Aktuell | 13. August 2024

«Die wenigsten hätten mir geraten, direkt nach der Geburt mit einer Weiterbildung zu starten»

Simone Koch scheut keine Herausforderung: Als frischgebackenes Mami hat sie Anfang Jahr mit dem Executive MBA in Digital Leadership an der HWZ begonnen. Im Interview erzählt sie, wie sie ihre Rollen als Mutter, Führungskraft und Studentin unter einen Hut bringt, welche Parallelen sie zwischen Mutterschaft und Führungsaufgaben sieht und spricht über Gründe, die Frauen von einer Weiterbildung abhalten könnten.

Simone Koch Emba Digital Leadership

Simone, du hast im Februar mit dem Executive MBA Digital Leadership begonnen. Das erste von drei Semestern ist vorbei. Wie geht es dir? Geniesst du die Sommerpause?

Ja, ich geniesse die kurze Sommerpause. Es ist wie so oft: Auf der einen Seite freue ich mich, Neues zu lernen und zu entdecken und auf der anderen Seite fehlt mir die Zeit, um all den neuen, anregenden Themen nachzugehen.

Du bist seit rund fünf Monaten Mami. Was hat dich inspiriert, gerade als frischgebackenes Mami ein EMBA-Studium zu beginnen?

Es sind zehn Jahre vergangen, seit ich die ETH verlassen habe und die Lust, wieder einmal in ein Klassenzimmer zu sitzen und Neues zu lernen, hat mich schon seit längerem gepackt. Es hat eine Weile gedauert, bis ich mir klar wurde, was für eine Weiterbildung zu mir und dem jetzigen Lebensabschnitt passt. Nun trafen sich Kinderwunsch und Weiterbildungswunsch zum selben Zeitpunkt und ich wollte keines von beidem länger aufschieben.

Du bist Teamleiterin Klimaprämie bei der Renera AG. ein Unternehmen, das sich auf die Unterstützung und Förderung der Energiewende spezialisiert hat. Wie meisterst du den Spagat zwischen den Anforderungen als Mami und den Herausforderungen des Studiums und deiner beruflichen Karriere?

Ich versuche möglichst viel auszuprobieren, anstatt von vornherein etwas für nicht-möglich zu erklären. Die wenigsten hätten mir geraten, direkt nach der Geburt mit einer Weiterbildung zu starten. Nun hat sich vieles zum Guten gefügt und ich kann sagen, dass es bis jetzt bestens klappt.
Simone Koch, Teamleiterin Klimaprämie bei der Renera AG und Studentin EMBA Digital Leadership HWZ

Es lohnt sich, zu experimentieren, um herauszufinden, was geht und was nicht möglich ist. Die grösste Schwierigkeit ist für mich momentan genügend Fokuszeiten zu haben, welche den mentalen Switch zwischen Mami, Beruf und Weiterbildung ermöglichen. Wenn ich zu viel gleichzeitig möchte, dann endet der Tag meistens mit einem kleinen Frust, da ich weder meinem Kind noch meinen Ansprüchen und Bedürfnissen gerecht wurde. Ich versuche deshalb, bestimmte Zeiten für bestimmte Tätigkeiten zu reservieren, aber auch die nötige Flexibilität zu bewahren, meine Pläne zu ändern, wenn es nicht wie vorgesehen funktioniert.

Welche Rolle spielen dein Partner und deine Familie, sowie dein Arbeitgeber im Rahmen dieser Weiterbildung und wie tragen sie zu deiner Flexibilität bei?

Dass mein Umfeld meinen Entscheid mitträgt, war entscheidend für mich. Mein Partner hat im ersten Halbjahr einige Urlaubstage bezogen und begleitete mich an die HWZ, damit ich stillen konnte. Geschwister und Eltern kommen ab und zu zur Kinderbetreuung vorbei, um mir ein paar Stunden Fokuszeit zu ermöglichen.

