Campus | 10. Februar 2021
An der HWZ können Studierende immer wieder für externe Auftraggeber spannende Projekte umsetzen. Eine Studiengruppe aus dem Bachelor Business Communications durfte für die Energieberatung von EKZ, den Elektrizitätswerken des Kantons Zürich, ein integriertes Kommunikationskonzept erstellen. Wie die Siegergruppe die Möglichkeiten eines Video-Calls zu ihrem Vorteil nutzte und weshalb der Auftraggeber am Ende von nahezu marktreifen Kommunikationskonzepten sprach
Dominic, du hast mit deinem Team ein sehr kreatives integriertes Kommunikationskonzept für EKZ erarbeitet – und sie damit überzeugt. Herzliche Gratulation. Habt ihr mit dem «Sieg» gerechnet?
Vielen Dank. Um ehrlich zu sein, war es natürlich unser Ziel, eine gute Arbeit abzugeben. Jedoch wurde die Messlatte in unserer Klasse sehr hoch angesetzt und es war bis zum Schluss ein Zittern, welche Gruppe das Rennen für sich entscheiden wird. Gehofft haben wir, rechnen durften wir aber nicht damit.
Was genau war euer Auftrag?
Wir haben den Auftrag bekommen, ein integriertes Kommunikationskonzept für den Bereich der Energieberatung von EKZ zu konzipieren. Ziel war es, die Bekanntheit von diesem Teilbereich zu steigern und mittels unserer Ideen die Zielgruppe auf die Dienstleistung aufmerksam zu machen. Da wir alle altersmässig noch nicht in diese Zielgruppe* fallen, war es unser persönliches Ziel, genau dies auszunutzen und unsere Perspektive auf die Dienstleistung zu unserem Vorteil zu nutzen. Das ist uns offensichtlich gelungen.
* a. d. R.: Bis anhin spricht EKZ mit dieser Dienstleistung eher Personen mit Alter über 40 Jahre an. Ein Ziel dieses Projekts war es, herauszufinden, wie in Zukunft jüngere Kunden angesprochen werden können.
Wie seid ihr diesen Auftrag angegangen?
Wir haben gleich zu Beginn die To-Dos definiert und jedem Teammitglied einen Punkt und somit die Verantwortung zugewiesen. In regelmässigen Abständen haben wir uns für einen Austausch und die weiteren Schritte online getroffen. Da wir uns voll und ganz auf die anderen Teammitglieder verlassen konnten, war diese Strategie für uns perfekt. Jedes Teammitglied hat selbstständig ein Puzzleteil kreiert, welches durch die Teamleistung am Ende zu einem Bild vervollständigt wurde. Das hat einfach gepasst.
Gab es während des Prozesses auch Herausforderungen?
Eine Herausforderung war, dass wir alles online im Fernstudium bearbeiten mussten. Wir haben uns während des ganzen Projekts nie persönlich getroffen. Auch unser Werbevideo für die Energieberatungen haben wir via «Zoom» gefilmt und bearbeitet.
Du hast es soeben erwähnt: Ihr habt einen Werbefilm gedreht. Was genau wird im Film thematisiert?
Im Film geht es darum, dass wir uns in einem Zoom-Call während Corona unter Freunden treffen. Wir reden über Alltägliches und schwelgen in Erinnerungen an eine unserer letzten gemeinsamen Party. Plötzlich taucht Vanessa auf und ist völlig entsetzt über ihre viel zu hohe Stromrechnung. Da wir alle noch nicht viel mit Stromrechnungen am Hut haben, lassen wir uns auf die Diskussion ein und merken schnell, dass wir keine Ahnung haben. Eine von uns kennt sich mit den Dienstleistungen von EKZ aus und ist so begeistert davon, dass sie uns kurzerhand die Online-Beratungsfunktion von EKZ vorstellen möchte. Ein, zwei Klicks und plötzlich taucht in unserem Zoom-Call eine EKZ-Energieberaterin auf und ist bereit, uns zu beraten. Taaa daaa, was für ein Gag.
