Campus | 26. November 2020
Sie ist ambitioniert und hinterfragt stets, was sie tut: Nicole Egli hat im vergangenen Herbst als erste Absolventin den MAS Digital Excellence for Financial Services HWZ abgeschlossen. Im Interview erzählt sie uns, weshalb sie ihre Weiterbildung als perfekten Ausgleich zur Arbeit sah, von welchen Kursen sie am meisten profitierte und was ihr half, den Arbeitsalltag agiler zu gestalten.
Nicole Egli, herzliche Gratulation zum erfolgreichen Abschluss mit der Bestnote 5.7! Sie sind die erste Absolventin des MAS Digital Excellence for Financial Services. Wie fühlt sich das an?
Es fühlt sich toll an. Als ich mich vor drei Jahren für den ersten CAS im Bereich Vorsorgeplanung eingeschrieben hatte, hätte ich nie gedacht, dass mein Weg Richtung Digital Finance gehen würde. Nach Erhalt des ersten Zertifikats war ich zwar zufrieden, stellte mir jedoch die Frage, ob ich wirklich die klassischen Bankthemen in Form eines MAS vertiefen möchte. Deshalb habe ich mich mit Costantino Lanni, Studiengangsleiter des MAS Digital Excellence for Financial Services, in Verbindung gesetzt. Nach dem Gespräch, in dem er mir die Möglichkeit aufgezeigt hatte, verschiedene Kurse mit dem Fokus Digitalisierung in der Finanzbranche zu kombinieren, war für mich sofort klar, dass diese Flexibilität genau das Richtige ist für mich. Es war mir wichtig, nicht aus meiner Bachelor Studienzeit (Banking and Finance) bekannte Themen weiter zu vertiefen, sondern Neues und Unbekanntes zu erlernen. Meine Erwartung wurde erfüllt. Neben den Highlights, wie dem Kurstag im Hacking Lab oder der Exkursion nach London zu verschiedenen Start-ups, waren sämtliche Studientage interaktiv und von kompetenten Dozierenden begleitet. Jeder einzelne Tag war eine Bereicherung und ich habe keinen Kurstag versäumt.
Sie haben sich damals für ein MAS-Programm entschieden, das erst neu lanciert wurde. Was hat Sie dazu bewogen, sich für den MAS an der HWZ anzumelden?
Das Neue, das Digitale, das Eintauchen in eine für mich unbekannte Welt. Mir war es immer wichtig, meinen Horizont zu erweitern und «up to date» zu sein. Zudem sehe ich die Zukunft in der Digitalisierung – von der die Finanzwelt in allen Belangen profitieren kann. Mein Ziel war bzw. ist, mich mit Leuten aus den unterschiedlichsten Branchen auszutauschen und ständig spezifisches Wissen im Bereich Digitalisierung zu «tanken».
Die Kurstage im CAS Digital Insurance und im CAS Digital Risk Management (a. d. R.: dieser CAS heisst neu CAS Cyber, Risk & Security) waren der perfekte Ort dafür. Ich konnte mir ein stabiles Netzwerk in der digitalen Welt aufbauen. Sei es in Bezug auf innovative Produkte, das Bewirtschaften von digitalen Risiken oder Schutzmassnahmen vor Cyberangriffen. Ich war stets bemüht, Erlerntes sofort «on the Job» anzuwenden und neue Vorschläge für Projekte einzubringen. Das eine oder andere hat gefruchtet. Zum Beispiel ein Zusammenarbeitsmodell für Versicherungen und Banken, welches ich im Rahmen meiner Masterarbeit erarbeitet hatte.
Sie arbeiten bei einer Privatbank in der Vermögensplanung. Inwiefern hilft Ihnen das neu erlangte Wissen in Ihrem Berufsalltag?
Meine Art zu denken, mich im Berufsalltag einzubringen und die Herangehensweise an Problemstellungen haben sich verändert. Die Bankenwelt ist geprägt von Vorgaben und lang eingesessenen Prozessen, die teilweise nicht in Frage gestellt werden. Man denkt: Diese Prozesse haben schon immer funktioniert und das ist gut so. Heute sehe ich das anders. Ich hinterfrage stets was ich tue. Ich überlege mir, ob ich repetitive Aufgaben automatisieren bzw. vereinfachen kann oder ob eine Kooperation mit einem Start-up sinnvoll wäre.
Zurückkommend aufs Netzwerk: Viele Dozierende haben bereits während der Studienzeit ihre Unterstützung angeboten. Dies hat mir im Rahmen einer Analyse von digitalen Kollaborationstools und deren Einsatz im Arbeitsumfeld (neuer Setup im Homeoffice) geholfen. Ich habe meine Kontakte genutzt und konnte meinem Arbeitgeber einen guten Vorschlag präsentieren.
