Campus | 27. August 2025

Bäuerinnenschule und Kommunikationsstudium parallel absolvieren: Tanja Fuchs meistert beides

Tanja Fuchs jongliert zwischen Bauernhof und Seminarraum: Die Studentin im Bachelor Business Communications an der HWZ studiert seit letztem Sommer parallel die bäuerlich-hauswirtschaftliche Fachschule mit dem Ziel, die Berufsprüfung Bäuerin zu absolvieren. Im Gespräch verrät sie, wie sie diese beiden so unterschiedlichen Bildungswege verbindet – und was sie daraus für ihr Leben mitnimmt.

Tanja Fuchs Bäuerinnenschule HWZ 2025

Zwei Studien, Landwirtschaft, Privatleben – drei Welten, die kaum unter einen Hut passen. Für Tanja Fuchs ist genau das ihr Alltag: Seit drei Jahren kombiniert sie ihr Bachelorstudium in Business Communications an der HWZ mit der Ausbildung zur Bäuerin. 

Tanja, lebst du heute auf einem Bauernhof oder bist du auf einem aufgewachsen?

Ich lebe seit anfangs 2021 auf einem Bauernhof im schönen Kanton Schwyz, direkt am Vierwaldstättersee, in Brunnen. Dort bin ich auch aufgewachsen, allerdings nicht auf einem Bauernhof, sondern mitten im Dorfkern. Auf den Bauernhof hat es mich – sehr klassisch – der Liebe wegen verschlagen.

Nach der obligatorischen Schulzeit habe ich die Ausbildung zur Mediamatikerin EFZ mit Berufsmatura absolviert. Im letzten Lehrjahr habe ich dann meinen jetzigen Mann kennengelernt und wusste schnell: Ihn gibt es entweder mit Bauernhof oder gar nicht. Knapp ein Jahr später sind wir zusammengezogen und wohnen seither auf einem landwirtschaftlichen Betrieb, den aktuell noch meine Schwiegereltern bewirtschaften. Heute kann ich mir mein Leben ohne Bauernhof gar nicht mehr vorstellen. Er gehört einfach dazu – mit Kuhglocken, grunzenden Schweinen, mähenden Schafen, frischem Grasgeruch und viel Natur – hier fühle ich mich zuhause. So sehr, dass wir an unserem Hochzeitstag sogar mit den Kühen geshootet haben.

Tanja Fuchs Bäuerinnenschule HWZ 2025

Wie kam es dazu, dass du gleichzeitig ein Kommunikationsstudium und die Ausbildung zur Bäuerin machst?

Nach der Lehre war ich mir lange unsicher, ob ich studieren möchte. Irgendwann habe ich dann für mich entschieden: «Entweder jetzt oder niä» und habe mich an der HWZ für den Studiengang Business Communications angemeldet.

Vor rund zwei Jahren wurde die Betriebsübergabe zu Hause ein etwas konkreteres Thema. Mir war von Anfang an bewusst, dass mein Mann den Betrieb seiner Eltern übernehmen wird, mir war aber auch klar, dass ich absolut keine Ahnung von der Landwirtschaft habe. Da wir den Betrieb nun per 1. Januar 2027 übernehmen, wollte ich mir das nötige Fachwissen vorher aneignen.

Zuerst hatte ich eigentlich vor, nur die wirtschaftlichen Fächer (Landwirtschaftliches Recht, landwirtschaftliche Buchhaltung und landwirtschaftliche Betriebslehre) zu besuchen. So hätte ich für ein Jahr ab Sommer 2024 jeweils einen halben Tag den Unterricht besucht und wäre diesen Sommer damit fertig gewesen. Nach einem Telefonat mit der Schule habe ich mich dann aber dazu entschieden, gleich den ganzen Tag zu besuchen und habe mich für die entsprechenden sechs Module angemeldet. Ich hätte die Bäuerinnenschule auch nach dem Studium absolvieren können, aber dann nochmals Teilzeit für ein oder zwei Jahre die Schulbank zu drücken, kam für mich nicht infrage. Darum dachte ich, «das klappt schon irgendwie», habe mich kurzerhand angemeldet und direkt ins laufende Schuljahr gestartet letzten Herbst. 

Beschreibe uns einen typischen – oder besonders chaotischen – Tag in deinem Leben zwischen Bäuerinnenschule und Seminarraum.

