Event | 20. Januar 2020
Am 27. Februar 2020 findet im X-TRA in Zürich die zweite Durchführung der Shift, der Konferenz für digitale Ethik, statt. Organisatorin ist Cornelia Diethelm, Studiengangsleiterin des CAS Digital Ethics. Wir haben mit ihr über das diesjährige Programm und über Vertrauen und Akzeptanz bei digitalen Geschäftsmodellen gesprochen.
Als Inhaberin der Shifting Society AG gestaltet Cornelia Diethelm den digitalen Wandel an der Schnittstelle von Wirtschaft, Wissenschaft und Gesellschaft aktiv mit. Dazu gehört insbesondere der Aufbau des Centre for Digital Responsibility (CDR), ein unabhängiger Think Tank für Digitale Ethik in der DACH-Region. An der HWZ leitet Cornelia Diethelm den CAS Digital Ethics sowie das 2-tägige Digital Ethics Seminar. 2019 fand die erste Durchführung der Shift, der Konferenz für digitale Ethik statt. Die zweite Durchführung findet am 27. Februar 2020 im X-TRA in Zürich statt.
2019 war das Jahr der digitalen Ethik. Die erste Shift wurde durchgeführt, das Thema war in den Medien präsent, und das renommierte Institut Gartner kommunizierte, dass Digitale Ethik 2019 zu den Top-Themen des Jahres gehört. Wie sehr hat diese gestiegene Bekanntheit die Entwicklung und die Diskussion um das Thema verändert?
Das war natürlich ein gewaltiger Boost! Viele Unternehmen haben zum ersten Mal realisiert, dass die ethischen Aspekte der Digitalisierung strategisch relevant sind. Denn es geht um ganz handfeste Themen: Vom Umgang mit Kundendaten über individualisierte Preise bis hin zu biometrischen Verfahren wie Gesichts- und Stimmerkennung. Übrigens gehört Ethik für Gartner und weitere Organisationen auch 2020 zu den Top-Themen, um die sich Unternehmen kümmern müssen. Das geht nicht so schnell wieder weg.
Ebenfalls diesen Februar startet die erste Durchführung des CAS Digital Ethics. Worauf hast du als Studiengangsleiterin beim Zusammenstellen des Lehrplans am meisten geachtet?
Die Themen habe ich so ausgewählt, dass sie im Geschäftsalltag relevant sind. Es ist keine Ethik-Vorlesung! Wir stellen die Digitalisierung ins Zentrum und fragen uns, wie wir unerwünschte Nebeneffekte verhindern und was neue Technologien leisten können – oder eben nicht. Und natürlich wollen wir auch die ethische Kompetenz des Einzelnen stärken, was den Marktwert der Studierenden erhöht. Denn das ist etwas, was Unternehmen immer mehr benötigen.
Vermehrt liest man in den Medien, dass Unternehmen Ethik-Richtlinien und Datenethik Boards starten. Spürst du diesen Trend auch?
Das spüre ich sehr stark und diese Entwicklung macht durchaus Sinn. Eine Ethik-Richtlinie zu entwickeln löst intern eine wichtige Diskussion unter Führungskräften und Mitarbeitenden aus: Wo wollen wir die neuen Möglichkeiten nutzen? Was sind die Erwartungen unserer Kundinnen und Kunden? Und wie reduzieren wir die Risiken bei unerwünschten Nebeneffekten? Mit dem Ethik-Board ist sichergestellt, dass den Worten auch Taten folgen und neue Entwicklungen laufend einbezogen werden. Wir stehen ja bei vielen Themen noch ganz am Anfang.
Was gilt es für Unternehmen zu beachten, die ein Datenethik Board oder Ethik Richtlinien aufstellen möchten?
Das Wichtigste ist, dass es zur Unternehmenskultur und zur personellen Ausgangssituation passt. Das ist der beste Garant dafür, dass die Vorgaben intern effektiv umgesetzt werden. Alles andere ist «Ethics Washing». Dann lässt man es lieber sein, denn Glaubwürdigkeit ist das A und O! Der verantwortungsvolle Umgang mit Daten und neuen Technologien wird übrigens nicht nur von den Kundinnen und Kunden erwartet. Treiber sind die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den Unternehmen. Sie wollen sich mit ihrer Arbeit identifizieren können. Wer dies nicht ernst nimmt, wird Mühe haben, gut qualifizierte Personen mit digitalem Mindset für sich begeistern zu können.
Letztes Jahr an der Shift gab es auf dem Podium die Diskussion, ob das Thema Ethik in den Abläufen automatisiert eingebunden werden kann. Dabei war sich das Podium sehr uneinig. Wie hat sich die Diskussion in diesem Bereich entwickelt?
Da gibt es weiterhin unterschiedliche Meinungen, was von den eigenen Erfahrungen und Wertvorstellungen geprägt ist. Sicher werden wir auch dieses Jahr wieder darauf zu sprechen kommen. Die wichtigste Frage ist aber eine andere: Wo setzen wir Technologien überhaupt ein, und wo nicht? Dazu haben wir an der Shift 2020 ganz spannende Beispiele und einen Talk mit Sarah Spiekermann, die darüber auch ein wunderbares Buch geschrieben hat.
Was können die Teilnehmenden ausserdem dieses Jahr an der Shift erwarten?
Wir zeigen, welche Themen im Moment heiss diskutiert werden und wie Unternehmen damit umgehen. Auf der Bühne haben wir nicht nur grosse Konzerne wie ABB, Mobiliar, Swisscom, Avanade, Zürcher Kantonalbank und Novartis, sondern auch KMUs, Start-ups und unabhängige Persönlichkeiten. Diese Vielfalt an Themen sowie die Persönlichkeiten auf der Bühne und im Publikum machen die Shift aus. Dass diese Konferenz von Patrizia Laeri moderiert und mitgeprägt wird, ist natürlich das Tüpfchen auf dem i.
Was denkst du sind die Trends im Bereich digitaler Ethik im 2020?
Wir werden sicher noch mehr Unternehmen sehen, die in Ethik-Richtlinien, Ethik-Boards und Mitarbeiterschulungen investieren und darüber auch öffentlich kommunizieren. Sicher werden auch neue, spannende Stellen geschaffen, die sich mit den ethischen Aspekten der Digitalisierung auseinandersetzen. Denn im Moment passiert sehr viel und die Erwartungen der Öffentlichkeit an den verantwortungsvollen Umgang mit Daten, Künstlicher Intelligenz & Co. steigen. Sie wollen den Unternehmen vertrauen können. Gleichzeitig rechne ich damit, dass in Deutschland sowie in der EU über zusätzliche Regulierungen nachgedacht wird.
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