Aktuell | 22. Juni 2023

Wie du KI für Social Media nutzen kannst

Dass Künstliche Intelligenz (KI) die Welt des Marketings und der sozialen Medien auf den Kopf stellen wird, ist keine Frage mehr. Auf der einen Seite sind Arbeitsplätze in Gefahr, auf der anderen Seite verdienen sich einige eine goldene Nase. Eines ist jedoch sicher: Der Einsatz von KI für Social-Media-Spezialisten kann äusserst nützlich sein. In diesem Artikel erfährst du, was der tatsächliche Nutzen ist, wie du zu guten Resultaten kommst und worauf du achten solltest.

Titel Ki Tools Fuer Social Media

Titelbild erstellt durch Midjourney

KI kann nicht alles und man sollte die Grenzen kennen

Schon die einfache Anweisung, das Wort «Lollipop» rückwärts zu schreiben, endet in einem Debakel. Versuchen Sie es selbst mit ChatGPT. Wenn OpenAI es nicht schon korrigiert hat, wird das Ergebnis «Poppilop», «Pollipop» oder so ähnlich lauten. Und der Grund dafür ist einfach.

Auch wenn wir denken, dass die Antworten von ChatGPT verblüffend und raffiniert sind, ist das Ergebnis eine reine statistische Wahrscheinlichkeitsberechnung. Das ist auch der Grund, warum ChatGPT an Rechenaufgaben scheitert. Am Beispiel des Rückwärtsschreibens lässt sich dies leicht erklären.

Zum einen gibt es keine oder nur wenige Daten zu rückwärts geschriebenen Wörter oder die KI kann sie nicht zuordnen. Der wichtigere Grund ist aber, wie die KI die Antwort formuliert. Die künstliche Intelligenz nimmt das Wort «Lollipop» als Ausgangspunkt und ist gerade noch in der Lage «P» als ersten Anfangsbuchstaben zu verwenden. Nun versucht sie zu erraten, welcher Buchstabe als Nächstes kommt. Dabei hilft der KI der Kontext von Lollipop. Schaut man sich nun das Ergebnis und den Befehl an, wird man feststellen, dass es Ähnlichkeiten gibt. Das doppelte «P», bzw. «L». Dies bietet der KI einen Kontext, der sie dazu verleitet ein Wort zu kreieren, das wir zwar aussprechen können, das aber nichts mit dem gewünschten Ergebnis zu tun hat.

Um die besten Ergebnisse zu erzielen, ist es wichtig zu verstehen, wie die Systeme funktionieren. Die sogenannten Large Language Models, kurz LLM, sind in erster Linie dazu gedacht, Inhalte umzuschreiben und nicht, sie von Grund auf neu zu erzeugen.

Den perfekten Prompt gibt es nicht

Gute Anweisungen, sogenannte Prompts, sind sehr wichtig um aussagekräftige und passende Ergebnisse zu erhalten. Damit neue Inhalte mit KI-Systemen wie ChatGPT oder Midjourney erstellt werden können, muss sich die Art der Eingabe ändern: Kein Prompt ist perfekt!

Ein initialer Prompt reicht nicht aus, um ein perfektes Ergebnis zu erzielen. Um ein angemessenes Ergebnis zu erhalten, muss iterativ vorgegangen werden. 

Durch den aktiven Austausch mit dem System erhält dieses Inhalte, die es gezielt in eine neue Form bringen kann. Beim Prompten sollte man sich an das Ergebnis herantasten. Man gibt einen ersten Prompt und verfeinert ihn mit jeder weiteren Antwort. So wird das Ergebnis immer besser. Je detaillierter ein Prompt wird, desto grösser ist die Gefahr, dass ChatGPT etwas ignoriert oder missversteht.

Durch den iterativen Austausch und das «Gespräch» mit der KI entsteht ein spezifischer Kontext. Dieser Kontext kann von der Maschine umgeschrieben, angereichert, gekürzt oder auf andere Weise angepasst werden. So entsteht ein neuer Inhalt mit einer persönlichen Note.

Welche Systeme können für was verwendet werden?

Es gilt in drei Bereiche zu unterscheiden:

  • Textgeneratoren

  • Bildgeneratoren

  • Videogeneratoren

Letztere sind noch nicht so umfangreich wie die für Text und Bild. In einem Jahr werden die Werkzeuge wahrscheinlich viel besser sein, da die Entwicklung der Systeme schnell voranschreitet.

Die KI-Systeme lassen sich beliebig kombinieren. Zum Beispiel kann ChatGPT einen Bildprompt für Midjourney erstellen. Es gibt mittlerweile viele weitere Systeme für einzelne Teilbereiche (wie z. B. Neuroflash, Jasper, Dall-E etc.). Erfahrungsgemäss empfiehlt es sich, mit Quellen zu arbeiten, die über eine möglichst grosse Datenbasis oder entsprechende Technologien verfügen.

Bei Textgeneratoren ist das aktuell ChatGPT von OpenAI. Viele andere Textgeneratoren wie z. B. Neuroflash greifen über eine API auf die aktuelle Version von ChatGPT zu. Das bedeutet, dass die gleichen Ergebnisse auch direkt mit ChatGPT erzeugt werden. Die Attraktivität von Drittsystemen liegt in der einfacheren Bedienung, den Vorlagen und der Anreicherung mit zusätzlichen Informationen. 

