Aktuell | 9. April 2024
Im nächsten Jahr startet der neue Studiengang CAS Digital Healthcare HWZ, der die Teilnehmenden auf die Herausforderungen und Chancen der digitalen Transformation im Gesundheitswesen vorbereitet. Wir wollten mehr darüber erfahren und haben mit Studiengangsleiterin Nina Walker gesprochen.
Nina, die meisten Branchen nutzen bereits die Vorteile der digitalen Transformation. Warum ist gerade im Gesundheitswesen davon noch (zu) wenig zu spüren?
Im Vergleich zu anderen Branchen sind die Auswirkungen der digitalen Transformation auf die Arbeitsweisen im Alltag weniger spürbar. Man sitzt zwar viel am Computer, aber eigentlich wird Papier im Computer bearbeitet. Da dies für den Einzelnen wenig hilfreich ist, sieht man im klinischen Alltag viele Listen, die mit Notizen ergänzt werden. Es gibt viele Faktoren, die den Fortschritt bremsen. Gesundheitsinstitutionen gelten als Expertenorganisationen mit jeweils hohem Autonomieanspruch und klaren Hierarchien. Veränderungen stossen häufig auf Widerstand. Trotz aller Hindernisse tut sich an der Basis viel.
Was sind neben den bereits genannten die grössten Herausforderungen in dieser Branche?
Datenschutz und regulatorische Hürden spielen dabei eine wichtige Rolle. In der Schweiz sind die Kantone für das Gesundheitswesen zuständig. Der Föderalismus ist nicht hilfreich, da jeder Kanton andere Prioritäten setzt. Erschwerend kommt hinzu, dass der Bund mitbestimmt und nicht immer in die gleiche Richtung geht. Der Schutz sensibler Patientendaten hat oberste Priorität, was die Einführung neuer Technologien und die Nutzung von Patientendaten erschwert. Die Zulassung und Zertifizierung von medizinischen Geräten und Software im Gesundheitswesen unterliegt strengen Vorschriften, was die Einführung neuer Technologien verlangsamt.
Ich vermute, dass es in dieser Branche vor allem die richtigen Fachexpertinnen und Fachexperten braucht, welche die Digitalisierung vorantreiben? Fehlen diese Expert:innen in der Schweiz?
Wie überall sind qualifizierte Fachexperten und Expertinnen Mangelware. Daran liegt es aber nicht allein, denn es gibt gut ausgebildete Fachleute mit dem erforderlichen Wissen, welche die Digitalisierung voranzutreiben wollen, inzwischen sogar dürfen, aber nicht können.
Es erfordert Zeit, Ressourcen und eine sorgfältige Planung, um sicherzustellen, dass die Einführung digitaler Gesundheitslösungen reibungslos verläuft und gleichzeitig höchste Standards für die Patientensicherheit und Datenschutz eingehalten werden.
Um die Digitalisierung im Gesundheitswesen voranzutreiben und neue Expert:innen auszubilden, haben wir gemeinsam mit dir den CAS Digital Healthcare HWZ lanciert, der 2025 startet. Worauf fokussiert diese Weiterbildung?
Bei der digitalen Transformation des Gesundheitswesens erwarten wir in den nächsten Jahren einen grossen Sprung nach vorne. Die Verbindung von künstlicher Intelligenz mit Cloud-Technologien, Medizintechnik und Robotik sowie die Integration von 5G ermöglichen Innovationssprünge, die grosse Auswirkungen auf die Arbeitsweisen im Kerngeschäft der Medizin haben werden. Diese Veränderungen können einschüchtern, weil sich sehr viel auf einmal ändert. Da der Nutzen für die Patientinnen und Patienten unbestritten sein wird, können wir eine schnelle Durchdringung erwarten. Diese Veränderungen zu verstehen und für das eigene Unternehmen zu antizipieren, ist das Ziel des CAS Digital Healthcare der HWZ. Der CAS deckt ein breites Spektrum an Themen und Kompetenzen ab, um die Teilnehmenden auf die Herausforderungen und Chancen der digitalen Transformation im Gesundheitswesen vorzubereiten.
