Aktuell | 19. Dezember 2024
Als Direktorin der Schulthess Klinik setzt Andrea Rytz auf Weiterbildung und Talentförderung – nicht nur für sich selbst, sondern auch für ihr Team. Nachdem sie im Podcast von stefanundstefan bereits über «Führung mit Herz und Rentabilität» sprach, teilt sie im Interview nun Schlüsselmomente ihrer Karriere, ihre Vision für das Gesundheitswesen und die inspirierenden neuen Herausforderungen, die sie antreiben.
Andrea, in deiner beeindruckenden Karriere hast du zahlreiche Weiterbildungen absolviert, darunter einen EMBA und einen MAS in Health Service Management. Welche dieser Weiterbildungen hat dich am meisten geprägt?
Beruflich hat mich der MAS in Health Service Management am stärksten geprägt. Obwohl ich schon lange im Spitalwesen tätig bin, habe ich erst durch den MAS ein umfassendes Verständnis für die Komplexität des Gesundheitswesens gewonnen.
Du hast deine Weiterbildungen immer berufsbegleitend absolviert. War das für dich ein entscheidender Faktor?
Absolut. Für mich war es immer klar, dass ich Schritt für Schritt vorgehe.
Was hat dich motiviert, dich immer wieder neuen Herausforderungen durch Weiterbildung zu stellen?
Ich wollte mich weiterentwickeln. Ursprünglich bin ich ausgebildete Fachfrau für medizinisch-technische Radiologie, aber ich wusste, dass ich langfristig mehr erreichen wollte. Diese Weiterbildungen waren für mich entscheidend, um das notwendige Wissen und die Fähigkeiten zu erlangen. Ich hatte das Glück, dabei immer finanzielle und zeitliche Unterstützung durch meine Arbeitgeber zu erhalten.
Seit 2016 leitest du die Schulthess Klinik in Zürich, eine Institution mit über 1'200 Mitarbeitenden. Welche Rolle spielt die Weiterbildung deiner Mitarbeitenden für den Erfolg der Klinik?
Besonders bei jüngeren Kolleginnen und Kollegen spüre ich, wie stolz sie auf ihren Beruf sind und gleichzeitig bereit, sich weiterzuentwickeln. Wir unterstützen das, sowohl mit internen Weiterbildungsangeboten als auch durch individuelle Förderung. Wichtig ist mir jedoch, dass nach einer Weiterbildung Zeit bleibt, um das Gelernte zu verinnerlichen, bevor der nächste Schritt folgt.
Wie fördert ihr die Weiterbildung in der Klinik? Müssen Mitarbeitende selbst aktiv werden, oder gibt es gezielte Anstösse?
Das hängt von der Art der Weiterbildung ab. Bei fachlichen Weiterbildungen gibt es oft verpflichtende Programme, die intern angeboten werden. Darüber hinaus fragen wir in den Jahresgesprächen gezielt nach individuellen Wünschen und Plänen. So können wir gemeinsam Wege finden, wie sich Mitarbeitende gezielt weiterentwickeln können.
Das Gesundheitswesen verändert sich rasant, vor allem im Bereich Digitalisierung und Technologie. Wie hältst du dein Team auf dem Laufenden?
Das ist eine Herausforderung. Aktuell entwickeln wir ein Tool, um Weiterbildungen systematisch zu erfassen. Das dient nicht der Kontrolle, sondern zeigt uns, wie viel wir in Weiterbildung investieren und wo noch Bedarf besteht. Zudem erhalten unsere Mitarbeitenden Zertifikate für interne Schulungen, die sie auch ausserhalb der Klinik nutzen können.
Siehst du Bereiche mit einem besonderen Weiterbildungsbedarf?
Die verschiedenen Weiterbildungsangebote auf dem Schweizer Markt sind bereits breit gefächert, stellenweise fast zu vielfältig. Der Fokus der Klinik liegt daher eher darauf, die Qualität der bestehenden Programme genau zu analysieren und gezielte Empfehlungen auszusprechen, welche Weiterbildungen wir unterstützen.
Du bist bekannt für deinen hohen Qualitätsanspruch. Was erwartest du in Bezug auf die Entwicklung deiner Mitarbeitenden?
Welche Kompetenzen sind aus deiner Sicht entscheidend für die Führungskräfte von morgen im Gesundheitswesen?
Ob im Gesundheitswesen oder in anderen Branchen: Führung ist zu einem grossen Teil Talent – entweder man hat es, oder man hat es nicht. Zwar kann man durch Erfahrung und Weiterbildung Führungsinstrumente erlernen, aber echte Führungsqualitäten sind angeboren. Ohne diese Grundvoraussetzung wird es schwierig.
Als Frau in einer Führungsposition und Mitglied in mehreren wichtigen Gremien: Wie unterstützt du Frauen in deiner Branche?
Mein Schwerpunkt liegt vor allem auf der Unterstützung von Chirurginnen. Rund 80 % verlassen den Beruf zwischen der Assistenz- und Oberarztzeit – häufig aufgrund der schwierigen Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Wir arbeiten aktiv an Lösungen, um diese Situation zu verbessern.
Du sprichst einen spezifischen Bereich im Gesundheitswesen an. Gibt es schon konkrete Massnahmen, um Chirurginnen zurückzugewinnen?
Ein Beispiel ist unser Work-Balance-Family-Zertifikat, das Massnahmen wie Still- und Ruheräume beinhaltet. Darüber hinaus ist es wichtig, junge Mütter frühzeitig und gezielt zu fördern, damit sie sicher in die Routine zurückfinden. Frühzeitiges, regelmässiges Training, punktuelle Rückkehr in den OP und gezielte Betreuung sind wichtig, um Unsicherheiten abzubauen und das Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten zu stärken. Daran arbeiten wir.
Du hast bereits eine beeindruckende Karriere hinter dir. Gibt es weitere Pläne oder neue Herausforderungen, die du angehen möchtest?
Im Bereich meiner jetzigen Tätigkeit habe ich zahlreiche Weiterbildungen abgeschlossen. Derzeit interessieren mich vor allem Weiterbildungen, die mir Spass machen und neue Perspektiven eröffnen – zum Beispiel ein Schuhmacher-Lehrgang, bei dem ich tatsächlich einen Schuh anfertige. Das ist ein Bildungslehrgang, den ich gerade absolviere. Solche Projekte sind für mich eine wunderbare Abwechslung.
Das Gesundheitswesen steht vor komplexen Herausforderungen: steigende Kosten, wirtschaftliche Defizite, demografischer Wandel und Überlastung des Pflegepersonals. Innovative Kliniken zeigen Wege der Transformation durch konsequente Ausrichtung auf Patientenbedürfnisse, medizinische Exzellenz und wirtschaftliche Nachhaltigkeit. Eine davon ist die Schulthess Klinik in Zürich, die seit 2016 von Andrea Rytz geleitet wird. Kürzlich war sie zu Gast im Podcast der HWZ-Kommunikationsexperten Stefan Eggenberger und Stefan Vogler.
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