Campus | 11. Januar 2021
Simon Gantner hat im vergangenen Oktober den Bachelor in Business Communications abgeschlossen – und dies mit Bestnote. Im Gespräch mit seinem ehemaligen Dozenten Stefan Vogler wird er persönlich. Simon erzählt dabei nicht nur von seiner Studiengruppe, die zum erfolgreichen Abschluss beigetragen hat, oder von seinen selbst gesetzten Deadlines, die ihm während des Studiums viel Frust ersparten, sondern äussert auch Verbesserungsvorschläge hinsichtlich der Abschlussprüfungen.
Die HWZ und ihre Dozierenden setzen auf den persönlichen und individuellen Austausch mit ihren Studierenden. Jede Studentin und jeder Student hat konkrete Ansprechpersonen, die sie vom ersten Tag an kennen. Gerade während eines Bachelorstudiums, das in der Regel vier Jahre dauert, entstehen dadurch neue, wichtige Kontakte für die Studierenden. Einige dieser Kontakte bleiben auch nach dem Studium bestehen. Ein Beispiel dazu: Simon Gantner, Absolvent Bachelor Business Communications, hatte mit Stefan Vogler, Studiengangsleiter CAS Marketing Communications und Dozent im Bachelor Business Communications, während seines Studiums immer wieder Berührungspunkte. Nicht zuletzt hat Stefan Simon auch im Rahmen seiner Bachelorarbeit wichtige Inputs auf den Weg mitgegeben.
In einem Interview zwischen Dozent und Student stellt sich Simon deshalb den persönlichen Fragen von Stefan. In einer Fortsetzung wird sich Stefan mit den Fragen von Simon auseinandersetzen…
Stefan Vogler: Simon, ab Februar bist du bei der Helvetia als Specialist Communication tätig. Herzliche Gratulation zum neuen Job! Hat sich dein Studium an der HWZ im Evaluationsprozess für deinen Job bei Helvetia bereits ausbezahlt und welches Wissen und welche Erfahrungen waren besonders wertvoll?
Simon Gantner: Es ist klar: Ein abgeschlossenes Studium öffnet Türen. Das meine ich einerseits formell, also einen Hochschulabschluss in den Händen zu halten. Bei meiner zukünftigen Stelle bei der Helvetia war dies eine Anforderung. Andererseits half das praxisorientierte Studium, mich im Evaluationsprozess zu behaupten. Warum? Meine Klassenkamerad*innen und ich büffelten die letzten vier Jahre nicht einfach theoretische Modelle der Kommunikationswissenschaften. Nein, wir lernten an zig Cases, welcher Stellenwert Unternehmenskommunikation hat und wie man diese praktiziert. Und noch viel wichtiger: Wir lernten, die eigene Person wirkungsvoll zu positionieren – und genau das ist in einem Bewerbungsprozess relevant.
Schön, bei der Helvetia hast du das bewiesen. Wurde der Studiengang Business Communications dem Anspruch Kommunikationsgeneralist*innen auszubilden gerecht und welche Module und Kurse hast du am meisten geschätzt?
Wenn ich die Entwicklung meiner Klasse während den vergangenen vier Jahre reflektiere, kann ich sagen: Ja, wir alle wurden zu Kommunikationsgeneralist*innen. Das hat mit der Art und Weise zu tun, wie an der HWZ unterrichtet wird. Theorie ist wichtig, Praxis ist wichtiger. Das ist zumindest meine Meinung, wenn es um Kommunikation geht. Beispiel: Es ist gut, wenn ich theoretisch weiss, was alles zur strategischen Markenentwicklung gehört. Es ist aber praktisch besser, wenn ich eine Markenentwicklung schon selbst durchspielte. Darum schätzte ich die Semester sechs und sieben mit Kursen wie Werbung, Corporate Communications, Krisenmanagement, Medienarbeit, Public Affairs und Interne Kommunikation am meisten. Das war die volle Portion Praxis.
Welche besonderen Eigenschaften hatte der von dir mit Bravour absolvierte Studiengang an der HWZ? Gibt es einen USP?
Gute Frage, der so oft diskutierte USP. Ich glaube, es sind die Menschen, die an der HWZ lehren. Die Dozierenden praktizieren das Gelernte im eigenen Arbeitsalltag. Das schafft Nähe zum Thema – und noch wichtiger: Es schafft Nähe zwischen den Studierenden und Dozierenden. Im Bereich der Kommunikationswissenschaften kenne ich keine Hochschule, die das so stark lebt. So hätten wir einen USP, oder?