Der wohl abwechslungsreichste Tag hatte ich anfangs Juni in diesem Jahr: Mein Tag startete mit der Modulprüfung «Landwirtschaftliche Buchhaltung», gefolgt von Unterricht im Modul «Landwirtschaftliche Betriebslehre». Am Nachmittag haben wir im Modul «Gartenbau» gelernt, wie man einen Blumenstrauss bindet und anschliessend unser Gemüse geerntet. Mit Blumenstrauss und Gemüse im Gepäck ging es dann unter Zeitdruck und im strömenden Regen nach Zürich an die HWZ. Dort stand ein Pitch im Kurs «Innovation, Business Planning und Entrepreneurship» an. Glücklicherweise musste ich jedoch nicht präsentieren, sondern durfte das meiner Teamkollegin überlassen…

Tanja Fuchs Bäuerinnenschule HWZ 2025

Wie sieht die Bäuerinnenschule konkret aus und wie bringst du sie mit dem Bachelorstudium an der HWZ unter einen Hut?

Die Bäuerinnenschule, oder auch bäuerlich-hauswirtschaftliche Fachschule genannt, beinhaltet neun Pflichtmodule und verschiedene Wahlmodule. Um sich für die Berufsprüfung zu qualifizieren, müssen alle neun Pflichtmodule und zwei Wahlmodule absolviert werden. Zudem muss eine Praxiszeit von mindestens 50% à zwei Jahren auf einem direktzahlungsberechtigten Betrieb erreicht werden. Danach folgt eine Diplomarbeit mit Präsentation und Fachgespräch.

Dank der modularen Ausbildung können die Module entweder in Gesamtlehrgängen (Vollzeit / Teilzeit) oder einzeln absolviert werden. Zudem können die Module auch an unterschiedlichen Schulen besucht werden. Ich habe im letzten Jahr sechs Pflichtmodule im Kanton Schwyz abgeschlossen und besuche nun zwei Pflicht- und ein Wahlmodul im Kanton Luzern. So lassen sich Berufsleben, Studium und Bäuerinnenschule individuell kombinieren.

Kommen die beiden Welten manchmal zusammen?

Teilweise. Wir haben beispielsweise im Studium einen Business Plan für eine App entwickelt, die Hofläden eine Art digitale Plattform bieten soll. Für unseren Pitch habe ich frisches Gemüse aus dem eigenen Garten mitgebracht – ein echtes Highlight. Umgekehrt interessieren sich Personen aus dem landwirtschaftlichen Umfeld manchmal für Themen aus dem Studium, über die ich berichten kann.

Tanja Fuchs Bäuerinnenschule HWZ 2025

Welche (überraschenden) Parallelen gibt es zwischen Landwirtschaft und Business Communications?

In einem Interview mit der Bauernzeitung habe ich letzten Herbst folgendes geantwortet:

Die Themen am Mittagstisch, die Probleme und die Mentalität unterscheiden sich teilweise sehr. Das beginnt bei der Kleidung und reicht bis zu Diskussionen über Politik. Die Themen rund um die Ausbildung, wie Lernstress oder das Setzen von Prioritäten, sind dieselben.
Tanja Fuchs, Studentin im Bachelor Business Communications HWZ

Ich würde die Antwort heute wieder so geben. Es gibt wohl Parallelen, aber auch deutliche Unterschiede.

Was hilft dir, morgens Gummistiefel und abends Blazer zu tragen – und dabei den Überblick zu behalten?

Definitiv mein Terminkalender. Ohne diesen wäre ich aufgeschmissen. Zudem sind physische To Do-Listen auf meinem Pult in stressigen Phasen ein absolutes Must-have. Aber auch Unterstützung und Verständnis aus meinem Umfeld sind wichtige Grundpfeiler.

Was ist für dich die grösste Herausforderung an diesem Doppelweg – organisatorisch oder mental?

Die grösste Herausforderung ist, dass ich mich selbst nicht vergesse. Organisieren lässt sich (meistens) alles irgendwie. Aber Schlaf, Sport oder Me-Time haben in gewissen Phasen weniger Priorität. In diesen Zeiten bin ich dankbar um die riesige Unterstützung, die mir mein Mann entgegenbringt. Er übernimmt dann den grössten Teil von unserem Haushalt, währendem ich im Büro sitze. Und wenn er merkt, dass ich mich im Kreis drehe, erinnert er mich daran, dass ich mir eine Pause gönnen soll und motiviert mich, etwas für mich zu machen.

