Forschung | 6. November 2025
Die HWZ präsentiert jährlich eine Auswahl der besten Abschlussarbeiten in Form eines «Best of Bachelor Theses» Booklet. In seiner Bachelorarbeit im Bachelor Business Communications HWZ befasste sich Nico Bigler damit, wie Künstler:innen durch Kollaborationen mit Marken strategisch zur Markenwertsteigerung beitragen. Wie es dazu kam und was seine Forschung ergeben hat, erzählt er im Interview.


Thema: Von der Leinwand zur Kollektion: Welche wirtschaftlichen und kulturellen Faktoren sind für den Erfolg einer Künstler-Marken-Kollaboration massgeblich und wie beeinflussen diese Kollaborationen die Markenwahrnehmung im Luxus- und Massenmarkt?
Betreuungsperson: Martin Vogel
Note: Für die sehr gute Verknüpfung von Theorie und Methodik in seiner Arbeit erhielt er die Bestnote 6.
Lieber Nico, herzliche Gratulation zur «Best of Bachelor Theses» Würdigung! Um was geht es in deiner Abschlussarbeit zum Thema Künstler-Marken-Kollaborationen?
Vielen herzlichen Dank! Ich freue mich riesig über die Auszeichnung, die sich noch immer etwas surreal anfühlt. In meiner Thesis untersuche ich, wie Künstler:innen durch Kollaborationen mit Marken – besonders im Luxus- und Massenmarkt – kulturelles Kapital einbringen und so den Markenwert steigern. Mich interessierte, wie solche Allianzen neue Zielgruppen erschliessen und Marken symbolisch aufladen, ohne dass die Künstler:innen ihre Glaubwürdigkeit verlieren.
Auf welchen Teil deiner Thesis bist du besonders stolz und warum?
Am meisten stolz bin ich auf den empirischen Teil, insbesondere die qualitative Mehrfallstudie.
Ich durfte mit spannenden Persönlichkeiten aus Kunst, Design und Markenwelt sprechen und habe zahlreiche Fachartikel ausgewertet. Dadurch konnte ich zeigen, wie eng Kunst, Wirtschaft und Konsum heute verknüpft sind – und wie sich daran gesellschaftliche Entwicklungen wie die Demokratisierung von Kunst ablesen lassen oder ihre Integration in markenstrategische Prozesse.
Was hat dich dazu inspiriert, dieses Thema zu wählen?
Kunst begleitet mich seit meiner Jugend: von Museumsbesuchen über Pop-Art-Ikonen wie Keith Haring und Andy Warhol bis zu zeitgenössischen Künstlern wie KAWS oder Daniel Arsham.
Im Studium fiel mir auf, dass Kunst in der Markenkommunikation oft eine Rolle spielt, aber selten thematisiert wird. Mit meiner Arbeit wollte ich zeigen, dass Kunst mehr ist als Ästhetik: Sie verleiht Marken Bedeutung, Emotion und kulturelle Tiefe.
Welche wirtschaftlichen und kulturellen Faktoren hast du in deiner Arbeit identifiziert, die den Erfolg von Künstler-Marken Kollaborationen massgeblich beeinflussen?
Wirtschaftlich sind strategische Positionierung und Zielgruppenrelevanz entscheidend: Im Luxussegment schaffen solche Kooperationen Prestige und Differenzierung, im Massenmarkt Reichweite und Markenbindung.
Kulturell zählen Authentizität, künstlerische Freiheit und Brand-Fit. Nur, wenn die Handschrift der Künstler:innen stimmig in die Markenwelt integriert ist, entsteht echter Mehrwert.
Für Marketingverantwortliche heisst das: Eine erfolgreiche Künstler-Marken-Kollaboration braucht eine sorgfältige Auswahl des passenden Künstlers bzw. der passenden Künstlerin, die frühzeitige Einbindung kultureller Narrative und eine bewusste Balance zwischen künstlerischer Integrität und markenstrategischen Zielen.