Wir wollten damit die Dienstleistung demonstrieren und die Stärken von EKZ ausspielen. Es zeigt, wie schnell und unkompliziert die Beratungsfunktion von EKZ funktioniert. Eben auch online, was übrigens wirklich so angeboten wird.
Die Idee, ein Werbevideo zu drehen, kam uns gleich während des ersten Meetings. Das ist viel spannender, kreativer und sagt so viel mehr aus, als reiner Text. Gefilmt haben wir das Ganze, wie vorhin erwähnt, via Zoom-Call (Screen-Recording).
Inwiefern hast du von dieser Projektarbeit profitiert?
Da ich nur für das eine Semester in die Klasse BBC-F18 gewechselt habe, war es für mich bereits eine Challenge, mit mir bis dahin völlig unbekannten Leuten in eine solch grosse Gruppenarbeit «geworfen» zu werden. Ich wusste nicht, was mich im Team erwartet, wie sie zusammenarbeiten und was ihre Erwartungen an mich sind. Komischerweise fühlte es sich aber bereits nach dem ersten Treffen so an, als wäre ich nie in einer anderen Klasse gewesen. Wir verstanden uns super und es hat einfach alles gepasst. Es zeigte mir, wie wichtig die Chemie in einem Team ist. Noch viel wichtiger ist aber, dass jedes Teammitglied eine Rolle übernehmen muss, in welcher es sich wohl fühlt und seine Stärken einsetzen kann. Da sich die anderen kannten, konnten sie sich bereits sehr gut organisieren. Für mich war es aber schön zu sehen, dass sie mich schnell «lesen» konnten und mir automatisch meine gewünschte Rolle zuwiesen. Ich konnte mich dadurch optimal ins Team einbringen.
Das EKZ-Team fand euren Claim, den wir in diesem Kontext nicht verraten, ganz interessant. Sie werden den Claim und auch andere Inhalte aus eurem Konzept weiterverfolgen. Nehmen wir an, die EKZ Energieberatung wird euren Claim als neuen Werbeclaim verwenden. Wie sieht deine Reaktion aus?
Scho geil, ned?! ?
Herr Deppeler, Sie haben zum ersten Mal mit HWZ-Studierenden zusammengearbeitet. Wie kam es zu dieser Zusammenarbeit?
Ein Arbeitskollege hat Herrn Vogler bei einem Anlass einer Kommunikationsagentur kennengelernt. Beim Austausch kam die Idee auf, einen Fall zusammen zu erarbeiten. Die Idee haben wir anschliessend zusammen mit Stefan Vogler skizziert und gleich umgesetzt.
Studierende haben für Sie ein integriertes Kommunikationskonzept erarbeitet. Wie lief die Zusammenarbeit mit den Studierenden? Und wie haben Sie die Studierenden während der Projektarbeit erlebt?
Die Zusammenarbeit lief sehr effizient. Nach einem mündlichen Briefing an der HWZ (am Freitag, dem 13. März 2020, unmittelbar vor der Verschärfung zur «ausserordentliche Lage» in der Schweiz) habe ich den Studierenden den Auftrag schriftlich gegeben und Zugang zu unserem Markenportal erteilt. Es gab danach nur vereinzelte Rückfragen. Die Studierenden haben sich sehr gut organisiert.
Was hat Sie besonders gefreut?
Das grosse Engagement aller Teams bei der Erarbeitung und bei den Präsentationen hat mich sehr gefreut. Ich bin begeistert von den Resultaten, die in der kurzen Zeit neben allen anderen Studiumsaufgaben und beruflichen Verpflichtungen erreicht wurden. Jedes Team hat seinen eigenen Stil gefunden und hat durchdachte, gut recherchierte und kreative Umsetzungen hervorgebracht.
Sie haben es gerade angesprochen: Unsere Studierenden studieren alle berufsbegleitend. Sprich, sie sind alle bereits berufstätig. Hat man das gespürt?
Die Studierenden haben ihre Nähe zur Arbeitswelt bewiesen. Sie haben nahezu marktreife Kommunikationskonzepte erarbeitet, welche «nur» durch Theorie nicht erreicht worden wären. Ihre Praxiserfahrung haben sie unter Beweis gestellt: beim Konzipieren der Massnahmen, Budgetierung und zeitlicher Planung.
