Campus | 3. Juli 2025

Führung mit Haltung: EMBA-Absolvent Marco Meier über seinen Weg in die Geschäftsleitung

Marco Meier hat 2018 den Executive MBA General Management an der HWZ abgeschlossen. Heute ist er Geschäftsführer von SV Hotel, die in Deutschland und in der Schweiz aktuell 30 Häuser im Portfolio führt. Ein Fokus seiner Funktion beinhaltet die Weiterentwicklung einer ambitionierten Wachstumsstrategie. Im Interview spricht er über seinen Karriereweg, prägende Erfahrungen aus dem EMBA-Studium – und was für ihn Führung bedeutet.

Headerbild Marco Meier Sv Hotels

Du hast 2018 deinen EMBA General Management an der HWZ abgeschlossen – heute bist du Geschäftsführer von SV Hotel. Erst einmal: herzliche Gratulation zu dieser Entwicklung! Wenn du heute zurückblickst: Welche Entscheidungen, Chancen oder vielleicht auch Stolpersteine haben dich auf diesem Weg besonders geprägt?

Erst einmal danke für die Einladung zum Interview! Es war ein spannender Weg, der sich so nicht klar abgezeichnet hat. Eine der wichtigsten Entscheidungen war sicherlich, dass ich mich frühzeitig entschlossen hatte, meine Karriere langfristig innerhalb der SV Group weiterzuentwickeln. Diese bewusste Entscheidung für Kontinuität hat mir ermöglicht, das Unternehmen in seiner Tiefe kennenzulernen, Vertrauen aufzubauen und in unterschiedlichen Rollen zu wachsen. Opportunitäten haben sich im Laufe der Jahre viele ergeben – aber nicht jede zahlte gleichermassen auf mein Ziel ein. Ich habe gelernt, dass Timing und Passung entscheidend sind. Es war hilfreich, mir bewusst Zeit zu lassen, um Optionen zu prüfen und mich mit meinen Vorgesetzten und Mentoren auszutauschen. Dieses gegenseitige Vertrauen war ein wichtiger Antrieb.

Nicht jeder Karrieresprung ist automatisch sinnvoll. Manchmal lohnt es sich, abzuwarten, weiterzulernen und sich gezielt vorzubereiten. Ich denke, dass mir das dabei geholfen hat, nachhaltiger und mit Substanz zu wachsen.

Natürlich gab und gibt es Stolpersteine. Es sind gerade solche Situationen, in denen sich auch die positiven Erlebnisse besonders bemerkbar machen wie den Teamzusammenhalt und die Zusammenarbeit mit Menschen, die mich inspirieren. Unsere offene Unternehmenskultur, in der unterschiedliche Meinungen ausgetauscht und diskutiert werden dürfen, hat mir dabei sehr geholfen.

Und nicht zuletzt hat mich auch der EMBA an der HWZ in meinem Denken und Handeln geprägt – vor allem im Umgang mit Komplexität, im strategischen Entscheiden und im bewussten Reflektieren meines eigenen Führungsverhaltens.

War das EMBA-Studium für dich ein entscheidender Meilenstein auf dem Weg in die Geschäftsleitung – oder eher ein Entwicklungsschritt unter vielen?

Absolut, ja – das EMBA-Studium an der HWZ war für mich definitiv ein entscheidender Meilenstein. Bereits meine Ausbildung an der Hotelfachschule Luzern war sehr solide und breit abgestützt – allerdings stark Branchen-fokussiert. Für eine Geschäftsleitungsfunktion in einem grösseren, diversifizierten Unternehmen braucht es jedoch ein deutlich umfassenderes, strategisches und unternehmerisches Verständnis.

Genau hier hat mich das EMBA-Studium enorm weitergebracht – insbesondere der Fokus auf Leadership war für mich zentral. Führung lernt man oft erst «on the job» – oder leider viel zu spät. Dabei ist Leadership eine der wichtigsten Kernkompetenzen für jede Führungskraft.

