeigt: Der Bedarf an Absolvierenden von Wirtschaftsinformatik-Studiengängen ist hoch. Es braucht aber eben nicht nur Männer, sondern auch viele Frauen. Weshalb?

Frauen haben teilweise eine andere Sicht- und Denkweise als Männer und gehen oft Probleme anders an. Weiterhin können Frauen das Arbeitsklima positiv beeinflussen, neue Ideen und andere Sichtweisen in Projekte mit einbringen und es ist bekannt, dass gemischte Teams kreativer und kommunikativer arbeiten.

Und wie schaffen wir es, zukünftig mehr Frauen für diesen Studiengang, für dieses Fachgebiet zu begeistern?

Es braucht möglichst frühe Berührungspunkte, bei denen Frauen ihre Vorurteile gegenüber der IT ablegen. Denn nicht jeder, der in der IT arbeitet ist ein «Nerd» und sitzt Tag und Nacht vor dem PC.

Ich denke auch, wenn Frauen mehr den Sinn und Zweck sehen, fällt es Ihnen leichter sich für das Studienfach Wirtschaftsinformatik zu begeistern. Man müsste also versuchen, ihnen die verschiedenen Gebiete der IT schmackhaft zu machen. Es gibt zahlreiche Gebiete, in denen man IT-Fachpersonen braucht und darunter sind sicher auch Gebiete, die bei den Frauen Interesse wecken. Man könnte den Frauen auch mehr die Chancen und Möglichkeiten aufzeigen, die sie in den IT-Berufen haben. Auch in IT-Berufen gibt es Teilzeitstellen und man achtet auf eine gesunde Work-Life Balance.

Du willst mehr über den Bachelor Wirtschaftsinformatik erfahren? 

«Entweder-Oder-Fragen» an die Dozentin 

  • Stadt oder Land? Land: Ich bin zwar gerne in der Stadt, aber zum Leben zieht es mich dann doch eher aufs Land mit viel Grün drumherum.

  • Meer oder Berge? Meer: Da ich eher der Sommermensch bin und das Wasser liebe, fühl ich mich auf dem Meer wohler.

  • Skifahren oder Snowboarden? Ski

  • Earlybird oder Nachteule? Mal so, mal so. Je nachdem was ansteht. Zurzeit eher Nachteule, aber das kann sich ganz schnell bei mir wieder ändern, sobald es am Morgen früher hell wird.

  • Tee oder Kaffee? Kaffee am Morgen und Tee am Abend

  • Wein oder Bier? Je nach Anlass und was grad passt.

  • Unsichtbar sein oder Gedanken lesen? Gedanken lesen (v. a. die der Studierenden :-))

  • Unterwasser atmen oder fliegen können? Fliegen können (fürs Wasser gibt es ja schon die Tauchausrüstung)

  • Aufzug oder Treppe? Ganz klar: Treppe. Ich bin zwei mal im Aufzug stecken geblieben und meide daher den Aufzug, wenn es möglich ist.