Sie haben neben Ihrer Weiterbildung 100% gearbeitet. Wie haben Sie es geschafft, Arbeit und Weiterbildung unter einen Hut zu bringen?
Ich muss gestehen, die Belastung war hoch. Wobei dies auch selbstverschuldet war. Ich hatte mich entschieden, die Masterarbeit parallel zum letzten CAS Kurs zu schreiben. Im Allgemeinen ist das Konzept der HWZ sehr gut. Die Kurstage sind auf den Monat verteilt und ungefähr die Hälfte der Kurstage findet an Wochenenden statt. Aus meiner Sicht können die CAS Kurse gut mit einem Arbeitspensum von 100% absolviert werden. Die Samstage waren überhaupt kein Problem. Ich habe es als Hobby und Ausgleich zum Arbeitsalltag gesehen. Der Austausch, die Interaktion und das Zwischenmenschliche haben immer eine grosse Rolle gespielt.
Zudem ist mir die Prüfungsform entgegen gekommen. Ein Teil der Note war abhängig von Projektarbeiten. Ich hatte diese Gelegenheit jeweils genutzt, um eine Problemstellung bzw. ein Themenfeld aus meinem Berufsalltag weiterzuentwickeln. Dadurch hat auch mein Arbeitgeber profitiert. An dieser Stelle möchte ich betonen, dass mich mein Arbeitgeber sensationell unterstützt hat. Mein Vorgesetzter war stets interessiert, hat mich beraten und herausgefordert, das Erlernte umzusetzen.
Wovon haben Sie während Ihrer Weiterbildung an der HWZ am meisten profitiert?
Am meisten habe ich von den beiden CAS profitiert, die auf die zukünftigen Entwicklungen in der Finanzbranche fokussieren. Aus dem Ersten habe ich vor allem ein starkes Netzwerk mitgenommen. Des Weiteren habe ich erkannt, wie wichtig es ist, auf digitalen Plattformen wie LinkedIn oder Twitter aktiv zu sein. Ich erlebe dadurch die Entwicklung von neuen Technologien mit und habe gelernt, mich selbst zu vermarkten. Aus dem CAS Digital Risk Management habe ich die Sensibilisierung auf Cyberangriffe und die Gefahren des «Internet of Things» mitgenommen. Was diese SMART Devices im ersten Augenblick alles können, ist verlockend. Was sie aber auch können: Dich ausspionieren. Zudem ist mir bewusst geworden, dass Unternehmen, die denken, sie seien sicher, oder sie seien keine Angriffskandidaten, bald nicht mehr existieren werden. Viele sind infiziert, wissen es jedoch noch nicht.
Sie haben es vorhin bereits kurz erwähnt: In Ihrer Master Thesis haben Sie sich mit LifeCycle Management von Versicherungsprodukten bei Schweizer Banken auseinandergesetzt. Dabei sind sie der Frage nachgegangen, wie das Partner Management mit den Versicherungen durch die Analysierung unstrukturierter Geschäftsprozesse optimiert werden kann. Was ist dabei herausgekommen?
Das Partnermanagement zwischen Bank und Versicherung ist geprägt durch Interaktion von Mitarbeitenden. Eine gute strategische Zusammenarbeit kommt zustande, wenn die Kommunikationsprozesse funktionieren. Es hat sich jedoch gezeigt, dass die operationelle Abwicklung bzw. unstrukturierte Geschäftsprozesse Probleme auslösen. Fehlende Transparenz und Flexibilität, mangelnde Ausschöpfung der Digitalisierungsmöglichkeiten und zu lange Kommunikationswege spielen dabei eine entscheidende Rolle. Oftmals fehlt das Verständnis für die Sicht der Gegenpartei. Wichtig ist, neue Abläufe mit Einbezug beider Sichtweisen festzulegen. Die Geschäftsprozesse können durch Echtzeit Datenlieferung, Standardunterlagen, automatisierte Prozesse, aktive Feedbackkultur und die Erschaffung von Diskussionsplattformen strukturiert werden.
Sie haben an der Diplomfeier gesagt: «Jetzt bin ich bereit, die Chancen der Digitalisierung zu nutzen und mich den Herausforderungen zu stellen.» Welche Herausforderungen stehen an?
Eine Herausforderung ist, wie ich mich nun weiterentwickle. In welcher Rolle kann ich mein erlerntes Fachwissen einsetzen und dem Markt etwas zurückgeben? Was kann ich beitragen, um den Finanzplatz Schweiz attraktiver, fortschrittlicher und gleichzeitig aber auch sicherer zu gestalten? Das sind die wichtigsten Fragen, die ich mir zurzeit stelle.
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