Aktuell | 23. Juni 2025

Studium, Job, Weltmeisterschaft – Michelle zeigt, wie's geht

4 Uhr morgens aufstehen, trainieren, arbeiten, studieren – und ganz nebenbei an die HYROX-Weltmeisterschaften reisen. Michelle Eichmann, Studentin im Bachelor Business Communications der HWZ, erzählt, wie sie Studium, Job und Leistungssport vereint – und was sie dabei über sich selbst gelernt hat.

Headerbild Hyrox Race Michelle Eichmann

Michelle, ich habe gehört, HYROX ist das neue CrossFit. Was fasziniert dich an diesem Fitness-Trend?

HYROX ist für mich mehr als nur ein Trend. Es ist ein Erlebnis, das verbindet. Was mich besonders begeistert: Jede und jeder kann mitmachen. Bei einem HYROX-Race siehst du die ganze Bandbreite an Menschen, die sich gemeinsam herausfordern – und einander anfeuern. Die HYROX-Community lebt von gegenseitiger Unterstützung. Dieses Wir-Gefühl gibt mir unglaublich viel zurück. Besonders wenn ich an meine Grenzen komme – und die erreiche ich bei einem Race definitiv. 😉

Im Vergleich zu CrossFit, wo oft hoher technischer Anspruch besteht und nicht jede Bewegung für jeden geeignet ist, wirkt HYROX zugänglicher. Die Übungen sind klar, fordernd, aber für alle machbar. Die Intensität ist bei beiden Formaten hoch, aber HYROX schafft es, die Schwelle zum Mitmachen niedriger zu halten.

Hyrox Wm Halle

Was ist HYROX?

HYROX ist ein innovativer, einzigartiger & ganzheitlicher Fitness-Ansatz, der Laufen und funktionelle Fitness zum grössten Indoor-Sportevent der Welt vereint. Jedes Rennen läuft genau im gleichen Format ab: 1 km Laufen, gefolgt von einem Workout, das Ganze 8-mal wiederholt. HYROX ist ein standardisierter und messbarer globaler Wettbewerb mit vergleichbaren Weltranglisten für jedes Fitness-Level und mündet in einer Weltmeisterschaft am Ende jeder Wettkampfsaison.

Du trainierst nicht nur aus Freude an der Bewegung, sondern nimmst auch an Wettkämpfen teil. Was reizt dich daran, dich mit anderen zu messen?

Für mich steht bei Wettkämpfen nicht der Vergleich mit anderen im Vordergrund. Ich trete in erster Linie gegen mich selbst an. Es geht mir darum, meine eigene Leistung zu übertreffen, zu sehen, wie viel stärker, ausdauernder oder mental gefestigter ich im Vergleich zum letzten Mal bin. Wenn am Ende ein Podestplatz daraus resultiert, ist das umso schöner!

Diese Haltung nimmt auch den Druck raus. Ich muss nicht gewinnen, um zufrieden zu sein. Ich will wachsen, lernen, besser werden – und genau das passiert mit jedem Wettkampf.

Du studierst an der HWZ im Bachelor Business Communications, arbeitest 80% und hast gleichzeitig deine Bachelorarbeit geschrieben – während du dich auf die HYROX-Weltmeisterschaften vorbereitet hast. Wie hast du das alles unter einen Hut bekommen? Hatte dein Tag mehr als 24 Stunden? 😉

Diese Frage stelle ich mir ehrlich gesagt manchmal selbst, wenn ich abends ins Bett falle und mir überlege, was ich alles gemacht habe. Mein Geheimrezept: wenig Bildschirmzeit und sehr frühes Aufstehen.

Ich starte meinen Tag meistens um 4 Uhr morgens. Dann steht das erste Training an und spätestens um 8 Uhr bin ich im Büro. Nach der Arbeit, gegen 17 Uhr, gehe ich entweder nach Hause, um für das Studium zu arbeiten, zu meinem Pflegepferd oder in die zweite Trainingseinheit. Auch am Wochenende stehe ich rhythmusbedingt früh auf und nutze die Zeit für Studium-Aufgaben, die ich unter der Woche nicht erledigt habe.

Klassische «Scroll-Momente» auf dem Handy gibt es bei mir eher selten. Dafür ist mein Tag schlichtweg zu durchgetaktet. Aber genau das gibt mir auch Struktur und ein gutes Gefühl.

Wie schaffst du es, auch in stressigen Studienphasen motiviert fürs Training zu bleiben?

Ich liebe mein Training, weil es mir unglaublich viel zurückgibt. Es ist für mich wie ein mentaler Reset: Ich bekomme den Kopf frei, kann Energie tanken und danach mit klarem Fokus weitermachen. Klar gibt es auch bei mir Tage, an denen ich lieber im Bett liegen bleiben würde. Aber dann erinnere ich mich an das Gefühl nach dem Training und das reicht meistens schon, um den inneren Schweinehund zu überwinden.

Wer mich kennt, weiss: Wenn ich mein Training einmal nicht machen kann, werde ich schnell etwas … unausgeglichen. 😊 Für mich ist Bewegung kein To Do, sondern ein fester Bestandteil meines Lebens und daher gerade in stressigen Phasen umso wichtiger.

Hyrox Wm Michelle

Denkst du, du kannst von der Disziplin und Organisation, die du im Sport brauchst, auch für das Studium profitieren? Wenn ja, wie?

Ja, auf jeden Fall. Die Disziplin, die ich im Sport täglich anwende, überträgt sich automatisch auf andere Lebensbereiche. Wer frühmorgens aufsteht, trainiert und sich durchbeisst, auch wenn es hart ist, der entwickelt Routinen und das Mindset, das sich auch im Arbeitsalltag und beim Lernen bezahlt macht.

