Aktuell | 29. Oktober 2025

Strategisch denken, kulturell handeln – die Idee hinter dem Great Place To Work Lab @ HWZ

Mit dem Great Place To Work Lab @ HWZ startet eine gemeinsame Initiative zwischen Great Place To Work Schweiz und der HWZ. Ziel ist es, eine Plattform zu etablieren, um Arbeits- und Organisationskultur wissenschaftlich fundiert und zugleich praxisnah weiterzuentwickeln. Das Lab bündelt Forschung, Weiterbildung und Beratung – und will Führungskräfte, HR-Verantwortliche und Unternehmen dabei unterstützen, Kultur nicht dem Zufall zu überlassen, sondern aktiv zu gestalten. Peter Statz, Leiter Departement Management & Leadership der HWZ, und Thomas Schneider, Mitinhaber von Great Place To Work Schweiz und Initiant des Labs, sprechen über die Hintergründe, Ziele und Herausforderungen dieser Initiative.

Headerbild Gptw Lab Hwz

Folgender Artikel ist in Zusammenarbeit mit Great Place To Work entstanden und zeitgleich in ihrem Blog erschienen.

Was war der Auslöser, das Great Place To Work Lab @ HWZ ins Leben zu rufen? Warum ist gerade jetzt der richtige Zeitpunkt, um ein solches Projekt zu starten?

Tom Schneider: Wir erleben in unserer Tätigkeit mit den Kunden immer öfter, dass die Art und Weise der Zusammenarbeit von Menschen in Organisationen ein entscheidender Wettbewerbsvorteil darstellt. Die Treiber dahinter sind unter anderem der Fachkräftemangel, der digitale und technologische Wandel sowie die hybriden Arbeitsformen. Es ist darum wichtig, Kultur und Strategie nicht als Gegenspieler, sondern als zwei Seiten der unternehmerischen Wertschöpfung zu verstehen. Mit dem Great Place To Work Lab @ HWZ möchten wir deshalb eine Plattform schaffen, die es ermöglicht, Arbeits- und Organisationskultur gezielt zu gestalten, statt sie dem Zufall zu überlassen.

Peter Statz: Tom und ich kennen uns schon lange, und durch ein gemeinsames Projekt an der HWZ entstand die Idee, künftig enger zusammenzuarbeiten. Great Place To Work verfügt über jahrzehntelange empirische Daten und Benchmarks zur Arbeitsplatzkultur, Mitarbeiterzufriedenheit und Führungsqualität, während die HWZ wissenschaftliche Expertise, Methodenkompetenz und einen starken Praxisbezug in den Bereichen Leadership, Organisationsentwicklung und Management einbringt.

Beide Institutionen verfolgen dasselbe Ziel: gute Führung und vertrauensbasierte Unternehmenskulturen zu fördern. Gemeinsam wollen wir neue Erkenntnisse darüber gewinnen, was wirksame Führung, eine starke Kultur und organisationale Resilienz heute ausmacht – gerade in einer Zeit, in der Unternehmen so stark gefordert sind, sich stetig zu verändern. Vielleicht gelingt es uns, einen kleinen Beitrag dazu zu leisten, dass der Mensch auch in Zukunft die Technologie führt – ganz im Sinne des Mottos: «Culture eats technology for breakfast.»
Peter Statz, Leiter Departement Management & Leadership HWZ

Das Great Place To Work Lab @ HWZ betont den Transfer zwischen Wissenschaft und Praxis. Wie will die HWZ sicherstellen, dass die Forschung tatsächlich bei den Unternehmen ankommt?

Peter Statz: Nun, da gibt es verschiedene Schnittstellen, die uns dabei helfen, noch näher an die Unternehmen heranzurücken. Ein zentrales Element ist unser neuer CAS Business Culture Design. In diesem Programm lernen Führungskräfte, HR-Profis, Change Agents und Fachexperten, wie sie Arbeits- und Organisationskulturen gezielt gestalten und strategisch wirksam entwickeln können. Ergänzend dazu ermöglichen ein Leadership Training, gemeinsame Forschungsprojekte, Masterarbeiten und Publikationen einen wertvollen Transfer zwischen Wissenschaft und Praxis – und bereichern gleichzeitig unsere Lehre an der HWZ. Darüber hinaus bauen wir ein Netzwerk unter dem Namen «Friends of the Lab» auf, das als Plattform für Austausch, Kooperation und gemeinsames Lernen zwischen Unternehmen, Forschenden und Studierenden dient.