Dieser USP entspricht offensichtlich der Customer Experience. Das freut mich. Wie hast du dein Studium erlebt?
Das berufsbegleitende Studium ist bestimmt kein Zuckerschlecken. Man muss sich vorstellen: Zweimal die Woche drückten meine Klassenkamerad*innen und ich nach einem 9 Stunden Arbeitstag noch die Schulbank. Was dabei half? Menschen aus der Studiengruppe, die im Laufe des Studiums zu richtig guten Freunden wurden. Gleichzeitig unterstützten mich Familie und Freunde immens. Das waren die Menschen, die mich des Öfteren aus der Marketing-Kommunikations-Bubble holten. Das braucht’s auch – eine gewisse Distanz zu allem, was einen in Studium und Job so beschäftigt. Und am wichtigsten: Wenn man für das Gelernte keine Leidenschaft hat, wird’s hart. Ziemlich hart. Die Leidenschaft für Kommunikation war mein Benzin in den letzten vier Jahren.
Du hast an der HWZ zum ersten Mal in deinem Leben eine wissenschaftliche Arbeit geschrieben. Was waren deine wichtigsten Erfahrungen und Erkenntnisse, die du mit deiner Bachelor Thesis «Wie Schweizer KMU der Industriebranche mit Corporate Branding einen Wettbewerbsvorteil erzielen – Analyse und Handlungsempfehlungen für die Praxis» gesammelt hast?
Eine wohltuende Erkenntnis war, dass eine wissenschaftliche Arbeit auch praxisorientiert sein kann. Ich konnte mich durch diese Arbeit mit spannenden Persönlichkeiten austauschen und eine von mir formulierte Forschungsfrage beantworten. Eine stringente Planung und das Einhalten von selbst gesetzten Deadlines ersparten mir viel Frust und Nervenkitzeln. Ich erlaube mir hier noch einen Appell an alle zu richten, die dieses Grossprojekt noch vor sich haben: Wähl nicht ein Thema, das einfach zu erforschen ist. Wähl ein Thema, das dich persönlich fasziniert. Dann eignest du dir Wissen an, das dich auf deinem Karriereweg weiterbringt.
Im Modul Werbung/Dialogmarketing habt ihr für Odlo konzipiert, im Projektmanagementseminar im 8. Semester seid ihr für eine Woche in die Rolle des Unternehmensberaters versetzt worden und habt an einer realen Fallstudie gearbeitet. Wie hast du solche Projektarbeiten erlebt?
In einem Wort: intensiv. Das Niveau der vorgelegten Konzepte in Projektarbeiten war stets sehr hoch – so auch die Ansprüche der Auftraggeber und Dozierenden. Ich bin aber überzeugt, dass genau diese Erwartungen zu der hohen Qualität führten. Für mich persönlich war es nicht gänzlich neu, da ich schon früh auf Agenturseite tätig war. Darum war ich mit den Prozessen vertraut. Herausfordernd waren bestimmt die unterschiedlichen Teamkonstellationen. Die Stärken und Schwächen der Teammitglieder zu identifizieren und zielgerichtet einzusetzen, war meist der Erfolgsfaktor.
Auf was hättest du gut und gerne verzichtet, aber es war halt Pflicht?
Ich fand die vorbereitenden Fächer für die Bachelor Thesis nicht wirklich prickelnd. Das hat damit zu tun, dass ich wohl nie Wissenschaftler sein werde. Mir ist aber auch klar, dass diese Kurse notwendig sind, um die Basis für eine erfolgreiche Thesis zu legen. Darum biss ich mich durch diese Kurse.
Welchem «Typus» würdest du dein Studium besonders empfehlen? Welche Werte, Fähigkeiten und Fertigkeiten sollte sie/er mitbringen und wem würdest du eher davon abraten?
Da muss ich dich zitieren, Stefan: «MMMM: Man muss Menschen mögen». Das bezieht sich nicht direkt auf das Studium an der HWZ sondern allgemein auf Kommunikation. Der MMMM-Ansatz ist Grundvoraussetzung. Wenn man keine Menschen mag, macht einen das Studium und der Job nicht glücklich. Zudem empfehle ich das Studium den Menschen, die sich in der Marketing-Kommunikation breit aufstellen wollen. Will sich jemand beispielsweise klar in Richtung Journalismus entwickeln, gibt es bessere Hochschulen und Studiengänge. Last but not least: Ich empfehle das Studium nur den Menschen, die dem Druck von Job und Studium entgegenwirken können. Das braucht Durchhaltewille – ganze vier Jahre lang.