Wie ist der Studiengang aufgebaut? Welche Themen werden behandelt? Und was sind die Highlights?
Zusammenarbeit und Kultur sind einige der zentralen Themen, die sich in den kommenden Jahren stark verändern werden. Innovationen erfordern neue Denkweisen und Prozesse. Eine neue Generation von Ärztinnen, Pflegerinnen, Therapeutinnen, Psychologinnen steht in den Startlöchern. Sie haben andere Bedürfnisse und Ansprüche. Sie stellen vieles in Frage und wollen nicht ihr ganzes Leben dem Beruf widmen. Neue Geschäftsmodelle und Innovationen haben bereits Einzug in den klinischen Alltag gehalten. Self-Check-In-Schalter in der Notaufnahme, Lieferroboter auf der Station oder Software, die dem Pflegepersonal den Alltag erleichtert, gibt es bereits. Ein weiteres Highlight des CAS wird sicherlich die Study Tour nach Toronto sein.
Du erwähnst es. Ihr fliegt während des CAS unter anderem nach Toronto. Wie sieht das Programm während der drei Tage aus?
Toronto ist ein beeindruckendes Beispiel, das sich als Vorreiter im Bereich der digitalen Gesundheitsversorgung positioniert. Kanada hat bereits vor der Corona-Pandemie erhebliche Fortschritte gemacht. Die Nutzung modernster Technologien, wie sie beispielsweise im Humber River Hospital in Toronto zum Einsatz kommen, ermöglicht eine deutliche Verbesserung aller Aspekte der Patientenversorgung. Kanada hat sich in den letzten Jahren verstärkt darauf konzentriert, digitale Gesundheitsangebote auszubauen, um den Herausforderungen einer grossen Fläche, dünnen Besiedelung und einem Mangel an Fachkräften entgegenzuwirken. Dies bietet den Teilnehmern unserer Study Tour die einzigartige Möglichkeit, von den Erfahrungen und Innovationen in Toronto zu profitieren. Während des Besuchs verschiedener Krankenhäuser und Start-up-Inkubatoren in Toronto werden sie die Gelegenheit haben, Innovationen im Gesundheitswesen aus erster Hand zu erleben und zu verstehen.
Das klingt nach einer sehr spannenden Studienreise. An wen richtet sich das Programm, wer sollte sich diese Weiterbildung nicht entgehen lassen?
Der CAS Digital Healthcare, richtet sich an Expertinnen und Experten aus dem Gesundheitswesen, die von einer vertieften Weiterbildung im Bereich der digitalen Transformation profitieren können.
Dazu gehören Gesundheitsfachpersonen (Ärzt:innen, Pflegefachpersonen, Therapeut:innen) und Führungspersonen aus dem Gesundheitswesen, die Verantwortung für die Umsetzung digitaler Gesundheitstechnologien und die Verbesserung der Patientenversorgung übernehmen wollen. Darüber hinaus richtet sich das Programm an IT-Expert:innen im Gesundheitswesen, die spezialisierte Kenntnisse im Bereich der Gesundheitsinformatik und digitaler Gesundheitslösungen erwerben möchten. Der Studiengang bietet auch einen Mehrwert für Unternehmer:innen und Start-up-Gründer:innen, die innovative Ideen im Gesundheitswesen entwickeln, verstehen und umsetzen möchten.
Nina Walker ist seit fünf Jahren als Beraterin für die digitale Transformation im Gesundheitswesen tätig. Sie verfügt über langjährige Erfahrung im Kerngeschäft und hat zahlreiche Projekte in verschiedenen Spitälern und Kliniken erfolgreich umgesetzt. Schwerpunkte ihrer Arbeit sind unter anderem der Einsatz digitaler Lösungen im klinischen Alltag und die Optimierung von Prozessen zur Verbesserung der Patientenversorgung. Zudem ist sie Dozentin bei H Plus Bildung.
HWZ Hochschule für Wirtschaft Zürich Lagerstrasse 5, Postfach, 8021 Zürich kundencenter@fh-hwz.ch, +41 43 322 26 00
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