Aktuell | 5. November 2025

Konflikte im Arbeitsalltag früh erkennen und souverän lösen

Hybrid Work, digitale Tools und ständige Veränderungen – das erhöht nicht nur die Komplexität, sondern auch das Konfliktpotenzial in Teams. Spannungen entstehen heute oft leise und zwischen den Zeilen. Wer sie erkennt und reflektiert damit umgeht, stärkt Vertrauen und Zusammenarbeit. Genau hier setzt das Intensivseminar «Konflikte souverän lösen» an. Seminarleiterin Anita Imbach erklärt im Interview, wie das gelingt.

Headerbild Hwz Seminar Konfliktlösung Anita Imbach

Anita, mit welchen Konflikten haben Führungskräfte am häufigsten zu tun?

Oft sind es unterschätzte Alltagskonflikte. Mitarbeitende erleben viele Veränderungen – etwa durch KI-getriebene Transformationen oder wechselnde Prioritäten – und äussern ihre Sorgen zu selten. Diese Unsicherheiten führen zu Spannungen. Konflikte sind letztlich ein Signal, dass im Team etwas nicht stimmt.

Welche Rolle spielt dabei die Organisationskultur?

Eine zentrale. Sie bestimmt, ob Konflikte offen angesprochen oder lieber verdrängt werden.

Wer die Organisationskultur versteht, kann Konflikte wirksam lösen. Wichtig ist, Spannungen früh zu erkennen – etwa durch Körpersprache, ironische Kommentare oder Rückzug. Wer rechtzeitig reagiert, spart Zeit und Kosten.
Anita Imbach, Leiterin Seminar Konflikte souverän lösen HWZ

Hilfreich sind klare Erwartungen, regelmässiges Feedback und eine Teamkultur, in der kritisches Denken erwünscht ist. Es geht nicht um Harmonie, sondern um Sicherheit und Klarheit.

Führungskräfte sind Vorbilder. Welche Werte und Kommunikationsstile wirken positiv?

Führungskräfte prägen das Klima entscheidend. Wer Verantwortung übernimmt, klar kommuniziert und zuhört, schafft Vertrauen. Wichtig ist auch, sich menschlich zu zeigen – etwa, wenn man zugibt, etwas nicht zu wissen. Entscheidend bleibt die Frage: Was bringt uns als Team weiter?

Wie geht man mit stillen Mitarbeitenden um?

Indem man indirekt fragt, z. B.: Wie würde dein Teammitglied eure Zusammenarbeit beschreiben? Auch Post-it-Runden sind hilfreich: Alle schreiben ihre Sichtweise auf und stellen sie vor, ohne Kommentare. So kommen auch ruhigere Stimmen zu Wort.

Wie verhält sich eine Führungskraft professionell in Konfliktsituationen?

Ruhe bewahren, Emotionen regulieren, sachlich bleiben.

Die Einordnung des Konflikttyps hilft: Handelt es sich um einen Sach-, Rollen-, Beziehungs- oder Wertekonflikt? Ein Sachkonflikt betrifft Inhalte oder Vorgehensweisen, ein Beziehungskonflikt emotionale Spannungen. Wer erkennt, über was, wer, wie oder warum gestritten wird, findet gezielter Lösungen.
Anita Imbach, Leiterin Seminar Konflikte souverän lösen HWZ

Wie können Führungskräfte Konflikte konkret angehen?

Es gibt verschiedene Methoden. Besonders geschätzt werden die Erste-Hilfe-Fragen, da sie sich direkt im Führungsalltag einsetzen lassen. Sie dienen als Notfall-Werkzeug, wenn ein Konflikt akut ist: kurz, offen formuliert und geeignet, Emotionen und Bedürfnisse sichtbar zu machen.

Erste-Hilfe-Fragen lassen sich in sechs Kategorien einteilen:

  • Sie lenken den Fokus weg vom Problem hin zu möglichen Lösungen. Zum Beispiel: «Was müsste passieren, damit du dich besser fühlst?»

  • Sie helfen, die Intensität oder Wichtigkeit eines Themas einzuschätzen. Zum Beispiel: «Auf einer Skala von 1 bis 10 – wie gross ist das Problem für dich?»

  • Sie beleuchten das Thema aus einer anderen Perspektive. Zum Beispiel: «Was würde dein Teammitglied sagen?»

  • Sie richten den Blick auf Stärken und vergangene Erfolge. Zum Beispiel: «Wann ist dir in einer ähnlichen Situation schon einmal eine gute Lösung gelungen?»

  • Sie eröffnen neue Denkräume, indem sie ein Was-wäre-wenn-Szenario aufmachen. Zum Beispiel: «Angenommen, das Problem wäre gelöst – was wäre dann anders?»

  • Sie fördern Selbsterkenntnis und Eigenverantwortung. Zum Beispiel: «Was trägst du selbst zur aktuellen Situation bei?»

Gibt es noch andere Werkzeuge zur Konfliktlösung?

Ebenfalls bewährt hat sich die kollegiale Fallberatung – ein strukturiertes Verfahren, bei dem eine Person ein Problem einbringt und das Team gemeinsam Lösungsideen entwickelt. Auch die Drama-Dreieck-Methode ist hilfreich. Dabei entstehen durch Interaktion die Rollen von Opfer, Verfolger und Retter. Ein Beispiel: Lisa, das Opfer, hat ihre Aufgabe nicht rechtzeitig erledigt. Markus, der Verfolger, ärgert sich, weil seine Teilaufgabe blockiert ist. Sabine, die Retterin, versucht zu vermitteln.

Lassen sich Konflikte gänzlich vermeiden?

Konflikte gehören zum Alltag, ob privat oder beruflich. Entscheidend ist, wie man mit ihnen umgeht. Wer sie früh erkennt, gezielt anspricht und mit klarer Haltung führt, stärkt nicht nur das Teamklima, sondern auch die eigene Führungskompetenz.
Anita Imbach, Leiterin Seminar Konflikte souverän lösen HWZ

In meinem Seminar lernen die Teilnehmenden Spannungen als Chance zu nutzen und so mehr Klarheit, Vertrauen und Zusammenarbeit im Team zu schaffen.

Vielen Dank, Anita, für die spannenden Einblicke in dein Seminar. Wir wünschen dir und allen Teilnehmenden viel Erfolg und inspirierende Erkenntnisse beim souveränen Lösen von Konflikten.

Seminar Konflikte souverän lösen HWZ

Das eintägige Seminar bietet den Teilnehmenden:

• Sofort anwendbare Methoden zur Konfliktlösung
• Ein besseres Verständnis für Dynamiken und Unternehmenskultur
• Souveränes Handeln in Konfliktsituationen
• Praxisnahe Fallbearbeitung und Erfahrungsaustausch

Seminarleitung

Anita Imbach ist Business Transformation Manager, Trainerin und Sparringspartnerin für Hochleistungsteam und Dozentin an der HWZ. Sie ist Gründerin der ai3-consulting GmbH, die sich auf komplexe und kritische digitale Veränderungsprozesse spezialisiert.