Ich habe durch den Sport gelernt, dranzubleiben, auch wenn die Motivation einmal fehlt. Gerade in der Bachelorarbeitsphase oder vor Prüfungen hilft mir das enorm. Ich arbeite strukturiert, setze mir klare Etappenziele und halte mich an meinen Plan – genau wie im Training.
Michelle Eichmann, Studentin Bachelor Business Communications HWZ

Und umgekehrt: Gibt es Fähigkeiten aus dem Studium, die dir im Sport helfen?

Nicht zwingend inhaltlich, dafür aber zwischenmenschlich. Durch das Studium habe ich viele spannende Persönlichkeiten kennengelernt. Es ist besonders schön, wenn ich auf Menschen treffe, die selbst so leidenschaftlich und ehrgeizig im Sport unterwegs sind wie ich selbst. Das verbindet und motiviert zusätzlich.

Denn das ist nicht selbstverständlich: Für Aussenstehende ist es manchmal schwer nachzuvollziehen, wie viel Zeit, Energie und Planung ich in Trainings und Wettkämpfe investiere. Umso wertvoller ist es, Gleichgesinnte um sich zu haben. Menschen, die dieselbe Sprache sprechen, wenn es um Sport, Disziplin und Ziele geht. So habe ich mich mit einigen Mitstudierenden über Equipment-Tipps, Trainingsmethoden, Erfolge oder auch Rückschläge ausgetauscht.

Du bist frisch zurück von den HYROX-Weltmeisterschaften. Welche Eindrücke und Emotionen nimmst du mit?

Es war überwältigend. Ich habe so viele inspirierende Menschen kennengelernt. Athlet:innen, die nicht nur körperlich unglaublich stark sind, sondern auch mental. Diese Energie vor Ort war ansteckend und die Location mit Abstand die beeindruckendste, an der ich je starten durfte.

Emotional war es eine Achterbahnfahrt. Mein Rennen lief leider nicht wie erhofft, was natürlich enttäuschend war. Aber gleichzeitig überwiegt das Gefühl, überhaupt dabei gewesen zu sein. Der Moment, als ich mit der eigenen Nation einlaufen durfte, die Kulisse am Navy Pier, das war absolut atemberaubend. Trotz allem war es ein unvergessliches Erlebnis, das mich geprägt hat und für das ich extrem dankbar bin.

Hyrox Wm Chicago Pier

Gab es Momente, in denen du ans Aufgeben gedacht hast? Wie hast du dich da wieder rausgeholt?

Ja, die gab es, und zwar schon ab der zweiten Station. HYROX hatte neue Teppiche für die Schlitten und ich hatte das Gefühl, ich komme einfach nicht vom Fleck. Das hat mich komplett aus dem Konzept gebracht. Ich war so frustriert, dass ich kurz davor war, aufzugeben. Aber dann kam dieser eine Gedanke: Wie schlecht werde ich mich fühlen, wenn ich jetzt aufgebe? Ich hatte keine körperlichen Probleme, es war rein mental. Und ich wusste: Wenn ich jetzt abbreche, wird es sich im Nachhinein nur noch schlimmer anfühlen.

Ich war zwar nicht mehr in der Lage, Vollgas zu geben, aber es gelang mir, nicht stehenzubleiben. Und genau darauf bin ich heute unglaublich stolz. Nicht wegen der Zeit, nicht wegen der Platzierung, sondern weil ich mich durch einen extrem schwierigen Moment gekämpft habe.

Hyrox Wm Michelle Schlitten

Die Vorbereitung auf einen solchen Wettkampf verlangt Schweiss, Disziplin und Durchhaltevermögen. War es die Anstrengung wert?

Ganz ehrlich? Direkt nach dem Race war mein erster Gedanke: Wofür mache ich das alles eigentlich? Wofür schwitze ich so viel, stehe früh auf und gebe alles, nur um schliesslich so eine Leistung abzuliefern?

Aber mit ein bisschen Abstand kann ich sagen: Ja, es war die Anstrengung wert. Ich war körperlich bereit – mein Körper hätte abgeliefert. Es war mein Kopf, der mir im Weg stand, und das habe ich unterschätzt. Mentales Training hatte bei mir bislang keinen grossen Stellenwert, aber das wird sich definitiv ändern. Auch das ist ein Learning: Körperliche Stärke reicht nicht, der Kopf entscheidet mit.

Was ist dein persönlicher Tipp, um Studium, Beruf und sportliche Ambitionen erfolgreich miteinander zu vereinbaren?

Prioritäten setzen! Das ist für mich der Schlüssel. Es ist enorm wichtig, sich darüber klar zu werden, was dir wirklich wichtig ist. Ich stelle mir oft bewusst die Frage: Bringt mich das, was ich gerade tue, meinem Ziel näher oder nicht? Diese Haltung hilft mir, fokussiert zu bleiben.
Michelle Eichmann, Studentin Bachelor Business Communications HWZ

Genauso entscheidend ist es, eine eigene Routine zu finden, die zum Alltag passt. Was für mich funktioniert, muss nicht für alle passen. Jeder Mensch tickt anders. Es geht nicht darum, den «perfekten» Plan zu kopieren, sondern den zu finden, der für dich selbst nachhaltig funktioniert.

Und: Störfaktoren, wie zum Beispiel das Smartphone, bewusst minimieren. Gerade wenn es stressig wird, ist es hilfreich, Ablenkungen zu reduzieren und sich auf das zu konzentrieren, was wirklich zählt. Wenn du weisst, was dein Ziel ist, fällt es dir auch leichter, alles dafür zu geben und dranzubleiben.