Great Place To Work begleitet seit Jahren Organisationen bei der Kulturentwicklung. Welchen Mehrwert bringt euch die Partnerschaft mit einer Fachhochschule?

Tom Schneider: Ein zentraler Aspekt dieser Kooperation ist für uns die Tatsache, dass die HWZ eine grosse Expertise darin hat, Wissenschaft und Praxis zu verbinden. Dies ermöglicht es dem Lab, das Thema Kultur noch stärker als Gestaltungsfaktor im Bewusstsein von Organisationen zu verankern. Einerseits erreichen wir über die HWZ eine neue Generation von Führungskräften, die Kultur früh als strategisches Thema begreift. Andererseits können wir Hypothesen zur Arbeitsplatzkultur empirisch überprüfen und so unsere Beratung noch stärker evidenzbasiert machen.

Wie Peter bereits erwähnt hat, verbindet mich persönlich schon seit Längerem eine Partnerschaft mit der HWZ. Ich habe hier meine Doktorarbeit im Team von Prof. Dr. Sybille Sachs geschrieben und bin auch seit vielen Jahren als Dozent in verschiedenen Studiengängen tätig.

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Das Lab basiert auf vier Säulen: CAS Business Culture Design, Leadership Training, Events & Community sowie Beratung. Welche dieser Säulen ist eurer Einschätzung nach am wichtigsten und warum?

Peter Statz: Ich hoffe, dass alle vier Säulen als wichtig wahrgenommen werden und dass Unternehmen unser Angebot in seiner Vielfalt auch nutzen. Allerdings wird jede Säule einen eigenständigen Beitrag leisten und die Summe wird mehr sein als seine Einzelteile. Der CAS Business Culture Design und auch das Leadership Training werden schon bald Impact bringen. Beratung, Forschung und Community brauchen mehr Zeit.

Tom Schneider: Ich hege die gleiche Hoffnung wie Peter, weil ich davon überzeugt bin, dass gerade das Zusammenspiel der vier Angebote dazu führt, dass das Thema der strategischen Relevanz von Arbeits- und Organisationskultur noch besser positioniert werden kann. Mit dem CAS und dem Leadership Training bilden wir Studierende darin aus, Kultur als wichtigen Gestaltungsfaktor der unternehmerischen Wertschöpfung zu begreifen.

Gemeinsam mit dem HWZ Forschungsteam möchten wir zudem gezielt neue Themen im Spannungsfeld von Kultur und Strategie vertiefen und unsere Hypothesen überprüfen. Und dies gelingt nur, wenn wir durch ein Netzwerk bestehend aus Vertreter:innen aus der Praxis (HR-Leads, HR-Expertinnen, Entscheidungsträger:innen aus Organisationen) und der Wissenschaft sowie Dozierenden der HWZ begleitet werden. Wir nennen dieses Netzwerk «Friends of the Lab» und freuen uns über neue Mitglieder.
Thomas Schneider, Mitinhaber von Great Place To Work Schweiz

Viele Unternehmen kämpfen aktuell mit Fachkräftemangel und Veränderungsprozessen. Wie stark entscheidet die Arbeitsplatzkultur tatsächlich über wirtschaftlichen Erfolg?

Peter Statz: Man ist natürlich geneigt, auf diese Frage spontan zu antworten, dass der Zusammenhang zwischen Unternehmenskultur und wirtschaftlichem Erfolg positiv ist – und tatsächlich zeigen viele Studien genau das. Allerdings gibt es dabei auch einige methodische Herausforderungen, etwa in Bezug auf die Kausalität (also was wirkt auf was?), auf die Messbarkeit von Kultur oder auf den Stichprobenbias, da viele Untersuchungen auf kleinen oder querschnittlichen Datensätzen beruhen. Eine Meta-Studie aus dem Jahr 2019, veröffentlicht im Journal of Applied Psychology, kommt dennoch zu dem klaren Ergebnis, dass Kulturmerkmale einen signifikanten Beitrag zur Erklärung von Organisationsleistung liefern.

Kultur ist auch immer kontextabhängig, aber es gibt Kulturmerkmale die häufig als positiven Nährboden dienen, etwa Vertrauen, Sinnorientierung, psychologische Sicherheit, Offenheit für Lernen und Partizipation. Letztlich ist es für jedes Unternehmen ein wichtiger erster Schritt, die eigene Unternehmenskultur wirklich zu kennen, um sie gezielt zu gestalten und als Erfolgsfaktor zu nutzen.