Was waren die grössten Herausforderungen bei der Kombination von theoretischen Modellen und empirischen Daten?
Eine der grössten Herausforderungen war die Abgrenzung zwischen Kooperation und Kollaboration. Beide Formen der Zusammenarbeit sind nicht miteinander gleichzusetzen. Gerade in den Fallstudien zu KAWS, Keith Haring und Yayoi Kusama zeigte sich, dass viele Partnerschaften dazwischen liegen – zwischen kreativer Mitgestaltung und strategischer Markensteuerung.
Die Bachelor Thesis von Nico untersucht auf eine fesselnde Art und Weise, wie Marken die Arbeit von Künstlern strategisch nutzen, um ihre Zielgruppe zu begeistern. Der enorme Aufwand und das spürbare Engagement von Nico zeigen sich dabei in der hohen Qualität der umfassenden Analyse. Die Arbeit liefert nicht nur wissenschaftliche Erkenntnisse, sondern auch einen praktischen Leitfaden für die spannenden Balance zwischen Kunst und Kommerz, was die herausragende Leistung unterstreicht.
Welche Methodik hast du in deiner Bachelorarbeit verwendet, um auf deine Forschungsergebnisse zu kommen?
Ich arbeitete mit einer qualitativen Mehrfallstudie nach Robert K. Yin und einem theoriegeleiteten Ansatz. Zu Beginn formulierte ich vier Hypothesen, die ich anhand leitfadengestützten Experteninterviews überprüft und durch eine Fallanalyse zu KAWS, Keith Haring und Yayoi Kusama eingeordnet habe. Dadurch konnte ich wirtschaftliche und kulturelle Erfolgsfaktoren identifizieren, sowohl innerhalb der Fälle als auch im Vergleich.
Nico, weisst du noch, weshalb du dich damals für den Bachelor Business Communications an der HWZ entschieden hast?
Ja, ich habe mich für den Bachelor in Business Communications entschieden, weil Kommunikation ein zentrales Element ist: Es verbindet Menschen, Marken und Kulturen.
Als Kreativschaffender wollte ich lernen, wie man Ideen strategisch kommuniziert und so den Zugang zum Publikum findet. Das Studium bot mir die ideale Verbindung von Kunst und Kommunikationsstrategie.
Wovon hast du während des Studiums am meisten profitiert? Standest du zu Beginn des Studiums an einem anderen Punkt wie jetzt nach deinem Abschluss?
Am meisten profitiert habe ich von Gruppenarbeiten. Sie halfen mir zu erkennen, worin ich wirklich gut bin und andere am besten unterstützen kann. Ich weiss jetzt, dass ich besonders bei kreativen Aufgaben wie der Gestaltung von Präsentationen oder Konzipieren von Designs meine Stärken einbringen kann.
Was sind deine zukünftigen Pläne? Möchtest du deine Forschung weiterverfolgen?
Ich möchte mich weiterhin an der Schnittstelle von Kunst, Marken und Kommunikation bewegen – allerdings mehr in der Praxis. Ich sehe mich in der Rolle eines Art Directors, sei es in einer Agentur oder im Marketing eines Unternehmens. Mich treibt der Wunsch an, kreative Konzepte zu entwickeln, die Kunst, Kultur und Markenidentität miteinander verbinden.
Welchen Rat würdest du denjenigen geben, die vor der Herausforderung ihrer Bachelorarbeit stehen?
Wählt ein Thema, das euch wirklich fasziniert. Die beste Arbeit entsteht dann, wenn man sich wirklich für das Thema begeistert. Und wenn zwischendurch Selbstzweifel aufkommen – was völlig normal ist –, denkt daran: Jedes Werk, das wir schaffen, trägt ein Stück von uns selbst in sich. Auch Unsicherheit gehört dazu. Sie verleiht einer Arbeit oft erst Tiefe und Echtheit.
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