Die Auseinandersetzung mit Führungsmodellen, Selbstreflexion und der Austausch mit Dozierenden und Mitstudierenden haben mir geholfen, mein Führungsverständnis zu schärfen und bewusster weiterzuentwickeln.

Ein grosser Mehrwert war auch der Austausch mit Kommilitoninnen und Kommilitonen aus ganz unterschiedlichen Branchen. Diese Vielfalt an Perspektiven hat mir neue Sichtweisen eröffnet, mich zum Nachdenken gebracht – und manchmal auch dazu, Gewohntes zu hinterfragen. Das war sehr bereichernd und hat meinen Blick über die eigene Branche hinaus geschärft.

Gibt es etwas aus dem Studium – ein Aha-Moment, ein Projekt oder einen Gedanken – das dir bis heute im Kopf geblieben ist? Oder vielleicht sogar eine Erkenntnis, die du in deiner täglichen Arbeit immer wieder anwendest?

Es gab viele prägende Erfahrungen, die mir bis heute im Kopf geblieben sind. Besonders eindrücklich waren für mich die intensiven Präsenzwochen, etwa die Leadership Challenge oder der Aufenthalt an der Darden School of Business. In diesen kompakten, anspruchsvollen Modulen wurde vieles verdichtet, was das Studium insgesamt ausgemacht hat. Die wohl wichtigste Erkenntnis für mich war: Leadership ist kein Teilzeitjob – es ist eine Haltung.

Gute Führung bedeutet nicht nur, sich mit den Mitarbeitenden auseinanderzusetzen, sondern vor allem mit sich selbst. Selbstreflexion ist der Schlüssel – das habe ich im Studium sehr deutlich gelernt. Nur wer sich mit sich selbst auseinandersetzen kann, kann authentisch und wirksam führen.

Ein weiterer nachhaltiger Gedanke war: Die Herausforderungen sind branchenübergreifend oft erstaunlich ähnlich. Die Lösungen liegen aber manchmal ganz woanders, als man im ersten Moment denkt. Gerade der Austausch mit Teilnehmenden aus anderen Industrien hat mir gezeigt, wie hilfreich es ist, über den eigenen Tellerrand hinauszublicken und sich inspirieren zu lassen.

Auf LinkedIn schreibst du, dass es dich antreibt, Menschen zu motivieren, zu befähigen und gemeinsam etwas zu bewegen – im Kleinen wie im Grossen. Wie zeigt sich diese Haltung ganz konkret in deinem Führungsalltag?

Dieser Leitsatz begleitet mich tatsächlich durch meinen Führungsalltag – und er zeigt sich in vielen kleinen, aber entscheidenden Momenten. Für mich bedeutet Führung in erster Linie, Teams zu stärken und Menschen individuell zu fordern und zu fördern. Das beginnt mit offener, transparenter Kommunikation – auch über Fehler. Ich bin überzeugt: Nur wenn Führungskräfte selbst zu ihren Fehlern stehen, entsteht ein Klima, in dem echte Weiterentwicklung möglich ist.

Ich versuche, Aufgaben nicht nur zu delegieren, sondern echten Gestaltungsraum zu geben – mit klaren Erwartungen, aber ohne enge Vorgaben. Und dann auch das Ergebnis zu akzeptieren, selbst wenn es nicht ganz meiner Vorstellung entspricht. Es geht nicht darum, recht zu haben, sondern Wirkung zu erzielen – gemeinsam.

Ein Prinzip, das ich besonders wichtig finde: Entscheide so zu moderieren, dass der Weg klar ist – aber das Team mitentscheiden kann. Und wenn das Resultat erfolgreich ist, gehört das Lob den anderen. Ein guter Leader sitzt beim Verteilen der Lorbeeren ganz hinten – und freut sich über den Applaus für das Team.

Für mich ist gute Führung immer ein Zusammenspiel von Kopf und Herz: Strategisch denken, klar kommunizieren, aber dabei empathisch, menschlich und echt bleiben.