Der CAS Business Culture Design setzt auf KI-Simulationen. Kannst du erklären, wie Künstliche Intelligenz dabei hilft, Kulturprozesse besser zu verstehen?

Tom Schneider: Wir werden einen Tag in einem Lab verbringen, in dem die KI eine Herausforderung an der Schnittstelle von Kultur und Strategie simuliert. Die Studierenden agieren in Gruppen mit unterschiedlichen KI-Agenten (bspw. CEO, Transformationsexperten, HR Direktor:in, Change-Verweiger:in, CFO), die immer wieder Challenges im Kontext der Fallstudie stellen werden. Abhängig von den Gruppenentscheidungen entwickelt sich die Fallstudie dann weiter. Am Schluss erhalten die Studierenden Feedback über die Qualität der getroffenen Entscheidungen und vergleichen die Ergebnisse untereinander.

Die KI begleitet uns aber auch während dem Unterricht. Über die Tage und Themen hinweg lassen wir die Studierenden immer wieder relevante Situationen durch die KI und ihre Agenten hinterfragen. Natürlich ersetzt die KI das eigentliche Gespräch nicht, sondern soll den Studierenden als Reflexionsgrundlage dienen, um kulturelle Herausforderungen im strategischen Kontext zu verstehen. Wir verwenden die KI-Simulationen, um den Transfer in den Arbeitsalltag zu vereinfachen.

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Wohin soll sich das Great Place To Work Lab @ HWZ in fünf Jahren entwickelt haben?

Tom Schneider: Ich würde mich darüber freuen, wenn sich das Great Place To Work Lab @ HWZ in fünf Jahren als Plattform und Anlaufstelle für das Thema «Kultur & Strategie» für verschiedene Stakeholder etabliert hat:

  • Für Studierende, wenn sie sich im Bereich strategische Kulturentwicklung weiterbilden möchten. Hier haben wir den CAS und das Führungstraining.

  • Für Organisationen, wenn sie eine spezifische Herausforderung genauer untersuchen möchten. Hier haben wie die Forschung und Beratung.

  • Für experimentierfreudige Praktiker:innen, wenn sie neue Themen an der Schnittstelle von Kultur & Strategie ausprobieren oder als Fallstudie dienen möchten. Hier haben wir das Netzwerk «Friends of the Lab» mit welchem wir Events durchführen möchten.

Peter Statz: Das Great Place to Work Lab @ HWZ ist ein hervorragendes Beispiel dafür, wie die HWZ ihr Selbstverständnis als unternehmerische Hochschule lebt. In einer Zeit, in der Technologie und insbesondere Künstliche Intelligenz einen enormen Einfluss auf Organisationen und Menschen ausüben, ist es entscheidend, dass wir uns immer bewusst bleiben:

Die Verantwortung für Entscheidungen liegt bei uns Menschen und nicht beim Algorithmus. Dafür braucht es eine starke und selbstbewusste Unternehmenskultur. Kulturentwicklung ist im Zeitalter der KI zentral, weil sie den verantwortungsvollen, reflektierten und menschzentrierten Umgang mit Technologie ermöglicht.

Unsere gemeinsame Reise hat gerade erst begonnen, und ich wünsche mir, dass wir uns in den kommenden Jahren als kompetenter Sparringspartner für unsere Stakeholder rund um das Thema Unternehmenskultur etablieren können.

Über Great Place To Work

Great Place To Work® ist eine internationale Beratungsfirma, die seit über 30 Jahren Organisationen bei der Entwicklung einer vertrauensbasierten Arbeitsplatzkultur unterstützt – in der Schweiz seit 2008 mit Standorten in Zürich und Lausanne.

Mithilfe eines bewährten Modells, basierend auf Mitarbeitendenbefragungen und einem Culture Audit, analysiert und fördert Great Place To Work® die Unternehmenskultur. Ziel ist es, das Potenzial der Mitarbeitenden zu aktivieren, die Wertschöpfung zu steigern und durch Vertrauen, Werte und Führung eine positive Arbeitsumgebung zu schaffen.

Jährlich werden über 280 Organisationen in der Schweiz evaluiert. Die Ergebnisse bilden die Basis für Zertifizierungen wie Great Place To Work®, Best Workplaces™ und «Great Start!» für Lehrbetriebe.