Campus | 1. Februar 2023
Ein Studium ohne Matur, wie geht das? Um ein Studium an einer Fachhochschule in der Schweiz zu starten, ist eine Matura nicht zwingend notwendig. Wer über einen Abschluss einer höheren Fachschule verfügt, kann via Passerelle einen Hochschulabschluss absolvieren. Diesen Weg schlugen die seit Oktober 2021 diplomierten Alumni Ueli Ammann, Michèle Aschwanden und Bhanuja Rathakrishnan ein. Wie sie das Passerellen-Studium empfanden, welche Herausforderungen Sie nehmen mussten, erzählten sie uns noch während dem Studium.
Dieser Beitrag zum Passerellen-Studium erschien erstmalig im Mai 2020 und wurde im Oktober 2021 überarbeitet.
Absolvierende von der Höheren Fachschule für Wirtschaft (HFW), Höheren Fachschule für Marketing Management (HFMK) oder Höheren Fachschule für Banking & Finance (HFBF inkl. Vorkurs) können an der HWZ in 4 Semestern berufsbegleitend einen Bachelor Abschluss erlangen.
Das Passerellen-Studium dauert zwei Semester. Ziel ist es, Wissen so weit zu ergänzen, dass die Studierenden nach diesen Semestern über die nötigen Kompetenzen verfügen, um anschliessend im 2. Jahr das Bachelor-Hauptstudium erfolgreich abzuschliessen.
Die darauf folgenden zwei Semester sind Vertiefungssemester. Dabei können sich Studierende zwischen drei Richtungen entscheiden: Major Digital Business & AI Management, Major Banking & Finance, Major International Business.
Das Arbeitspensum während dem berufsbegleitenden Passerellen-Studium ist individuell, jedoch werden seitens HWZ nicht mehr als 80% empfohlen
Wieso hast du dich für das Passerellen-Studium an der HWZ entschieden?
Ueli Ammann: Ich habe mich für die HWZ entschieden, da das Studium bis zum Abschluss des Bachelor of Science nur 4 Semester dauert. Bei einer staatlichen Fachhochschule hätte ich dafür mindestens 5 Semester einplanen müssen. Zudem war das Zeitmodell der HWZ gut mit meiner beruflichen Tätigkeit vereinbar. Mein Arbeitspensum konnte ich trotz Studium auf 80% halten.
Michèle Aschwanden: 1. Hat die HWZ einen guten Ruf, was für mich sehr wichtig ist – damit ich mich auf dem Arbeitsmarkt durchsetzen kann. 2. Das Passerellen-Studium fand ich eine super Lösung, um in einer verkürzten Zeit den Bachelor-Abschluss zu erreichen. Zudem bietet sich der Abendunterricht gut an, um einer beruflichen Tätigkeit nachgehen zu können.
Wie schwierig war der Wechsel an die Fachhochschule?
Ueli Ammann: Im Vergleich zu meiner vorherigen Weiterbildung nimmt das Studium an der Fachhochschule mehr Zeit in Anspruch. Zudem werden im Studium mehr wissenschaftliche Kompetenzen als an der höheren Fachschule angeeignet. Der Wechsel an die Fachhochschule empfand ich jedoch als angenehm und ich konnte mich schnell an das neue Umfeld gewöhnen.
Michèle Aschwanden: Ich habe vorher am KV Luzern die Weiterbildung als dipl. Verkaufsleiterin absolviert. Der Wechsel zur HWZ stellte für mich keine grosse Herausforderung dar. Ich komme mit dem Unterricht sehr gut klar.
Bhanuja Rathakrishnan: Im Vergleich zu HF haben wir während der Passerelle viel mehr Präsenzunterricht. Der Wechsel an sich fand ich nicht schwierig.
Welche Fächer bereiten die dir ohne Berufsmatura Mühe? Wie können die Lücken geschlossen werden?
Ueli Ammann: Eine Herausforderung waren sicherlich die beiden Fächer Mathematik und Statistik. Hier haben Studierende, welche bereits eine Berufsmatura abgeschlossen haben, einen Vorteil. Wir wurden von unserer Dozentin aber sehr gut auf die Prüfungen vorbereitet. Zudem wurde Zusatzmaterial zur Verfügung gestellt, um sich die wichtigsten mathematischen Grundkenntnisse anzueignen bzw. diese aufzufrischen.
Michèle Aschwanden: Ich hatte schon lange keine Mathematik mehr. Natürlich musste ich mich zuerst wieder in dieses Fach hineindenken. Aus diesem Grund besuchte ich den Vorkurs Mathematik vor dem Beginn des Studiums. Auch Statistik war für mich ein völlig neues Fach. Die zusätzlichen Tutorate helfen sehr, die Lücken zu füllen.
Bhanuja Rathakrishnan: Die grösste Lücke sehe ich bei Fach Mathematik. Wenn man im Unterricht jedoch aktiv teilnimmt und die Aufgaben repetiert, kann man den Gap relativ schnell schliessen.
Work-Life-Balance – hat sich diese verändert?
Michèle Aschwanden: Vor der Corona-Schliessung konnte ich es sehr gut managen mit der Work-Life-Balance. Aber durch den Fernunterricht hat es sich ein bisschen mehr auf die Schule verlagert, aber es ist immer noch gut machbar.
Bhanuja Rathakrishnan: Ja, bei einer 100% Arbeitspensum kann das Aufrechterhalten der Work-Life-Balance sehr schwierig sein. Hier ist die Disziplin sehr wichtig, damit man den Überblick behält und auch auf die Gesundheit achtet.
Was war bis jetzt die grösste Herausforderung?
Ueli Ammann: Die grösste Herausforderung war bis anhin die Umstellung vom Präsenzunterricht auf Fernunterricht aufgrund der COVID-19 Pandemie. Die Umstellung fiel mir am Anfang nicht ganz einfach, da ich im Präsenzunterricht die vermittelten Lerninhalte besser aufnehmen kann.
Michèle Aschwanden: Meine grösste Herausforderung wird das Erreichen des C1 Niveaus in Englisch sein.
Bhanuja Rathakrishnan: Während der Peak-Phase neben der Arbeit auch noch Arbeiten und Zentralprüfungen zu schreiben.
Was empfiehlst du zukünftigen Passerellen Studierenden?
Ueli Ammann: Ich würde zukünftigen Studierenden raten keine zu lange Pause zwischen der vorherigen Weiterbildung und dem Passerellen-Studium einzulegen. Für mich war es sehr hilfreich, den Schwung aus der höheren Fachschule mitzunehmen. Zudem ist es sinnvoll abzuklären, ob die mathematischen Kenntnisse den Anforderungen des Studiums entsprechen.
Michèle Aschwanden: Sich bewusst sein, dass man in kurzer Zeit viel Stoff beherrschen bzw. repetieren und festigen wird.
Bhanuja Rathakrishnan: Alles geben, durchbeissen und nicht aufgeben! Falls ihr keine Zahlenmenschen seid, empfehle ich die Vorbereitungskurse zu besuchen.
War die Passerelle die richtige Entscheidung?
Ueli Ammann: Für mich war die Passerelle definitiv die richtige Entscheidung. Ich konnte meine betriebswirtschaftlichen Kenntnisse aus meinem vorherigem Studium vertiefen und viel Neues dazulernen. Zudem erweist sich der Bachelor als Türöffner für einen Master an einer Fachhochschule oder Universität.
Michèle Aschwanden: Ja definitiv!
Bhanuja Rathakrishnan: Ja, absolut!
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