Seit rund einem Jahr bist du Geschäftsführer der SV Hotels. Welche Kompetenzen brauchst du heute als Geschäftsführer, die dir früher vielleicht weniger bewusst waren?

  • Um jetzt nicht wieder Leadership zu sagen: Strategisches Denken und Handeln mit Weitblick ist entscheidend. Es geht darum, das grosse Ganze im Blick zu behalten, Prioritäten zu setzen und trotz Tagesgeschäft die langfristige Ausrichtung nicht aus den Augen zu verlieren.

  • Eine weitere wichtige Kompetenz ist die politische Klugheit innerhalb der Organisation. Das heisst nicht, taktisch zu agieren im negativen Sinn – sondern bewusst, diplomatisch und mit Fingerspitzengefühl Interessen zu balancieren und tragfähige Allianzen zu bilden.

  • Was mir auch sehr bewusst geworden ist: Als Geschäftsführer hat jede Handlung eine Wirkung. Man steht permanent im Fokus – Mitarbeitende, Partner, Stakeholder nehmen wahr, was man sagt, wie man auftritt, wie man entscheidet. Deshalb ist es wichtig, sich seiner Wirkung stets bewusst zu sein und gezielt zu führen – auch durch Vorbild und Haltung.

    Dazu kommen ganz praktische Fähigkeiten wie klare Kommunikation in alle Richtungen, starke Entscheidungsfähigkeit auch unter Unsicherheit, und die Fähigkeit, mit Ambiguität, Geschwindigkeit und Veränderung souverän umzugehen.

  • Und nicht zuletzt: Resilienz. Die Fähigkeit, mit Druck umzugehen, Ruhe zu bewahren und gleichzeitig Motivation auszustrahlen, ist essenziell – für sich selbst, aber vor allem auch für das Team.

Gibt es ein konkretes «Learning» aus dem Studium, das du bis heute regelmässig anwendest oder das dir besonders in Erinnerung geblieben ist?

Ja, definitiv – eine Erkenntnis aus dem Studium hat sich mir besonders eingeprägt und begleitet mich bis heute im Führungsalltag:

Diverse Teams können Erstaunliches leisten.

Während des Studiums haben wir in Gruppenarbeiten Lösungen entwickelt und Ideen erarbeitet, auf die ich alleine nie gekommen wäre. Die Unterschiedlichkeit in Erfahrung, Perspektive und Denkweise war anfangs herausfordernd – aber genau darin lag der grosse Mehrwert.

Du bildest heute Teams, treibst Wachstum voran und entwickelst eine ganze Unternehmensgruppe weiter. Welche Kompetenzen braucht es deiner Meinung nach künftig besonders in der Aus- und Weiterbildung von Führungskräften?

  • Aus meiner Sicht braucht es in der Aus- und Weiterbildung von Führungskräften künftig vor allem eines: die Fähigkeit zum echten Dialog. In einer Welt, die immer schneller, komplexer und digitaler wird, geht genau diese Qualität oft verloren. Dabei ist sie zentral: Zuhören können, Kompromisse finden, andere Perspektiven nicht nur zulassen, sondern wirklich verstehen wollen. Das bedeutet: weg von einfachen Antworten, hin zu einem reflektierten Umgang mit Ambiguität, mit Spannungsfeldern und mit unterschiedlichen Interessen. Führung heisst heute viel mehr als nur Richtung geben – es bedeutet, Räume zu schaffen, in denen Unterschiedlichkeit produktiv wird.

  • Neben Dialogfähigkeit sehe ich auch emotionale Intelligenz, Selbstreflexion und systemisches Denken als Schlüsselkompetenzen der Zukunft. Denn Führung findet immer in einem Beziehungsgefüge statt – und wer dieses verstehen und gestalten will, muss sich selbst und andere gut lesen können.

  • Und zuletzt: die Fähigkeit, Menschen für Veränderung zu gewinnen. Nicht durch Druck, sondern durch Sinn, Klarheit und Überzeugungskraft. Das wird in einer sich ständig wandelnden Welt mehr denn je gebraucht.