Campus | 2. August 2022

Wie führe ich eine Bank? Bankensimulation in Berlin

Der Höhepunkt und Abschluss des Bachelorstudiums Business Administration mit Major in Banking & Finance HWZ ist ein mehrtägiges Seminar in Berlin. Im Rahmen dieses Aufenthalts bekommen die Studierenden anhand einer realitätsnahen Banksimulation einen vertieften Einblick in die Welt des Finanz- und Bankenwesens. Özge Kirli und Sandro Brülhart, Studierende im 4. Studienjahr, erzählen uns im Interview, wie sie die Woche in der deutschen Hauptstadt erlebten.

Bankensimulation mit Sandro Brülhart und Özge Kirli

Bankensimulation mit Sandro Brülhart und Özge Kirli

Özge, kannst du uns kurz erklären, was wir uns unter einer Bankensimulation genau vorstellen dürfen?

Özge: Die Simulation fand in Berlin in einem Seminarhotel statt. Die Idee der Bankensimulation war es, eine Bank in einem realen Zinsumfeld aus der Vergangenheit über vier Geschäftsjahre als Bankenmanager erfolgreich zu führen. Dabei wurden wir in drei Gruppen unterteilt. Jede Gruppe repräsentierte eine Bank. Ziel der ganzen Übung war es, den Unternehmenswert der Bank zu steigern, ohne dabei aufsichtsrechtliche Vorgaben wie z. B. Mindestreserven zu verletzen. Die Spielleitung erfolgte durch zwei externe Coaches, welche die Simulation schon seit einigen Jahren mit der HWZ sowie auch anderen Hochschulen durchführen. Nach jedem Geschäftsjahr erfolgte eine detaillierte Analyse der Ergebnisse durch die Spielleitung, welche dann im Plenum besprochen wurde. Zwischen den einzelnen Geschäftsjahren, also Spielrunden wurden Studierendenvorträge zu ausgewählten aktuellen Finanzthemen durchgeführt.

Das Seminar in Berlin zählt definitiv zu den Highlights meines Studiums.

Wie habt ihr die Aufgabenstellung erhalten und euch darauf vorbereitet?

Sandro: Zu Beginn jedes Geschäftsjahres wurde uns ein sogenannter Konjunkturfax zugestellt. Dieser enthielt eine Prognose diverser Wirtschaftsdaten wie Zinsen, Produktion, Import/Export sowie Arbeitsmarktdaten etc. Anschliessend erhielten wir zwei bis drei Stunden Zeit, um uns in der Gruppe zu beraten. Dabei mussten wir mittels eines speziellen Tools hunderte kleine Entscheidungen zum kommenden Geschäftsjahr treffen. Im Zentrum stand jeweils die aktuelle Bilanz der Bank. Darauf basierend mussten wir planen, welche Geschäftsbereiche wir in welchem Ausmass verändern möchten. Dazu gehörte auch, zu welchen Konditionen wir unsere Kunden bedienen wollen. Zusammengefasst kann gesagt werden, dass die Simulation alle wichtigen Entscheidungen, welche die Führungsetage einer Bank treffen muss, simuliert wurden. Als Vorbereitung diente eigentlich der ganze Major Banking und Finance, da ein gewisses Grundwissen sehr hilfreich war. Zudem hatten wir vor der Simulation das Modul «Gesamtbankensteuerung», welches die wichtigen Aspekte einer Bankenführung behandelte.

Es kann gesagt werden, dass sämtliches Wissen, welches wir Studierende uns im Laufe des Majors aneignen konnten und durften, abgerufen werden musste.
Özge Kirli, Bachelor in Business Administration, Major Banking & Finance

Was hat euch diese spannende Bankensimulation aufgezeigt?

Özge: Die Bankensimulation hat mir aufgezeigt, dass es sehr schwierig ist, eine Bank in unsicheren Zeiten zu führen. Das richtige Einschätzen der Prognosen und die anschliessende Planung sind von zentraler Bedeutung. Falsche Einschätzungen spiegelten sich umgehend im Ergebnis der Bank wider. Ausserdem stellte die Simulation eine super Verbindung zwischen Theorie und Praxis her. Das angeeignete Wissen während des Studiums konnte in einer Simulation abgerufen und angewendet werden.

Welches Knowhow nehmt ihr vom Seminar mit in euren Berufsalltag und weshalb?

Sandro: Mein beruflicher Werdegang fand bisher ausserhalb der Bankenwelt statt. Vor kurzem habe ich jedoch eine neue Stelle bei einer Bank angetreten. Die Simulation war für mich somit eine gute Möglichkeit, das Big-Picture zu erhalten und zu sehen, wie die Bank klassisch Geld verdient.

Was hat euch während der Simulation speziell beeindruckt?

Özge: Eines der Vorgaben resp. Ziele war es, aufsichtsrechtliche Normen einzuhalten. Darunter fällt auch das Einhalten der Kernkapitalquote. Mich hat erstaunt, wie schwierig sich dies in der Umsetzung gestaltet hat. Obwohl wir von Jahr zu Jahr immer Gewinne erzielten, sind wir beinahe unter die Mindestgrenze gefallen. Daraus liess sich schliessen, dass dem Faktor Risiko stets ein besonderes Augenmerk geschenkt werden muss.

Wie war die Stimmung und die Atmosphäre während des Seminars in Berlin?

Sandro: Die Stimmung innerhalb unserer Studiengruppe war heiter und entspannt. Der Gruppenzusammenhalt war auch neben der Simulation deutlich spürbar. Dies zeigte sich auch insofern, dass wir als geschlossene Einheit bereits zwei Tage vor Beginn angereist sind. Für die meisten von uns hat die Reise nach Berlin das Ende unserer vierjährigen Reise eingeläutet, was gute Gründe zum Feiern lieferte. Berlin war hierzu bestens geeignet.