Forschung | 3. Februar 2021
Vier von fünf Personen berichten von Erfahrungen mit ethisch umstrittenen Projekten im Bereich des Datenmanagements. Das zeigt die Auswertung des Stimmungsbarometers Digitale Ethik des Institute for Digital Business der HWZ und des Center for Digital Responsibility, welcher die digitale Verantwortung von Unternehmen in der Schweiz misst. Die Umfrage der Autorin Cornelia Diethelm zeigt: Das Thema digitale Ethik kommt immer mehr ins Bewusstsein der Arbeitgebenden. So geben ein Drittel der Befragten an, dass es in ihrem Unternehmen bereits Vorgaben gibt, 46% sagen, dass die Geschäftsleitung zu den wichtigsten Befürwortern des Themas innerhalb des eigenen Unternehmens gehört.
sagt Ralph Hutter, Head of Product Development and Research am HWZ IDB. Die Umfrage zeigt, dass diese vor allem den Umgang mit Daten, zum Beispiel welche Datenauswertungen gemacht werden und wofür Kundendaten genutzt werden (84%) betreffen. Weitere Erfahrungen mit umstrittenen Projekten beinhalten die Datafizierung am Arbeitsplatz (31%) und den Umgang mit neuen Technologien (27%).
Unternehmen sind nicht nur sensibilisiert für den verantwortungsvollen Umgang mit Daten. Die Umfrage zeigt, dass ethische Themen in mehrere Unternehmen bereits in interne Dokumente und Prozesse integriert wurden: Jede dritte Person gibt an, dass das Datenmanagement (39%) sowie die Datenstrategie (34%) entsprechende Vorgaben enthält. Oft existiert eine Ethik-Richtlinie (36%) oder sie ist zumindest geplant (19%). Generell zeigt sich, gemäss Cornelia Diethelm, Studienleiterin: „Je grösser ein Unternehmen ist, desto mehr Vorgaben existieren. Ausserdem wird, unabhängig von der Grösse, in vielen Unternehmen an ethischen Vorgaben gearbeitet, was unsere Umfrage bestätigt hat.“
Erfreulicherweise zeigt die Umfrage, dass Digitale Ethik auf der Chefetage angekommen ist: Die Geschäftsleitung gehört zu den wichtigsten internen Befürwortern (46%). Die wichtigsten Treiber der digitalen Ethik in Unternehmen sind aber Personen aus dem Datenschutz (64%). Am unteren Ende befinden sich Personen aus dem Marketing (31%). Dieser grosse Unterschied verdeutlicht, dass innerhalb eines Unternehmens auch Ziele verfolgt werden, die sich widersprechen. Cornelia Diethelm:
Die Umfrage macht ersichtlich, dass Unternehmen die Erwartungen ihrer Kundinnen und Kunden ernst nehmen. Wer verantwortungsvoll mit Daten umgeht, investiert nicht nur in gute Kundenbeziehungen (72%). Das Unternehmen kann sich auch einen Wettbewerbsvorteil verschaffen, indem es sich als vertrauenswürdiges Unternehmen positioniert (67%), gerade angesichts ausländischer Konkurrenten. Eine weitere Motivation besteht in der Reduktion von Risiken (67%). So lassen sich beispielsweise betriebliche Risiken vermeiden, wenn sichergestellt wird, dass keine Menschen durch den Einsatz von Algorithmen diskriminiert werden. Die innere Überzeugung ist bei rund der Hälfte wichtig (52%), wobei dies für kleinere Unternehmen deutlich wichtiger ist als für grössere.
Der „Stimmungsbarometer Digitale Ethik“ misst die digitale Verantwortung von Unternehmen in der Schweiz und wurde vom Institute for Digital Business der HWZ zusammen mit dem Center for Digital Responsibility (CDR) durchgeführt. Autorin ist Cornelia Diethelm, Studiengangsleiterin CAS Digital Ethics an der HWZ. An der Umfrage, welche von Mitte November bis Mitte Dezember 2020 durchgeführt worden ist, haben sich 254 Teilnehmende beteiligt. Zukünftig sind jährliche Durchführungen geplant.
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