Forschung | 6. November 2025
Die HWZ präsentiert jährlich eine Auswahl der besten Abschlussarbeiten in Form eines «Best of Bachelor Theses» Booklet. Im Rahmen des Bachelor of Science in Betriebsökonomie an der HWZ verfasste Aileen Marbacher eine beachtenswerte Bachelorarbeit mit dem Titel «Schlaf und kognitive Leistungsfähigkeit: Eine empirische Studie unter berufstätigen Studierenden». Wie es dazu kam und worum es in ihrer Arbeit ging, erzählt sie im Interview.


Thema: Schlaf und kognitive Leistungsfähigkeit: Eine empirische Studie unter berufstätigen Studierenden
Betreuungsperson: Dr. Oliver Zenklusen
Note: Die Arbeit, die untersucht, wie sich verschiedene Schlafparameter auf die subjektive und objektive Leistungsfähigkeit von Studierenden auswirken, erhielt die Note 5.9.
Liebe Aileen, herzliche Gratulation zur «Best of Bachelor Theses» Würdigung! Um was geht es in deiner Abschlussarbeit zum Thema Schlaf und kognitive Leistungsfähigkeit?
Vielen Dank, ich freue mich sehr über die Würdigung! In meiner Thesis habe ich untersucht, wie sich bei berufstätigen Studierenden die Schlafquantität und -qualität auf die kognitiven Leistungsfähigkeiten wie Konzentration, logisches Denken und verbale Fähigkeit auswirkt.
Auf welchen Teil deiner Thesis bist du besonders stolz und warum?
Auf die Methodik und die Analysen. Ich habe bestimmt über 300 internationale Studien und Literatur zu diesem Thema gewälzt, um einen Eindruck über die geeignete Methodik zu erhalten und konnte so für meine Datenerhebung auf bereits bewährte Fragebogen, Protokolle und Tests aufbauen, die zu meiner Fragestellung passen.
Bei den Auswertungen hatte ich keine professionelle Unterstützung wie es Schlafwissenschaftler:innen haben, weshalb ich meine Statistiken mit einfachen Mitteln erstellt habe. Ich habe sehr darauf geachtet, wie ich welche Werte für die Auswertung vorbereite und mit welchen Analysen ich sie auswerte, damit die Statistik zuverlässig ist. Zum Beispiel habe ich bei den Auswertungen erkannt, dass sich bei den Teilnehmenden bei den kognitiven Tests ein Übungseffekt eingestellt hat, worauf ich meine Analysen anpassen musste, damit die Ergebnisse nicht verfälscht werden.
Was hat dich dazu inspiriert, dieses Thema zu wählen?
Es liegt mir persönlich sehr am Herzen und interessiert mich auch sehr. Dass sich wenig oder schlechter Schlaf negativ auf die Gesundheit und kognitive Leistung auswirkt, wurde schon vielfach untersucht und bestätigt. Die meisten Studierenden kennen es, dass der Schlaf in strengen Phasen vernachlässigt wird. Bei berufstätigen Studierenden können sich diese über die Prüfungsphasen hinaus über einen längeren Zeitraum erstrecken. In der Schweiz, wo das Bildungssystem besonders durchlässig ist, arbeiten knapp drei Viertel aller Studierenden neben dem Studium und tragen so eine ständige Doppelbelastung. Dennoch gibt es (international!) praktisch keine Studien, die sich auf die Auswirkung von Schlaf auf die Leistung bei berufstätigen Studierenden konzentriert.
Welche Methodik hast du in deiner Bachelorarbeit verwendet, um auf deine Forschungsergebnisse zu kommen?
Ich habe eine Beobachtungsstudie durchgeführt. Die Teilnehmenden mussten zu Beginn einen allgemeinen Fragebogen zu ihrer Person, ihrem Schlafverhalten, ihrem Stressempfinden und Lifestyle ausfüllen. Ich habe dafür mit anerkannten, validierten Fragebogen gearbeitet.
Danach kommt erst das «Herzstück» meiner Methodik: Das tägliche Protokoll zum Schlafverhalten und zur kognitiven Leistung. Dafür haben die Teilnehmenden während zwei Wochen ihren Schlaf protokolliert und subjektiv bewertet, wie erholsam sie den Schlaf empfunden haben. Zusätzlich haben die Teilnehmenden ihre kognitive Leistungsfähigkeit gemessen. Sie mussten dafür ihre subjektive Einschätzung zu ihrer tagesaktuellen Leistung angeben und online einen Leistungstest von Cambridge Brain Sciences durchführen.
Bei der Lektüre der Arbeit von Aileen Marbacher geht gelegentlich fast vergessen, dass es sich um eine Bachelor Thesis an einer Hochschule handelt und nicht um das Werk einer bereits etwas routinierteren Forscherin mit ausgeprägtem wissenschaftlichem Flair. Ihr Experiment zu Schlaf und Leistungsfähigkeit ist handwerklich richtig solid gemacht – vom Design über die Datenanalyse bis zu durchdachten Folgerungen. Projekte von solcher Qualität zu begleiten und Studierende, die mit so viel Engagement, Spass und Talent dran sind, ist für mich als Betreuungsperson einfach eine Freude.
Was waren die grössten Herausforderungen bei der Datenanalyse?
Die grösste Herausforderung lag nicht in der Datenanalyse selbst, sondern in der Erkenntnis, dass sich die etablierten, wissenschaftlich fundierten Tests zur Messung der kognitiven Leistungsfähigkeit für so kurze Zeiträume nicht eignen. Die täglichen Tests unterschieden sich nämlich in ihrer Schwierigkeit, was die Auswertung stark beeinflusste. Das hat mich natürlich geärgert, denn die Ergebnisse hingen dadurch stärker vom jeweiligen Test ab als vom Schlaf – und stellten damit die gesamte Methodik in Frage.
Welche Einflussfaktoren auf den Schlaf und die kognitive Leistungsfähigkeit konntest du mit deiner Arbeit nachweisen?
Trotz den Schwierigkeiten bei der Auswertung der kognitiven Leistungstests ergaben sich spannende Erkenntnisse. So gibt es einen signifikanten Zusammenhang zwischen der subjektiv empfundenen kognitiven Leistungsfähigkeit und der «objektiven» Schlafqualität sowie der subjektiven Schlafqualität. Man fühlt sich kognitiv also fitter, wenn man besser geschlafen hat. Zudem scheint Stress weder einen Einfluss auf den Schlaf noch auf die kognitive Leistungsfähigkeit zu haben. Eine Erklärung dafür könnte sein, dass sich berufsbegleitende Studierende bereits an ein gewisses Stressniveau gewöhnt haben.

