Aktuell | 17. Januar 2022
Von der räumlichen Visualisierung über die Datensammlung bis hin zu Simulationen des zukünftigen Verhaltens eines Gebäudes: Digital Twins verändern und vereinfachen die Abläufe der Immobilienbranche. Trotzdem gibt es bisher nur einige Leuchtturmprojekte. Weshalb dem so ist, wie auch bestehende Gebäude ihren digitalen Zwilling aufbauen können und welche ethischen Fragen sich dabei stellen, beantwortet Peter Staub, Studiengangsleiter MAS Digital Real Estate HWZ, im Interview.
Beitragsbild Digital Twin
Unter einem digitalen Zwilling versteht man eine möglichst umfassende Repräsentation eines materiellen Objekts in der digitalen Welt. Dazu gehören nicht nur Struktur und materielle Bestandteile, sondern auch sein Verhalten. Es gibt digitale Zwillinge in allen Bereichen: Schon länger von Flugzeugen beispielsweise, aber auch immer mehr von uns Menschen. Beispielsweise kann man virtuell Operationen an Menschen durchführen, bevor die tatsächliche Operation ansteht. Und natürlich gibt es auch digitale Zwillinge von Gebäuden. Da sind die Struktur, Bestandteile, Zusammensetzung und die räumliche Visualisierung des Gebäudes sichtbar, aber auch über das Verhalten des Gebäudes kann der digitale Zwilling dank Sensorik Informationen liefern. Also eine möglichst komplette digitale Abbildung inklusive des Verhaltens.
Die Idee ist, dass man schon von Beginn weg bei der Grundstückentwicklung diesen digitalen Zwilling schrittweise entwickelt. Weiter geht es beim Architekten, in der Bauphase, in der Technik, Nutzungsplanung und zum Schluss im Betrieb. Zu diesem Zeitpunkt sollte das Gebäude einen möglichst genauen digitalen Zwilling haben, der abbildet, wie sich das Gebäude entwickelt.
Aktuell gibt es nur einzelne Leuchtturmprojekte, von denen ein digitaler Zwilling – welcher den Namen auch verdient – besteht. Es gibt aber verschiedene Vorstufen des digitalen Zwillings, welche von einer einfachen digitalen Dokumentation, über ein 3D-Modell bist dann zum vollumfänglichen digitalen Zwilling führen.
Durch einen digitalen Zwilling haben wir jederzeit verlässliche Daten über ein Objekt. Für die Instandhaltung hast du beispielsweise alle Dokumente und Daten an einem Ort, ausserdem hast du stetig einen Überblick über laufende Kosten oder Erträge und über dein Portfolio. Mit diesen Daten kann man weitere Auswertungen tätigen, Muster erkennen und mit Simulationen das zukünftige Verhalten analysieren.
Jedes Gebäude hat in einer gewissen Qualität diese Informationen. Von Plänen bis zu Modellen gibt es hier vieles. Diese Informationen müssen schrittweise aufgebaut und gepflegt werden. Der Aufwand ist aber natürlich gross, deshalb scheuen sich viele Unternehmen davor.
Es gibt die sogenannte Building Information Modeling Methode, kurz BIM genannt. Das ist eine Methodik die gewisse Grundlagen gibt, wie ein solcher Zwilling aufgebaut werden sollte. Anhand eines BIM Models lässt sich aus Plänen und vorhandenen Daten relativ einfach ein digitaler Zwilling schrittweise aufbauen.
Es wird dann kritisch, wenn nicht nur das Verhalten des Gebäudes, sondern auch das der Nutzer:innen einbezogen wird. Hier wird es heikel, schon bei einer Anwesenheitsmessung müssen Personen informiert werden. Auch beim Thema Cybersecurity muss aufgepasst werden: Hängt der digitale Zwilling mit dem Gebäude zusammen, muss die Sicherheit gewährleistet sein. Ansonsten können Manipulationen stattfinden, das Gebäude kann gar ferngesteuert werden, wenn es gehackt wird.
Der MAS Digital Real Estate Management HWZ richtet sich an Führungs- und Fachverantwortliche im Bereich Immobilienmanagement. Diese Weiterbildung zeigt auf, welche neuen Trends und Technologien die Digitalisierung der Immobilienwirtschaft treiben und ermöglichen. Im Zentrum steht dabei immer die Frage, welcher Nutzen für die verschiedenen Stakeholder erzielt werden kann und welche Geschäftsmodelle sich daraus im ganzen Lebenszyklus ergeben.
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