Die HWZ stellte uns einen Raum zur Verfügung, in welchem wir uns als Familie aufhalten konnten und sicherte mir die Möglichkeit zu, mein Studium um ein Jahr zu verschieben, falls mich die Mutterschaft mehr absorbieren sollte, als erwartet. Mein Arbeitgeber unterstützt mich finanziell und motivierte mich, diesen Schritt zu wagen.
Simone Koch, Teamleiterin Klimaprämie bei der Renera AG und Studentin EMBA Digital Leadership HWZ

In einem LinkedIn-Post, den du im Frühling veröffentlicht hast, sprichst du davon, dass du Parallelen zwischen Mutterschaft und Führungsaufgaben siehst. Welche sind das genau und wie wendest du diese Erkenntnisse in deinem Alltag an?

Grundsätzlich bin ich der Meinung, dass sich beide Aufgaben gegenseitig befruchten können, oft wird Beruf und Mutterschaft jedoch als Konkurrenz behandelt. In diesem LinkedIn-Post spreche ich von der Rolle als Vorbild. Diese ist bei der Eltern-Kind-Beziehung sehr zentral. Kinder kopieren uns und halten uns dadurch ohne Kompromisse den Spiegel vor. Genauso wichtig erachte ich ein kohärentes Auftreten im Team, welches Vertrauen schafft.

Was würdest du anderen Frauen raten, die sich in einer ähnlichen Situation befinden und ebenfalls mit dem Gedanken spielen, eine anspruchsvolle Weiterbildung zu beginnen?

Hast du Lust? Dann probiere es aus! Frage dich: Was kann schiefgehen und was sind die Auswirkungen? Was machst du, wenn es nicht wie geplant läuft? Hast du Menschen, die dich bei Bedarf unterstützen können?

Wir sehen es an unseren eigenen Zahlen: Gerade auf Weiterbildungsstufe gibt es immer noch weniger Frauen als Männer. Wie nimmst du dieses Ungleichgewicht persönlich wahr und welche Gründe siehst du dafür?

Persönlich nehme ich dieses Ungleichgewicht wenig wahr, da ich nicht nach Mann und Frau einteile, sondern Menschen wahrnehme. Ich denke, dass die Gründe dafür sehr vielseitig sind und ich mich damit zu wenig beschäftigt habe, um eine qualifizierte Aussage zu machen. Persönlich spüre ich zurzeit, dass Eltern werden mich als Frau viel mehr beansprucht als meinen Mann. Das ist wahrscheinlich einer der Gründe. Es braucht sicher Überwindung und Mut, nach einer Geburt und den Belastungen und den Freuden der Mutterschaft wieder ins Berufsleben einzusteigen.

Hat sich dein Blick auf die beruflichen (Weiter)Entwicklungsmöglichkeiten von Frauen durch deine eigenen Erfahrungen verändert? Wenn ja, wie?

Nein, mein Blick hat sich nicht grundlegend verändert. Es braucht für alle, und für Frauen vermutlich noch etwas mehr, Motivation, Ausdauer und Engagement, um Ideen und Visionen in die Tat umzusetzen. Ein Umfeld, das einen fördert und unterstützt, hilft dabei sehr.

Simone, die Sommerpause ist bald vorbei, Ende August fängt das neue Semester an. Worauf oder auf welche Themen, die im Unterricht behandelt werden, freust du dich besonders?

Wir haben soeben eine 360°Grad-Evaluation durchgeführt. Ich freue mich auf die Auswertung und die Coaching-Themen, welche sich daraus ergeben. Zudem freue ich mich auf den TEDxHWZ-Event im November, welchen wir als Studiengruppe organisieren.

Executive MBA Digital Leadership HWZ

Du willst nicht nur führen, sondern wirklich etwas bewegen? Der Executive MBA Digital Leadership an der HWZ gibt dir das Rüstzeug dazu. Das kompakte, berufsbegleitende 16-monatige Programm wurde speziell für visionäre Führungskräfte wie dich entwickelt, die bereits über umfassende Berufserfahrung verfügen und ihre Karriere auf die nächste Stufe heben möchten.

Hier vertiefst du dein Wissen über digitale Technologien und neue Führungsansätze. Du lernst, eine digitale Vision für dein Unternehmen zu entwickeln und dein Team sicher durch die Herausforderungen der digitalen Transformation zu führen. Sei bereit, nicht nur dein Unternehmen, sondern auch die Gesellschaft zu verändern – mit dem Executive MBA Digital Leadership HWZ. Werde zum Game Changer und gestalte die Zukunft aktiv mit.

Interessiert? Der nächste Studienbeginn ist Ende Februar 2025.