Gibt es Dinge, auf die du verzichten musst, um beide Ausbildungen zu schaffen?

Ja, die gibt es. Da ich auch in mehreren Vereinen bin und das eine oder andere Ämtli habe, habe ich auch dort Verpflichtungen. Das summiert sich schnell und es gibt Zeiten, in denen muss ich auf den Ausgang oder auf meine Freunde verzichten. Auch Ferien sind ein eher schwieriges Thema. Im letzten Sommer hatte ich zwei Wochen Ferien zur Erholung – und nun in diesem Sommer wieder zwei. Die restlichen Ferientage habe ich eigentlich nie zur Erholung bezogen. In den Weihnachtsferien habe ich mich auf die Prüfungen im Studium und der Bäuerinnenschule vorbereitet. Ende Februar / anfangs März hatte ich dann nochmals Ferien für die Fasnacht, was definitiv auch nicht mit Erholung zu vergleichen ist.

Ich habe im Frühling gemerkt, dass die Energie nachlässt. Neben allen Verpflichtungen habe ich zusätzlich noch unser Hochzeitsfest organisiert. Ohne Unterstützung und Verständnis aus meinem Umfeld hätte ich nicht alles miteinander geschafft. Die Ferien im Sommer waren ein Lichtblick für mich. Ich war unter anderem eine Woche in den Bergen im Südtirol und konnte sehr viel mentale Kraft beim Wandern oder beim Biken tanken. Das hat mich wieder daran erinnert, dass ich mir unbedingt auch während stressigen Situationen bewusst Zeit für mich nehmen muss.

Tanja Fuchs Bäuerinnenschule HWZ 2025

Wie gehst du mit Stress oder Erschöpfung um und was motiviert dich, dennoch dranzubleiben?

Ich versuche mich stets daran zu erinnern, warum ich das alles mache und dass es sich nur um einen zeitlich begrenzten Abschnitt handelt. Ich wohne zudem fast direkt am Wald. Wenn ich gestresst bin, versuche ich mich für einen Spaziergang oder eine Jogging-Runde zu motivieren, um den Kopf zu lüften. Das bewirkt manchmal echte Wunder.

Würdest du diesen Weg nochmals gehen?

So wie bisher alles verlaufen ist: ja. Ich freue mich ehrlich gesagt sehr darauf, im nächsten Sommer mit dem Studium das erste grosse Kapitel abschliessen zu können. Danach planen wir eine längere Reise, um zusammen nochmals richtig Kraft zu tanken, bevor ab Januar 2027 das nächste grosse Kapitel mit der Betriebsübergabe ansteht. Die beiden letzten Pflicht- und Wahlmodule der Bäuerinnenschule, die ich im 2027 noch absolvieren möchte, sind dann vermutlich mehr Abwechslung im Alltag als Belastung und ich freue mich darauf – zumal eines der beiden Module «Ernährung und Verpflegung» ist.

Dein bester Tipp oder dein Motto für Studierende, die Job, Studium und Freizeit unter einen Hut bringen wollen?

Für die Organisation ist eine Planungshilfe ein echter Gamechanger. Findet zudem unbedingt heraus, wie und wo ihr in stressigen und herausfordernden Zeiten Energie tanken könnt. Und wenn ihr es wisst: Versucht euch dann auch unbedingt Zeit für euch zu nehmen! Jemand hat mir mal gesagt: «Wenn du keine 15 Minuten Zeit hast für dich, dann musst du dir gleich 30 Minuten nehmen.»

Wo siehst du dich nach dem Abschluss – eher auf dem Hof, im Büro oder in einer Mischung aus beidem?

Definitiv in einer Mischvariante. Ab Januar 2027 ist mein Mann der Betriebsleiter und übernimmt den landwirtschaftlichen Betrieb. Ich werde somit auch Teilzeit einsteigen. Vorerst übernehme ich die Buchhaltung und unterstütze ihn dort, wo er die Hilfe gebrauchen kann. Das wird auch Arbeiten draussen, wie beispielsweise beim Heuen, beinhalten.

Meinen jetzigen Job möchte ich aber auf jeden Fall behalten, schliesslich gefällt mir, was ich mache. Sonst hätte ich mich wohl nicht für das Studium entschieden. Zwei so unterschiedliche Welten zu verbinden, ist zwar manchmal nicht einfach – aber genau diese Herausforderung macht den Weg spannend und erfüllend.

Tanja Fuchs Bäuerinnenschule HWZ 2025