Campus | 24. November 2022
Die Herzlichkeit der Menschen in Island hat Sascha beeindruckt. Daher ist es auch das einzige Land, in das sie auswandern würde. Sascha Demarmels ist Dozentin an der HWZ, arbeitet in der Hochschulentwicklung und ist zudem noch selbstständige Expertin für zwischenmenschliche Kommunikation. Bei einem Kaffee im «Beetnut» sinnierten wir über Bücher und das Kochen und weshalb wertfreie und respektvolle Kommunikation stetiges Reflektieren benötigt.
In unserer Serie «Kaffeepause» trinken wir mit unseren Dozierenden und Studiengangsleitenden einen Kaffee oder Tee und erkunden die besten Plätze rund um die Europaallee, wo wir als HWZ zu Hause sind. In dieser Ausgabe haben wir das «Beetnut» an der Lagerstrasse 16b besucht. Das Beetnut ist nicht ein Kaffee im eigentlichen Sinne, sondern vielmehr ein plantbased Restaurant. Wir erfuhren, dass die Kaffeemaschine erst letzte Woche erneuert wurde und entschieden uns für einen Cappuccino und einen Latte mit Hafermilch. Im oberen Stock des Beetnut kann man sich bei wunderbarem Ambiente ruhig unterhalten und das Essen am Mittag schmeckt vorzüglich.
Welches Fach unterrichtest du an der HWZ?
Ich unterrichte «Grundlagen Kommunikation» im Bachelor Business Communications sowie andere Kommunikationsfächer in den Wahlpflichtfächern.
Was möchtest du den Studierenden mitgeben?
Wer Mensch ist, ist nicht perfekt und Kommunikation fängt immer bei uns selbst an.
Hast du einen Kommunikationshintergrund?
Ich studierte im Nebenfach Kommunikations- und Medienwissenschaft und war vor meiner Tätigkeit bei der HWZ lange bei einer anderen Hochschule im Einsatz und unterrichtete dort Kommunikation im beruflichen Kontext. Zudem bin ich als selbstständige Expertin für zwischenmenschliche Kommunikation tätig.
Wenn du das Wichtigste aus dem Kurs «Grundlagen der Kommunikation» herauspicken könntest, was wäre das?
Respekt und respektvoller Umgang. Obwohl es ein Schlagwort ist, sind die Auffassungen dazu sehr unterschiedlich und die Vorstellungen über die konkrete Umsetzung teilweise vage. Für mich bedeutet es, Menschen anzunehmen wie sie sind, ohne zu werten. Dies ist nicht so einfach, wie es klingt, sondern braucht stetige Arbeit und Reflexion vom eigenen Handeln.
Du hast es erwähnt, nebst deiner Tätigkeit an der HWZ bist du als selbstständige Expertin für zwischenmenschliche Kommunikation tätig und coachst Unternehmen. Wen berätst du dort?
Das ist sehr unterschiedlich, je nach Bedürfnis der Kund:innen. Ich habe unter anderem schon Teams an ihrem Teamtag gecoacht. Manchmal arbeite ich mit einzelnen Teams oder leite Weiterbildungen mit Führungspersonen aus grossen Unternehmen. Teilweise sind es konkrete Konflikte, die ich gemeinsam mit den Teams zu lösen versuche.
An der HWZ arbeitest du auch noch …
Ja, an der HWZ bin ich zuständig für die Dozierenden-Weiterbildungen. Ich bin im Team der Hochschulentwicklung, in welchem wir technische und didaktische Themen bearbeiten. Ich bin stark im didaktischen Bereich involviert. Was mir ausserordentlich gut gefällt in meiner Rolle: Ich darf bei neuen Dozierenden jeweils eine Stunde hospitieren und lerne dabei extrem viel Neues. Sei es im Bereich der didaktischen Methoden oder rein inhaltlich.
Zum Thema Didaktik: Was sagst du dazu, dass die Aufmerksamkeitsspanne von jungen Personen immer kürzer wird und unternimmt die HWZ etwas, um ihre Lernveranstaltungen anzupassen?
