Aktuell | 19. März 2025
Künstliche Intelligenz (KI) ist überall – und viele Unternehmer:innen stürzen sich kopflos auf die neuesten Tools, ohne zu wissen, was sie wirklich brauchen. Führungskräfte stehen vor einer Herausforderung: Wann macht der Einsatz von KI Sinn, und wann ist weniger mehr? Dr. Marcel Blattner, Strategic Technology Advisor und Solopreneur, übernimmt das Modul Digital Business & Technology im EMBA Digital Leadership an der HWZ. Im Interview spricht er darüber, welche KI-Skills Führungskräfte wirklich brauchen und warum man den Mut haben soll, KI auch mal nicht einzusetzen.
Dr. Marcel Blattner, Strategic Technology Advisor und Solopreneur, übernimmt das Modul Digital Business & Technology im EMBA Digital Leadership an der HWZ – mit einem starken Fokus auf KI. Das Thema Digital Leadership ist hochaktuell, und die Integration von KI spielt dabei eine immer zentralere Rolle. Er verrät uns heute, warum KI wichtig ist und welche Chancen die Technologie Führungskräften bietet.
Marcel, bevor wir ins Thema einsteigen: Gibt es ein KI-Tool, ohne das du heute nicht mehr arbeiten möchtest? :)
Grundsätzlich gibt es für mich nicht DAS Tool. Ich arbeite mit unterschiedlichen Tools und benutze jeweils das, was mir am geeignetsten erscheint für die entsprechende Aufgabe. Es gibt Tage, an denen entscheide ich mich ganz bewusst, keines dieser Services zu gebrauchen. Wenn es die Zeit zulässt, fahre ich dann in eine Bibliothek und schlaue mich dort zu einem bestimmten Thema auf. Ich glaube, der bewusste Verzicht auf all diese Helferlein ist wichtig – zumindest für mich.
Wieso gehört das Modul Digital Business & Technology unbedingt in den EMBA Digital Leadership?
Technologie – insbesondere KI – verändert die Grundlagen von Geschäftsmodellen. Digitale Führungskräfte stehen in der Pflicht zu verstehen, wie Technologie und Innovation das Potential haben, Märkte zu transformieren und was für Möglichkeiten die Führungskräfte haben, um einen aktiven Einfluss zu nehmen. Das Modul Digital Business & Technology liefert dieses Verständnis und verbindet theoretisches Wissen mit praxisnahen Beispielen.
Du hast es bereits erwähnt: KI gehört immer mehr zu den notwendigen Kompetenzen einer Führungsperson. Wie verändert sich Digital Leadership konkret durch den Einfluss von Künstlicher Intelligenz?
Künstliche Intelligenz ist zunächst mal einfach Technologie. Diese Technologie für sich verändert gar nichts. Erst durch die geschickte Anwendung im Unternehmen kann man etwas bewirken. Um das umzusetzen, braucht es die Einsicht, dass eine erfolgreiche Anwendung dieser Technologien multidimensional ist. Wenn man das versteht, kann man diese Tools und Modelle für die strategische Entscheidungsfindung brauchen. Mit einem datenzentrierten Ansatz versteht man die Kundinnen und Kunden besser und kann im günstigsten Fall bessere Services bauen und neue Produkte entwickeln.
Führungskräfte müssen verstehen, dass hierbei nicht die Technologie im Vordergrund steht, sondern der Mensch. Denn wenn man es im Unternehmen nicht schafft, Mitarbeitende nachhaltig auf diese Reise mitzunehmen, nützt auch die beste Technologie nichts. Digitales Leadership im Zusammenhang mit KI heisst in erster Linie sich mit Teamstrukturen, Prozessen und Kultur im eigenen Unternehmen zu befassen.
Die Technologie ist zweitrangig und einfach nur Enabler. Die meisten KI-Projekte scheitern, weil man Technologie in den Mittelpunkt setzt.
Warum ist es für moderne Führungskräfte entscheidend, KI zu verstehen und zu nutzen? Welche Skills sollten sie jetzt schon entwickeln?
Für Führungskräfte ist es nicht so entscheidend, ob sie technische Details dieser Modelle verstehen. Hingegen ist das Verständnis der Grenzen dieser Technologien einer der wichtigsten Datenpunkte, die eine Führungskraft braucht, um den Einsatz moderner KI Systeme sinnvoll im Unternehmen verorten zu können. Hier ist kritisches und vernetztes Denken gefragt. Diese Technologien verlangen oft, dass Silos aufgebrochen werden, damit man solche Systeme sinnvoll einsetzen kann.
Die wichtigsten Skills im digitalen Zeitalter sind Kommunikation, vernetztes Denken und wertezentrierte Führung.
Welche Herausforderungen und Chancen siehst du für Führungskräfte im Umgang mit KI?
Die grösste Herausforderung ist, dem Hype nicht nachzurennen. Eis im Bauch und eine Portion Geduld sind gefragt. Ich sehe so viele Führungskräfte, die jedem Hype nachhängen, ohne sich über die Sinnhaftigkeit dieser Technologie im eigenen Unternehmen genug Gedanken zu machen. Was dann passiert, sehen wir in vielen Unternehmen: Technologien werden einbezogen, Prototypen gebaut und nie in der Produktion verankert. Je nach KI-Reifegrad ist das eine Falle, aus der man nur schlecht wieder herauskommt. Die meisten Unternehmen überschätzen sich massiv, was ihre KI-Kompetenzen angehen. Somit besteht die grösste Herausforderung einer Führungskraft darin, die Balance zwischen Sprint und Marathon zu finden.
Wenn du den Studierenden eine einzige wichtige Botschaft zum Thema Technology & Digital Leadership mitgeben könntest – welche wäre das?
Den Mut zu haben, KI-Technologie für gewisse Herausforderungen nicht einzusetzen. Den Mut zu haben, Nein zu sagen – wenn es angebracht ist.
HWZ Hochschule für Wirtschaft Zürich Lagerstrasse 5, Postfach, 8021 Zürich +41 43 322 26 00
ImpressumDatenschutzRechtliches