Forschung | 17. Oktober 2024
Die HWZ präsentiert jährlich eine Auswahl der besten Abschlussarbeiten in Form eines «Best of Bachelor Theses» Booklet. Janice Studler befasste sich in ihrer Bachelorarbeit im Bachelor Betriebsökonomie HWZ mit dem Thema «Berufsstress und seine Folgen: Empfehlungen zur Prävention von Übergewicht und Adipositas für Arbeitgeber und Arbeitnehmer». Wie es dazu kam und worum es in ihrer Arbeit ging, erzählt sie im Interview.
Thema: Berufsstress und seine Folgen: Empfehlungen zur Prävention von Übergewicht und Adipositas für Arbeitgeber und Arbeitnehmer
Betreuungsperson: Bettina Freihofer
Note: Unter der Betreuung von Bettina Freihofer erhielt sie für ihre Arbeit die Bestnote 6. Gleichzeitig wurde sie für den USB-Nachhaltigkeitspreis nominiert, was die Bedeutung ihrer Forschung in Bezug auf nachhaltige Gesundheitsförderung unterstreicht.
Liebe Janice, herzliche Gratulation zur «Best of Bachelor Theses» Würdigung! Um was geht es in deiner Abschlussarbeit zum Thema «Berufsstress und seine Folgen: Empfehlungen zur Prävention von Übergewicht und Adipositas für Arbeitgeber und Arbeitnehmer»?
In den letzten drei Jahrzehnten ist in der Schweizer Bevölkerung ein kontinuierlicher Anstieg von Übergewicht und Adipositas zu beobachten. Da Stress ein möglicher Auslöser sein kann und beruflicher Stress in der Schweiz ein grosses Thema ist, konzentriert sich meine Arbeit auf den Zusammenhang zwischen Berufsstress und Übergewicht bzw. Adipositas. Ziel ist es, auf diesen Zusammenhang aufmerksam zu machen und präventive Strategien für Arbeitnehmer und Arbeitgeber abzuleiten.
Die Arbeit klärt die Begriffe Berufsstress, Übergewicht, Adipositas und betriebliches Gesundheitsmanagement. Zudem werden die gesundheitlichen und wirtschaftlichen Folgen von Stress am Arbeitsplatz sowie dessen Verbindung zu Übergewicht und Adipositas untersucht. Darauf basierend werden Präventionsansätze für Arbeitnehmer und Arbeitgeber entwickelt.
Auf welchen Teil deiner Thesis bist du besonders stolz und warum?
Besonders stolz bin ich auf den empirischen Teil meiner Thesis, der auf Experteninterviews basiert. Bei der Auswahl der Interviewpartner habe ich bewusst darauf geachtet, Fachleute aus unterschiedlichen Bereichen zu befragen, um ein umfassendes und vielfältiges Bild zu erhalten. Von insgesamt 52 angefragten Personen konnten 9 gewonnen werden. Viele Experten zeigten starkes Interesse an der Thematik, waren allerdings aufgrund ihrer eigenen Belastung nicht in der Lage, Unterstützung zu bieten. Die Herausforderung, diese Interviews zu realisieren, verdeutlicht die Relevanz des Themas. Die neun durchgeführten Interviews mit kompetenten Fachleuten bieten eine solide Grundlage für den empirischen Teil meiner Arbeit.
Was hat dich dazu inspiriert, dieses Thema zu wählen?
Als begeisterte und ambitionierte Mittelstreckenläuferin habe ich ein grosses Interesse an der körperlichen Gesundheit. Im Sommer 2023 fiel mir persönlich auf, dass in der Schweiz immer mehr Menschen an Übergewicht und Adipositas leiden. Zudem hörte ich im Radio und las in der Zeitung vermehrt darüber. Deshalb habe ich mich gefragt, was die Gründe dafür sein könnten, und bin auf eine mögliche Ursache gestossen: Berufsstress.
Welche Hauptfaktoren hast du in deiner Arbeit identifiziert, die zu Übergewicht und Adipositas aufgrund von Berufsstress führen?
In meiner Arbeit habe ich mehrere Hauptfaktoren identifiziert, die zu Übergewicht und Adipositas aufgrund von Berufsstress führen können.
