Forschung | 25. März 2025

Wie bewirken Change Agents in Unternehmen eine nachhaltige Transformation?

Wie kann in Unternehmen eine nachhaltige Transformation vorangetrieben werden? Wer sind die Change Agents und wie motivieren sie externe Stakeholder? Sybille Sachs und Silvan Oberholzer vom Institut für Strategisches Management: Stakeholder View der HWZ geben hierzu Einblick in ihre Erkenntnisse aus ihrem Forschungsprojekt, das vom Schweizerischer Nationalfonds (SNF) unterstützt wird.

SNF Projekt Silvan Oberholzer

©Ideogram

Die Bewältigung ökologischer Herausforderungen erfordert von Unternehmen transformative Massnahmen, die den Übergang zur Kreislaufwirtschaft ermöglichen. Gemeinsam mit dem Institut für Wirtschaft und Ökologie (IWÖ-HSG) und dem Center for Corporate Responsibility (ZHAW) erforscht das HWZ Institut für Strategisches Management: Stakeholder View, wie Change Agents und transformative Führung externe und interne Stakeholder für diesen Wandel motivieren und einbinden. Das vom Schweizerischen Nationalfonds geförderte Forschungsprojekt «Green Transformational Leadership im Kontext der Kreislaufwirtschaft» untersucht, warum, wie und unter welchen Bedingungen Führungskräfte und Change Agents Stakeholder aktiv in diesen Transformationsprozess einbinden.

Change Agents können auf allen Organisationsebenen aktiv sein: Von Mitarbeitenden im Kundenservice, der mittleren Managementebene, dem CEO bis hin zu externen Stakeholdern wie Lieferanten oder Kund:innen. Sie teilen eine Vision für eine nachhaltige Zukunft, wobei sie sich zu ökologischer und sozialer Verantwortung von Unternehmen bekennen. Zudem zeichnen sie sich durch Neugierde sowie Enthusiasmus aus, wodurch sie andere für nachhaltige und kreislauffähige Themen und Massnahmen begeistern und motivieren können. Durch den Aufbau von Beziehungen zu anderen Stakeholdern ermöglichen Change Agents die Schaffung von nachhaltigem Wert für Stakeholder und die Natur.

Die Zwischenergebnisse vom ersten untersuchten Unternehmen, das sich in einer nachhaltigen Transformation befindet, zeigen, dass Change Agents vier Typen zugeordnet werden können: Netzwerker:innen, ideologisch Motivierte, Fachexpert:innen und Strateg:innen.

  • Sie gehen aktiv mit Nachhaltigkeitsthemen auf andere Stakeholder zu und begeistern diese für die nachhaltige Transformation. Damit bilden diese Change Agents Gefolgschaft, die eine «Bottom-up»-Transformation hin zur Nachhaltigkeit im Unternehmen und in seinem Umfeld ermöglicht.

  • Diese Change Agents setzen sich aktiv für Nachhaltigkeitsthemen basierend auf ihrer Werthaltung und moralischen Überzeugung ein. Sie verfolgen passioniert Nachhaltigkeitsanliegen im Unternehmen, die ihnen auch persönlich wichtig sind.

  • Sie verfügen über das Wissen, das für die Umsetzung komplexer Nachhaltigkeitsmassnahmen benötigt wird. Durch die Vermittlung und Anwendung von Fachinformationen können sie helfen, moralisch oder «aktivistisch» motivierte Anliegen in wirksame Massnahmen zu übersetzen.

  • Diese Chance Agents agieren als Visionäre für eine nachhaltige Transformation, die gleichzeitig Prozesse und den Rahmen hierzu gestalten. Sie haben den gesamten Transformationsprozess im Fokus –von der Strategie bis hin zu Aktivitäten im Alltagsgeschäft– und sind fähig, diesen in Sprache und Handeln zu übersetzen.

Frühere Forschung von Silvan Oberholzer und Sybille Sachs sowie erste Ergebnisse des SNF-Projekts zeigen, dass Change Agents sich bei der nachhaltigen Transformation stärker auf die Interaktionen (Stakeholder Engagement Aktivitäten) mit Stakeholdern konzentrieren als auf die Ziele und Auswirkungen dieser Interaktionen. Diese Aktivitäten hängen vom Mindset des Unternehmens ab: Ein regulatorisch geprägtes Mindset führt dazu, dass Regulierungsbehörden aktiv einbezogen werden, wodurch sich der Fokus stärker auf die Auswirkungen des Stakeholder Engagements verlagern kann (z. B. durch die doppelte Wesentlichkeit in den EU-Richtlinien zur Nachhaltigkeitsberichterstattung, welche die Auswirkungen eines Unternehmens auf die Gesellschaft und Natur sowie die Auswirkungen der Gesellschaft und Natur auf das Unternehmen berücksichtigt). Unternehmen, die eine gemeinsame Wertebasis anstreben, wählen ihre Stakeholder gezielt aus und beenden Beziehungen, die nicht zu ihren Werten passen. Dadurch gewinnen die Ziele des Stakeholder Engagements an Bedeutung.

In einem nächsten Schritt werden Sybille Sachs und Silvan Oberholzer gemeinsam mit dem Forschungsprojektteam der Universität St. Gallen (Judith Walls, Giannina Faktor) und ZHAW (Christian Vögtlin, Adina Arth) die qualitativ erhobenen Daten des zweiten Case für die Fallstudie auswerten. Die beiden Cases werden dann miteinander verglichen.

Fragen zur Reflexion und Empfehlungen für Unternehmen zur Förderung von Change Agents

  • Der erste Schritt ist, Change Agents zu erkennen – sie können überall zu finden sein. Dadurch wird sichtbar, wo die nachhaltige Transformation bereits läuft und wo noch Potenzial besteht. Die vier Change Agent-Typen (Netzwerker:innen, ideologisch Motivierte, Fachexpert:innen, Strateg:innen) helfen bei der Identifikation.

  • Change Agents können ganz unterschiedliche Rollen einnehmen. Wichtig ist, diese zu erkennen und sie gezielt zu fördern und Synergien zu nutzen. Da sich die Rollen im Wandel befinden können, sollten Unternehmen ihre Entwicklung im Transformationsprozess aufmerksam verfolgen.

  • Wenn Unternehmen die Interaktionen von Change Agents untereinander und mit Stakeholdern (Stakeholder Engagement) verstehen, können sie die Transformation nicht nur strategisch, sondern auch pragmatisch betrachten. Dabei sollten sie hinterfragen, warum Change Agents Stakeholder einbinden und welche Ziele sie damit verfolgen. So lassen sich sowohl die Change Agents als auch die Transformation gezielter fördern.

  • Unternehmen, die sich über Werte definieren, können mit dem «Common Value»-Ansatz Change Agents für die nachhaltige Transformation stärken. Dieser Ansatz sorgt dafür, dass ihre Haltung zur Nachhaltigkeit den Unternehmenswerten entspricht. Strategisch überzeugte Unternehmen sollten in die Weiterbildung ihrer Change Agents investieren.