Fünf Gruppen haben fünf verschiedene Konzepte präsentiert. Sie werden von allen Konzepten bestimmte Ideen weiterverfolgen. Dennoch gab es ein Siegerteam. Was hat Sie am Konzept dieser Gruppe am meisten überzeugt?
Ja, das stimmt. Wir möchten die Ideen aller Gruppen weiterverfolgen. Alle haben das herausfordernde Thema Energieeffizienz geschickt mit Emotionen verknüpft und die erwünschte Frische in die Kommunikationsmassnahmen gebracht.
Die Wahl des Siegerteams fiel unserer Marketing Managerin und mir schwierig. Überzeugt hat uns schlussendlich die originelle und sehr ansprechende Art mit Videobotschaften in der Werbung zu arbeiten.
Arbeiten Teams lieber physisch, virtuell oder hybrid zusammen? Besteht ein Zusammenhang zwischen der Leistung und der Art der Zusammenarbeit? Welches sind die Erfolgsfaktoren und Stolpersteine?
Nach Abschluss des Living Cases – wie beispielsweise im eben erwähnten Fall für EKZ – reflektieren die Studierenden des Bachelor Business Communications im Kurs ‹Integrierte Kommunikation› jeweils ihre Zusammenarbeit im Team. Eine Auswertung von 66 Teams in 14 Studiengruppen aus den Jahren 2016 bis 2019 durch die Dozierenden Stefan Vogler und Dr. Christian Winiker hat bei der Art der Zusammenarbeit, welche frei gewählt werden konnte, Folgendes ergeben:
Erstaunlicherweise arbeiteten 36 Teams bzw. 54% mehrheitlich physisch zusammen, während 22 Teams bzw. 34% hybrid und lediglich 8 Teams bzw. nur 12% mehrheitlich virtuell zusammenarbeiteten.
Ein Zusammenhang zwischen der Art der Zusammenarbeit und der Leistung konnte nicht festgestellt werden. Die mehrheitlich physisch und die hybrid zusammenarbeitenden Teams erzielten dieselbe Durchschnittsnote. Die virtuellen arbeitenden Teams lagen nur 0.2 dahinter. Die Streuung der Noten war bei den physisch und virtuell arbeitenden Teams identisch (beste 5.8, schlechteste 4.7). Die Streuung bei den hybriden Teams war etwas grösser (beste 6, schlechteste 4.2).
Die von den Studierendenteams genannten Erfolgsfaktoren und Stolpersteine unterscheiden sich kaum nach der Form der selbstgewählten Art der Zusammenarbeit. Sowohl bei den mehrheitlich physisch, als auch virtuell und hybrid arbeitenden Teams waren Kommunikation, Zeitplanung, Rollen-/Aufgaben-/Auftragsverteilung, Motivation/Leistungsbereitschaft sowie individuelle Stärken nutzen (Reihen- = Rangfolge) die meistgenannten Erfolgsfaktoren.
Bei den Stolpersteinen ergab die Auswertung folgende Top 5: Terminfindung, Timing/Terminkontrolle, Zeitdruck, Grösse der Gruppe und Doppelbelastung Beruf/Studium.
Dozent Stefan Vogler erstaunen die Resultate der Auswertung nicht: «Ein Living Case im Team auch zwischen den Lehrveranstaltungen über einen längeren Zeitraum in einer ausgelosten Teamzusammensetzung zu bearbeiten, stellt hohe Anforderungen an die Studierenden. Sie benötigen neben der Fachkompetenz vor allem Kommunikations- und Organisations- bzw. Projektmanagementkompetenz. Die in Living Cases gesammelten Erfahrungen sind wertvoll für die Berufspraxis.»
HWZ Hochschule für Wirtschaft Zürich Lagerstrasse 5, Postfach, 8021 Zürich kundencenter@fh-hwz.ch, +41 43 322 26 00
ImpressumDatenschutz