Hat dir der Unterricht neben Fach- auch genügend Sozialkompetenzen vermittelt?
Ganz ehrlich: In den letzten vier Jahren entstanden während Projektarbeiten hin und da Konflikte. Es gab hitzige Diskussionen, Meinungsverschiedenheiten und ja, auch Streit – manchmal im Sinne der Sache, manchmal auch nicht. That’s life! Wir alle lernten, mit solchen Situationen umzugehen. Das Vertrauen in die eigene Sozialkompetenz wächst und rüstet einen für den weiteren Karriereweg.
Zweiter Punkt: Nach gefühlt hundert Präsentationen an der HWZ sind wohl alle Absolvent*innen gerüstet, um vor einem Publikum für die eigene Sache einzustehen. Ich stand schon immer gerne vor Menschen. Aber auch Klassenkamerad*innen, die nicht mit diesem Vorsprung starteten, entwickelten sich zu soliden Präsentator*innen.
Wie hast du dein letztes Semester im Distanz-Unterricht erlebt? Sind Dozierende und Studierende mit dem Corona-Modus zurechtgekommen und was hast du während dieser Zeit besonders vermisst?
Überspitzt gesagt: Am Anfang kam niemand wirklich zurecht – weder Dozierende noch Studierende. Aber genau das war das Spannende an der Situation. Verständnis und Lernbereitschaft auf beiden Seiten führte aber schnell zu einem neuen Alltag. Der ist weder besser noch schlechter. Beide haben ihre Vorteile. Mir fehlte das kühle Bier am Freitagabend mit den Mitstudierenden und der intensive Dialog mit den Dozierenden.
Wie hast du die Modulendprüfungen im 8. Semester erlebt? Würdest du diese anders gestalten?
Die schriftliche Prüfung ist ein echter Brocken. Marketing- und Kommunikationswissen aus vier Jahren wird in vier Stunden getestet. Das Ganze wird an einem Case aufgehängt. Also auch hier setzt die HWZ mehr auf Praxis und weniger auf Theorie. Bei der mündlichen Prüfung stellte ich mich zwei Expert*innen zu einem Gespräch rund um Themen der Corporate Communications. Dies dauert 15 Minuten – und genau hier setzt mein Verbesserungswunsch an: Die Viertelstunde bietet kaum Raum und Zeit, um den gestellten Fragen so richtig auf den Grund zu gehen. Aber das ist meine subjektive Meinung. Andere wünschten sich wahrscheinlich, dass es keine mündliche Prüfung gäbe.
Welche Headline würdest du auf ein Plakat setzen, dass sich an potentielle Studierende richtet und für den Bachelor Business Communications an der HWZ wirbt?
Es gibt ja andere Hochschulen, die mit Botschaften wie «zentrale Lage» oder «remote Studieren» werben. Das finde ich weder überzeugend noch besonders kreativ. Es ist nebensächlich. Vielmehr würde ich die Headline(s) am USP aufhängen, den ich vorher ins Feld führte: die Nähe zur Praxis und den Dozierenden. Menschen, die sich für Kommunikation interessieren, wünschen sich das. Davon bin ich überzeugt. Und wenn sie sich das nicht wünschen, ist ein Studium an der HWZ wohl unpassend. Darum würde ich hinsichtlich der jungen Zielgruppe verschiedene Headlines kreieren, die konkrete Alltagssituationen beschreiben: echt, authentisch und ja, auch ein bisschen mutig und provokativ. Ein paar unkontrollierte Headline-Vorschläge, die mir gerade im Kopf herumschwirren:
Wenn du mit dem Dozenten nach der Vorlesung im Pub sitzt, dann studierst du an der HWZ.Wenn deine Dozenten nicht seit 10 Jahren die gleichen Slides präsentieren, dann studierst du an der HWZ.Wenn du in einer Projektarbeit selbst zu einer Werbeagentur wirst, dann studierst du an der HWZ.Wenn du in einer Projektarbeit bekannte Marken wie grosse Agenturen berätst, dann studierst du an der HWZ.Wenn dich deine Dozenten beim Namen nennen, dann studierst du an der HWZ.
Es gäbe noch zig weitere Ideen, welche den Insight (Wunsch nach Nähe zur Praxis und zu den Dozierenden) erlebbar machen. Sie lassen sich plakativ bebildern – statisch oder mit Bewegtbild. Bei mir spielt das Kopfkino.
Vielen Dank für diesen persönlichen Austausch. Welchen Fragen sich Stefan stellen muss, erfährt man in einer baldigen Fortsetzung…
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