Tool-Empfehlungen

Textgeneratoren:

  • ChatGTP - Direkt an der Quelle von OpenAI arbeiten

  • Neuroflash - Erweiterte Funktionalitäten fürs Texten nutzen

Bildgeneratoren

  • Midjourney - Stärkstes System, jedoch umständlich zu bedienen via Discord

  • Dall-E - Bildgenerator von OpenAI

  • Adobe Firefly - Mit trainierten Bilddaten der Adobe Stock Datenbank

Videogenerator

Runway - Aktuell noch mit sehr kurzen Sequenzen, jedoch mit sehr guten Ansätzen

Welche Anwendungsmöglichkeiten für KI gibt es?

KI kann von der Analyse bis zur Zielgruppenauswahl eingesetzt werden. Wichtig: Nicht in allen Fällen kann man den Ergebnissen trauen. Werden beispielsweise Personas für ein bestimmtes Produkt definiert, sollte jemand mit Markterfahrung prüfen, ob die Angaben Sinn machen. Gerade weniger zugängliche oder schwer verständliche Themen, wie die Analyse von Kundendaten, können gefährlich sein. Wenn man die Interpretationen nicht nachvollziehen kann, ist es nicht möglich zu überprüfen, ob die Aussagen richtig sind. Zudem sollte man bei Kunden- oder Analysedaten im Hinblick auf DSGVO und das DSG vorsichtig sein. Viele Systeme, wie z. B. ChatGPT, speichern die übermittelten Informationen auf Servern in den USA. Deswegen sollten sensible Daten immer anonymisiert verwendet werden.

Textgeneratoren sind eine nützliche Hilfe beim Brainstorming. Gerade wenn man alleine an einem Thema arbeitet, kann ChatGPT eine gute und schnelle Unterstützung sein. Man muss nicht warten, bis der/die Kolleg:in wieder verfügbar ist und erhält sofort neuen Input.

Auch das Umschreiben von Inhalten oder das Erstellen weiterer Varianten kann schneller erledigt werden. Dies erleichtert das Testen von Inhalten für Titel, Werbung & Co.

Die Erstellung neuer, umfangreicher Informationen als Blogartikel oder für Landingpage-Texte ist möglich, wenn diese in Form eines Interviews mit der KI aufgebaut werden. Steht ein kompletter Artikel oder Newsletter, können mit ChatGPT einfach Betreff, Social Media Posts oder Headlines erstellt werden.

So trainiert man ChatGPT

Weist man ChatGPT an ein Skript, einen Betreff oder einen SERP-Titel zu schreiben, sind die Ergebnisse meistens unbrauchbar. Skripte beginnen mit «Hey Leute». Website-Titel beginnen oft mit «Herzlich Willkommen» und in SERP-Titeln fehlen Keywords. Das Modell nimmt das, was am häufigsten gemacht wird. In der Fülle der Informationen fehlt die qualitative Prüfung der Inhalte und das Ergebnis ist daher oft nur bedingt brauchbar.

Ich empfehle für eine spezifische Aufgabe eine detaillierte Anweisung zu erstellen. Die maximale Zeichenzahl, die Struktur und das wichtigste Keyword am Anfang grenzen das Ergebnis ein. Fehlt der Inhalt der Webseite im Prompt, kann ChatGPT nicht erraten, was auf der Seite zu finden ist. Besser ist es, zuerst den Blogartikel zu erstellen. Dazu beginnt man am besten mit dem Inhaltsverzeichnis und arbeitet sich dann von Abschnitt zu Abschnitt. Erst am Ende wird nach dem Titel und der Beschreibung gefragt. 

Case: Content Repurposing

Dadurch, dass ChatGPT vor allem seine Stärke im Umschreiben hat, empfehle ich Inhalte in verschiedene Formate zu überführen.

Mein Prozess dafür lautet: Video ➝ Audio ➝ Text ➝ Snippets.

  • Video bis ca. 15 Minuten Länge erstellen

  • Automatische Transkription (bei Schweizerdeutsch: www.töggl.ch) nutzen

  • Transkript von ChatGPT als Blogartikel umschreiben lassen

  • Transkript von ChatGPT als Youtube Description inkl. Timestamps erstellen lassen

  • Blogartikel von ChatGPT für Newsletter-Teaser umschreiben lassen

  • Blogartikel von ChatGPT für Social-Media-Teaser umschreiben lassen

Das ist nur der Anfang. Je nach Struktur des Videos lassen sich zusätzlich Hauptaussagen extrahieren, die man als weiteren Snack-Content in Form von Videos, Slideshows oder Bilder nutzen lassen.

Das ist erst der Anfang. Die Entwicklung schreitet rasant voran und wenn du vertieft lernen willst, wie du KI einsetzen kannst, dann melde dich jetzt für den Studiengang CAS Social Media & Content Management HWZ an. Dort zeige ich dir, wie du ChatGPT & Co. gezielt einsetzen kannst.

Disclaimer: 30 % des Textes wurde mit KI (ChatGPT) erstellt und der komplette Text wurde mit KI korrigiert. Das Titelbild wurde in Midjourney erstellt.

Der Autor

Chris Beyeler ist Partner von BEYONDER, der Agentur für Content getriebenes Marketing. Sie sorgen dafür, dass Firmen den Zugang dazu finden, eigenständig und regelmässig Content zu erstellen, die im Einklang mit den Bedürfnissen ihrer Kunden stehen. Dabei achten sie nicht nur auf Social Media, sondern sorgen dafür, dass sie ihre Website nicht vernachlässigst. Chris unterrichtet zudem im CAS Social Media & Content Management der HWZ.

Portrait Chris Beyeler