Aileen, weisst du noch, weshalb du dich damals für den Bachelor Betriebsökonomie an der HWZ entschieden hast?
Ich habe vor dem Bachelor den Marketing Manager HF abgeschlossen und wollte mich mehr in Richtung Data Analytics und Data Science weiterentwickeln. Ausserdem hat mich das Angebot der HWZ sehr angesprochen, den Bachelor in Betriebsökonomie in nur zwei Jahren berufsbegleitend absolvieren zu können.
Wie hat dich das Studium an der HWZ beruflich vorangebracht? Wo standest du zu Beginn des Studiums und wo stehst du jetzt nach deinem Abschluss?
Zu Beginn des Studiums war ich noch im Marketing tätig. Während meiner Zeit bei der HWZ habe ich mein Interesse zur Wissenschaft entdeckt und mich dafür entschieden, nicht weiter in Richtung Datenanalytik, sondern in die biomedizinische Analytik zu gehen. Deshalb habe ich vor einigen Wochen mein Studium in diesem Bereich gestartet.
Geht dein Bachelorprojekt zukünftig weiter? Möchtest du deine Forschung weiterverfolgen?
Zurzeit ist das nicht geplant. Ich kann mir aber gut vorstellen, nach meinem Abschluss in der biomedizinischen Analytik das Thema Schlaf und kognitive Leistungsfähigkeit von einem anderen Blickwinkel aus zu betrachten.
Welchen Rat würdest du denjenigen geben, die vor der Herausforderung ihrer Bachelorarbeit stehen?
Zuallererst: Wählt unbedingt ein Thema, das euch wirklich interessiert. Und beim Schreiben gilt: Lasst euch von unvermeidlichen Durchhängern nicht entmutigen – einfach weitermachen. Wenn es irgendwo stockt, holt euch Unterstützung. Nach meiner Erfahrung helfen die Dozierenden gerne weiter.

HWZ Hochschule für Wirtschaft Zürich Lagerstrasse 5, Postfach, 8021 Zürich +41 43 322 26 00
ImpressumDatenschutzRechtliches