Ich bin der Meinung: Nur weil man in der allgemeinen Bevölkerung feststellt, dass die Aufmerksamkeitsspanne kleiner wird, muss es nicht heissen, dass wir auf Fachhochschulstufe alle Inhalte anpassen können. Wir müssen an der Fachhochschule voraussetzen, dass die Studierenden die Fähigkeit erlernen, einen Sachverhalt auch mal länger zu bearbeiten und konzentriert zuzuhören. Es ist oft nicht sinnvoll, komplexe Inhalte, wie sie an der Fachhochschule gelernt werden, auf die Länge von Social Media Beiträgen zu kürzen. Was wir aber immer mehr machen: Wir fördern das selbstgesteuerte Lernen. Dies bedeutet, dass Dozierende ihre Lerninhalte so aufbereiten und in Pakete schnüren, dass die Studierenden ihren eigenen Lernweg finden und sich anhand ihrer Präferenzen die Lerninhalte aneignen. So dass beispielsweise jemand der lieber liest, lesen kann, oder wer lieber Videos schaut, die Möglichkeit hat, sich die Inhalte via Video anzueignen.
Mit was beschäftigst du dich, wenn du nicht unterrichtest und nicht arbeitest?
Ich lese sehr viel und nach wie vor physische Bücher.
Welches ist dein Lieblingsbuch?
«Not forgetting the whale» von John Ironmonger hat mich nachhaltig beeindruckt und ich kann es nur weiterempfehlen.
In welchem Land möchtest du gerne eine Zeit lang leben?
Ich war vor einigen Jahren in Island und es gefiel mir so gut, dass ich ein halbes Jahr später gleich nochmals gegangen bin. Obwohl die Isländer:innen als «verschroben» gelten, habe ich enorm viel Herzlichkeit erlebt. Wenn ich auswandern müsste, wäre Island das einzige Land, das in Frage kommt.
Für mich die beste Erfindung:
Ich warte noch auf diese Erfindung: Eine Zeitmaschine.
Was ist dein heimliches Talent?
Bin mir nicht sicher, ob ich talentiert bin, als Kind spielte ich im Kindertheater. :)
Als Kind wollte ich …
Tatsächlich mal Lehrerin werden. Dies hat sich dann geändert: Als ich im Hauptfach Germanistik studierte und im Nebenfach Englisch, sagte mein Professor an der Uni, dass dies die typischen Fächer seien, um Kanti-Lehrperson zu werden. Da habe ich Englisch gleich wieder an den Nagel gehängt. (lacht)
Welchen Rat würdest du deinem 20-jährigen «Ich» geben?
Als ich 20 war, fing ich schon fast an zu studieren und es war immer etwas los: Studienfach geändert, neue Wohnung, und weitere typische Sorgen einer 20-Jährigen. Mein Vater sagte dann jeweils zu mir, dass schon alles gut komme. Obwohl ich dies damals nicht hören wollte, hatte er natürlich recht und ich würde mir das heute wohl selbst sagen.
Was kannst du besonders gut?
Ich kann Leute dazu begeistern, etwas auszuprobieren.
Was kannst du überhaupt nicht?
Ich koche zwar gerne, aber ich bringe das Essen nie schön auf den Teller. In der Pfanne sieht es gut aus, aber irgendwie auf dem Teller nicht.
Wem hast du zuletzt ein Kompliment gemacht? Wofür?
Heute Morgen habe ich meine Studierenden gelobt, da sie sich getraut haben, mich auf Dinge aufmerksam zu machen, die ich übersehen hatte.
Von wem hast du zuletzt ein Kompliment erhalten? Wofür?
Für mein Essen gestern Abend.
Was treibt dich an?
Wenn Leute wollen. Beispielsweise sich Wissen aneignen: Dies treibt mich an, ihnen Antworten zu eröffnen oder ihnen Instrumente dafür an die Hand zu geben.
Ein Lebensprinzip?
Menschen sind nicht perfekt und müssen es nicht sein.
Wofür bist du dankbar?
Für alles, was ich bisher erlebt habe, trotz ups and downs, denn es brachte mich an den Punkt, an welchem ich jetzt stehe.
Was steht bei dir immer im Kühlschrank?
Ein Glas saure Gurken – das wird nie leer :)
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