Podcast | 27. Juni 2023
Die Gefahr, in eine Falle zu tappen und unbewusst zum Spielball von Manipulatoren und Agitatoren zu werden, ist heute grösser denn je. Dagegen gilt es sich ethisch, wirtschaftlich, sozial und kulturell zu wappnen. Wie das gelingt, darüber sprechen Stefan Vogler und Stefan Eggenberger in der neusten Folge von stefanundstefan®.
Nicht ganz. Bewusste Täuschung und Manipulation gibt es, seit es Menschen gibt. Eine besondere und moderne Variante davon sind heute Fake News. Diese Falschmeldungen zeichnen sich vor allem durch ihre rasante Verbreitung im Internet und in den sozialen Medien aus. Dahinter steht häufig das Motiv, Angst, Unsicherheit, Misstrauen und Hass zu schüren oder das Vertrauen in etablierte und funktionierende Institutionen zu erschüttern.
Vielleicht. Wahrscheinlich aber nur so lange, bis wir Fake News zum ersten Mal geglaubt, sie weiterverbreitet oder ihre Verbreitung unterstützt haben und selbst oder andere zu Schaden gekommen sind.
Es ist wichtig, das Phänomen Fake News ernst zu nehmen, denn sie stellen eine Bedrohung für offene Kulturen und Gesellschaften im Sinne von Karl R. Popper dar. Sie können das Vertrauen der Menschen in Politik und Medien untergraben und damit den gesellschaftlichen Zusammenhalt gefährden.
Mit Fake News zielen Manipulatoren auf die öffentliche Meinung und politische Entscheidungen ab und wollen diese für ihre Zwecke beeinflussen. Dabei können sie Schaden anrichten, indem sie beispielsweise Falschinformationen zu Gesundheits-, Energie- oder Sicherheitsfragen verbreiten.
Da Fake News immer professioneller aufbereitet und verbreitet werden, sind sie umso schwerer zu erkennen. Sie spielen geschickt mit unseren Vorurteilen und zielen auf unsere Empfänglichkeit ab. Und sie können uns zu falschen und fatalen Entscheidungen verleiten. Sie verstärken bestehende oder schaffen neue Vorurteile, Stereotype und Feindbilder, führen zu Hass und Gewalt und schüren die Konfrontationsbereitschaft zwischen Gruppen und Mentalitäten.
Wer's glaubt, wird selig. In Zukunft werden wir noch intensiver, regelmässiger und in allen Lebensbereichen mit Fake News konfrontiert werden. Warum?
Weil zum einen immer mehr Gruppierungen und Interessengemeinschaften kein eigenes tragfähiges Programm, keine wertschöpfenden Ansätze und keine sinnvollen Lösungen haben. Ihre eigene Existenzberechtigung besteht im Wesentlichen nur darin, andere Modelle, Programme, Fortschritte, Entwicklungen, Aktivitäten und Handlungen zu verdrehen, zu verteufeln, zu verleumden.
Zum anderen, weil sich die Technik rasant entwickelt, sich ständig neue Horizonte auftun und es immer einfacher wird, Falschmeldungen professionell zu produzieren und gezielt zu verbreiten. Man denke aktuell nur an die technischen Möglichkeiten der Desinformation und Manipulation von Menschen durch Sprachmodelle wie Chat-GPT. Mit solchen Möglichkeiten wird das für Demokratien so verheerende Phänomen der Fake News weiter zunehmen. Und freie Medien als integraler Bestandteil eines demokratischen Meinungsbildungsprozesses werden wirtschaftlich und politisch noch stärker unter Druck geraten. Denn Medienkanäle lassen sich kostengünstiger mit KI-generierten Texten füllen.
Es gibt verschiedene Möglichkeiten, wahrheitsfähiger zu werden. Die folgenden sieben pragmatischen Ansätze helfen im persönlichen Alltag:
1. Quellen: Wenn wir eine Nachricht lesen oder hören, prüfen wir die Quelle und ihre Vertrauenswürdigkeit.
2. Fakten: Wenn eine Nachricht zu gut klingt, um wahr zu sein, ist sie es wahrscheinlich auch. Dann prüfen wir kurz die Fakten und ihre Richtigkeit.
3. Verbreitung: Wir vermeiden es, Nachrichten ungeprüft zu teilen oder weiterzuleiten.
4. Vorlieben und Empfindlichkeiten: Es ist wichtig, sich dessen bewusst zu sein und zu versuchen, Subjektivität durch Objektivität auszugleichen.
5. Vielfalt der Perspektiven: Wir nutzen unterschiedliche Quellen. Wenn wir eine bestimmte Nachricht lesen oder hören (siehe Punkt 2), suchen wir nach anderen Quellen und vergleichen die Informationen.
6. Bildung: Wir halten uns auf dem Laufenden und bilden uns weiter. Kontext- und Themenkompetenz helfen uns, Informationen und Nachrichten besser einschätzen und einordnen zu können.
7. Austausch: Wir tauschen uns in unseren Communities (nicht zu verwechseln mit Blasen und Echokammern...), mit Freunden und Bekannten aus und holen uns wertvolle Meinungen von Dritten ein.
Organisationen und Unternehmen können in Teilen oder als Ganzes durch Fake News bedroht werden und in Krisen geraten. Sie sollten deshalb ein originäres Interesse daran haben, dass ihre Mitarbeiter:innen selbstverantwortlich, selbständig und konstruktiv-kritisch agieren und reagieren. Mit den folgenden einfachen Massnahmen können sie konkret dazu beitragen, ihre Fake-News-Festigkeit zu verbessern:
1. Orientierung: Richtlinien zum Umgang mit Fake News sind vorhanden. Die Mitarbeiter:innen kennen, verstehen und wenden diese in ihrem Berufsalltag an.
2. Befähigung: Mitarbeiter:innen werden systematisch und koordiniert im Umgang mit Fake News sensibilisiert, aktiviert und für ein eigenständiges, konstruktiv-kritisches Kooperieren motiviert.
3. Handeln: Mitarbeiter:innen wissen, wie sie Falschinformationen erkennen und wo sie diese melden können.
4. Monitoring: Social-Media-Kanäle und -Plattformen werden systematisch und kontinuierlich auf Fake News überwacht.
5. Kooperation: Unternehmen arbeiten mit anderen Organisationen zusammen, um gemeinsam gegen Fake News vorzugehen.
6. Wertschöpfungskette: Unternehmen informieren ihre Kunden, Partner und Lieferanten über Fake News und wie sie sich davor schützen können.
Beratung: Unternehmen holen sich Rat bei Experten, anerkannten Instanzen oder Unternehmen mit Kernkompetenzen in diesem Bereich (z.B. swisscom.ch, Ratgeber Fake News).
Die absichtliche, bewusste Täuschung ist integrierter Bestandteil aller Kulturen und Gesellschaften. Lernen wir entspannter, wachsamer und professioneller damit umzugehen.
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