Forschung | 15. Oktober 2024

Klimaaktivismus in den Medien: Tristan Scherer über die kalkulierte Berichterstattung

Die HWZ präsentiert jährlich eine Auswahl der besten Abschlussarbeiten in Form eines «Best of Bachelor Theses» Booklet. Im Rahmen des Bachelor of Business Communications an der HWZ verfasste Tristan Scherer eine bemerkenswerte Bachelorarbeit mit dem Titel «Kalkulierte Berichterstattung: Relevanz in Schweizer Medien am Beispiel von Klimaaktivismus». Wie es dazu kam und worum es in seiner Arbeit ging, erzählt er im Interview.

Portrait Tristan Scherer 3

Wer ist Tristan Scherer?

Steckbrief von Tristan Scherer: Wer ist Tristan Scherer?

Über seine Abschlussarbeit

  • Thema: Kalkulierte Berichterstattung: Relevanz in Schweizer Medien am Beispiel von Klimaaktivismus

  • Betreuungsperson: Bernhard Schneider

  • Note: Die Arbeit, die die Medienberichterstattung kritisch hinterfragt und analysiert, erhielt unter der Betreuung von Bernhard Schneider die Bestnote 6.

Lieber Tristan, ich gratuliere dir zur «Best of Bachelor Theses» Würdigung! Worüber hast du deine Abschlussarbeit im Bachelor Business Communications HWZ geschrieben?

Vielen Dank! In meiner Arbeit thematisiere ich die bemerkenswerte Aufmerksamkeit, die Klimaaktivist:innen immer wieder in Deutschschweizer Medien erhalten. Dabei wollte ich einerseits erforschen, welche Strategien die Menschen hinter den entsprechenden Kampagnen verfolgen und wie sie über die Wahrnehmung in der Öffentlichkeit denken. Weiter interessierte mich aber auch die Seite der Medienschaffenden. Wird in der Deutschschweiz gerne über Klimaaktivismus berichtet, weil dem Kernanliegen eine hohe Relevanz zugeschrieben wird, oder legitimieren die Aussichten auf Klicks und Reichweite eine entsprechende Berichterstattung? Und: Welche Unterschiede sind zwischen verschiedenen Medienmarken zu erkennen?

Auf welchen Teil deiner Thesis bist du besonders stolz und warum?

Mir gefällt an der Arbeit, dass es mir gelungen ist, verschiedene Sichtweisen zu beleuchten.
Tristan Scherer, Absolvent des Bachelor Business Communications HWZ

Ich durfte mit einer Vertreterin einer Widerstandskampagne ein spannendes Gespräch führen, gleichzeitig habe ich aber auch verschiedene Medienschaffende und einen Medienexperten zum Interview getroffen. Aus den Gesprächen entstand später eine Art Mosaik, das vertiefte Erkenntnisse aus und dank verschiedenen Sichtweisen möglich machte.

Was hat dich dazu inspiriert, dieses Thema zu wählen?

Als Medienschaffender erlebe ich in der Redaktion täglich Diskussionen über journalistische Relevanz. Spannend für mich: Verschiedene Medienschaffende greifen ein Thema oft auch aus unterschiedlichen Gründen auf. Der Umgang mit Klimaaktivismus ist hierfür beispielhaft – ich wollte mehr dazu erfahren. Was waren für dich die grössten Erkenntnisse aus deiner Arbeit?

Was waren für dich die grössten Erkenntnisse aus deiner Arbeit?

Besonders spannend war für mich, einen vertieften Einblick in die Arbeit der entsprechenden Kampagnen zu erhalten. Dass das Erreichen medialer Aufmerksamkeit Ziel einer grossen Störaktion ist, ist naheliegend. Unterschätzt habe ich dabei aber, wie stark sich die Menschen hinter den Aktionen mit der eigenen Strategie und damit verbunden auch ihrer Wirkung auseinandersetzen. Auf Seite der Medien beeindruckte mich, wie unterschiedlich die verschiedenen Medienhäuser mit den entsprechenden Kampagnen umgehen: Von mehreren Artikeln pro Aktion bis zu grundsätzlicher Ablehnung war alles dabei.

Welche Methodik hast du in deiner Bachelorarbeit verwendet, um auf deine Forschungsergebnisse zu kommen?

Ich habe mich für eine qualitative Datenerhebung entschieden und ausführliche Interviews mit Fachpersonen geführt. Als Fundament für die Gespräche mit Medienschaffenden diente zudem eine Stichprobe, mit der Art und Umfang der Berichterstattung in verschiedenen Medien analysiert wurde. 

Tristan Scherer untersucht das kontroverse Thema des Klimaaktivismus ergebnisoffen, mit wissenschaftlicher Neugier und methodischer Vielseitigkeit, ohne je der Versuchung zu erliegen, politisch oder moralisch Stellung zu beziehen. Er nutzt Instrumente der KI gezielt und behält diesen gegenüber stets die Führung.
Bernhard Schneider, Dozent und Betreuer der Thesis

Tristan, weisst du noch, weshalb du dich damals für den Bachelor Business Communications an der HWZ entschieden hast?

Für mich war die Vereinbarkeit von Studium und Beruf Match-entscheidend. Aufgrund des Zeitmodells und der guten Erreichbarkeit sah ich dies an der HWZ von Beginn weg als gegeben. Weiterer Pluspunkt war das breite Kursangebot.

Was sind deine zukünftigen Pläne? Möchtest du deine Forschung weiterverfolgen?

Tatsächlich könnte man die Forschung auf verschiedene Arten weitertreiben – und das interessiert mich auch sehr. Davor freue ich mich nun aber zugegebenermassen auf «unterrichtsfreie Zeit» und den ersten prüfungsfreien Winter seit langem.

Gerne würde ich deine Erfahrungen während dem Studium den anderen Studierenden weitergeben. Welchen Rat würdest du denjenigen geben, die vor der Herausforderung ihrer Bachelorarbeit stehen?

«Dureschnuufe». Für mich waren Gelassenheit und Selbstvertrauen Schlüssel zum Erfolg. Im letzten Semester ist der Druck hoch und der Vergleich mit «Studi-Gspöhnlis» bietet sich immer wieder aufs Neue an – und genau da sehe ich Gefahr für Verunsicherung. Ich hinkte anderen um Wochen hinterher und führte nur wenige Tage vor Abgabeschluss noch ein letztes Interview, trotzdem darf ich mich nun über einen schönen Erfolg freuen.

Portrait von Tristan Scherer