Erstens spielt das stressbedingte Essverhalten eine zentrale Rolle. Unter Stress tendieren Menschen dazu, sich für Lebensmittel zu entscheiden, die reich an Zucker, Fett und Kalorien sind. Der Verzehr solcher ‹Komfort-Nahrungsmittel› kann dazu beitragen, die Aktivität des biologischen Stresssystems und die damit verbundenen negativen Emotionen bei chronischem Stress zu verringern.
Zweitens beeinflusst Berufsstress das Schlafverhalten. Ein hoher Cortisolspiegel kann zu Ein- und Durchschlafproblemen führen, da Cortisol der Gegenspieler des Hormons Melatonin ist, das den Schlaf-Wach-Zyklus reguliert. Ein Mangel an Schlaf beeinflusst die Produktion der für die Appetitkontrolle zuständigen Hormone Leptin und Ghrelin derart, dass ein erhöhtes Verlangen nach Nahrung hervorgerufen wird. Dieses erhöhte Hungergefühl bewirkt typischerweise eine gesteigerte Aufnahme von Kalorien, was wiederum zu einer Gewichtszunahme führen kann.
Es ist wichtig zu betonen, dass Übergewicht und Adipositas das Ergebnis einer komplexen Interaktion von (epi-)genetischen Faktoren, hormonellen Mechanismen, verhaltensbiologischen Aspekten, psychologischen Einflüssen sowie kulturellen und sozioökonomischen Bedingungen sind. Berufsstress allein ist daher nicht der einzige Auslöser, sondern wirkt als zusätzlicher, verstärkender Faktor. Ausserdem kann Stress in einigen Fällen auch zu Gewichtsabnahme führen, was die Vielschichtigkeit der Beziehung zwischen Stress und Gewicht unterstreicht.
Janice, weisst du noch, weshalb du dich damals für den Bachelor Business Administration an der HWZ entschieden hast?
Ich habe mich für den Bachelor Business Administration an der HWZ entschieden, weil die Hochschule in der Nähe liegt und zur Zeit der Entscheidung die Wirtschaftsausrichtung an der OST in Rapperswil SG, wo ich auch wohne, noch nicht verfügbar war. Aufgrund meines intensiven Trainingsplans im Sport ist ein kurzer Pendelweg für mich essenziell. Die Lage der HWZ ist daher ideal. Zudem waren einige meiner Arbeitskollegen bereits an der HWZ, was zusätzlich für die Wahl sprach. Im Major habe ich mich für Digital Business & AI Management entschieden, da dies ein sehr aktuelles Thema ist, das mir spannende Einblicke in die Materie bietet.
Wie hat dich das Studium an der HWZ beruflich vorangebracht? Wo standest du zu Beginn des Studiums und wo stehst du jetzt nach deinem Abschluss?
Zu Beginn meines Studiums war ich als Assistentin in der Kredit- und Finanzberatung tätig. Seit etwas mehr als ein Jahr arbeite ich nun als Junior Firmenkundenberaterin. Beide Positionen habe ich bei einer Raiffeisenbank ausgeübt, allerdings habe ich die Genossenschaft gewechselt. Das Studium an der HWZ hatte keinen direkten Einfluss auf meinen beruflichen Werdegang, jedoch hat es mir wertvolle Kenntnisse und Perspektiven vermittelt, die ich in meiner aktuellen Rolle anwenden kann.
Geht dein Bachelorprojekt zukünftig noch weiter? Möchtest du deine Forschung weiterverfolgen?
Nein, mein Bachelorprojekt wird zukünftig durch mich nicht weiterverfolgt. Das Thema war sehr spannend und die Zeit war sowohl intensiv als auch lehrreich. Trotzdem ist dieses Kapitel für mich abgeschlossen. Es würde mich jedoch freuen, wenn das Thema mehr Aufmerksamkeit erhält und Berufsstress sowie Übergewicht und Adipositas in der Schweiz reduziert werden könnten.
Gerne würde ich deine Erfahrungen während dem Studium den anderen Studierenden weitergeben. Welchen Rat würdest du denjenigen geben, die vor der Herausforderung ihrer Bachelorarbeit stehen?
Bewahrt Ruhe! Beginnt frühzeitig und erstellt euch einen detaillierten Zeitplan. Das hilft euch, den Überblick zu behalten und die Arbeit systematisch zu bewältigen.
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