Aktuell | 15. Juli 2025

18 Jahre IK-Cases mit Wirkung: Stefans Vermächtnis an der HWZ

18 Jahre lang hat Stefan Vogler mit Herz, Humor und viel Praxisnähe das Modul «Integrierte Kommunikation» im Bachelor Business Communications geprägt. Im Interview blickt er zurück – auf Cases, Studierende, Herausforderungen und Highlights. Und bleibt der HWZ als Fan und Dozent erhalten.

Headerbild 18 Jahre Ik Stefan Vogler

Im Rahmen des berufsbegleitenden Bachelor-Studiengangs Business Communications erarbeiten Teams von Studierenden der HWZ im Modul Kommunikationsmanagement Integrierte Kommunikationskonzepte für Unternehmen und Organisationen. Diese sogenannten IK-Cases stehen im vierten Semester auf dem Curriculum und sorgen bei den Studierenden regelmässig für Aufregung, Freude und lehrreiche Momente.

Stefan, du hast 18 Jahre das Modul «Integrierte Kommunikation» (IK) im Bachelor Business Communications HWZ unterrichtet und bist sozusagen mit IK-Cases «erwachsen geworden». Nun ist Schluss. Was geht dir durch den Kopf, wenn du das hörst?

Als Unternehmer in der Kommunikationsbranche habe ich tagtäglich Integrierte Kommunikationskonzepte entwickelt. Bei meinem Einstieg als Dozent an der HWZ konnte ich deshalb meinen Erfahrungsschatz aus 23 Agenturjahren einbringen – ich musste nicht erst «erwachsen werden». 😉

Jedes Jahr habe ich mich auf die IK-Cases gefreut: Die Bachelor-Studierenden lernen dabei realitätsnah, für anspruchsvolle Kunden zu pitchen – eine essenzielle Fähigkeit für ihren späteren Berufsalltag. Ich fühlte mich dabei oft in meine spannende Agenturzeit zurückversetzt. Die Entwicklung von Kommunikationskonzepten – die Kernkompetenz von Kommunikationsprofis – konnte ich direkt weitergeben.

Mein Antrieb war es stets, Menschen zu inspirieren, zu begeistern und zu verbinden, damit sie vorwärtskommen. Deshalb werde ich die Studierenden vermissen – bleibe aber mit vielen Alumni in Kontakt. Nicht wenige von ihnen haben beeindruckende Karrieren gemacht. Das erfüllt mich mit Stolz. Ich durfte mit Cases, Studierenden und Kunden dazu beitragen, die HWZ als praxisnaheste Wirtschaftshochschule der Schweiz zu profilieren. Und ja – ich bin und bleibe Fan der HWZ.
Stefan Vogler, Studiengangsleiter und Dozent an der HWZ
Bbc Ik Case Planted 2025 2

Stefan Vogler gibt den Startschuss zu den Präsentationen der IK-Cases für Planted.

Du und weitere Dozierende haben bis heute beinah 40-mal die Entwicklung von integrierten Kommunikationskonzepten organisiert und begleitet. Kannst du dich noch an den allerersten Auftraggeber erinnern, der ein IK-Konzept brauchte?

Ja, sehr gut und gerne. Der Auftraggeber war einer der profiliertesten Tourismusdirektoren der Schweiz, heute vielfach engagierter Unternehmer und immer noch Tourismuspräsident von Arosa, Pascal Jenny. Wir durften für ihn ein IK-Konzept für die Destination Arosa entwickeln. Er war begeistert von den Konzepten der Studierenden. Und er war für die Studierenden ein exzellentes Beispiel eines Markenbotschafters, der beseelt ist von seiner Marke.

Ein Dankeschön an die Auftraggebenden

Für diese Unternehmen haben die Studierenden der HWZ mit Support der Dozierenden Bettina Freihofer, Benno Maggi, Stefan Vogler und Dr. Christian Winiker ein Integriertes Kommunikationskonzept erarbeitet:

3M I Aids Hilfe I Aladdin Stiftung I Amici Caffè I ArosaBiosfera Val Müstair I AXA I Chopfab Dopelleu I Cilag I Devirex I EKZ I Fruver Peak Punk I Flaschenpost I Glarus Süd I Hardworker I IBZ I QV Höngg I Kieser I Klinik im Park I Lenzerheide I Luzerner Kantonalbank I NIKIN I Planted Foods I Planzer I Randstad I Raumgleiter (heute Tend) I Rheumaliga Zug I Royal Canin I Schild (heute Globus) I SBB I SGO I Switzerland Global Enterprise I Staff Finder (heute Coople) I Startzentrum I Seri I SV Group I Swiss Medi Kids I Swiss Sailing I tutti.ch I Volg I Zingg Lamprecht

IK-Unterricht im Wandel – und doch mit bewährtem Fundament

Wie hat sich der Unterricht in der integrierten Kommunikation in den letzten 18 Jahren verändert – fachlich, methodisch, aber auch in Bezug auf die Studierenden?

Gemeinsam mit Kolleg:innen wie Bettina Freihofer, Dr. Christian Winiker, Stefan Eggenberger und Cyril Meier habe ich das «HWZ Konzeptraster» als praxisnahe Umsetzung der Methodik von Prof. Dr. Manfred Bruhn entwickelt und stetig weiterentwickelt. Es dient den Studierenden bis heute als Grundlage, um erstmals ein eigenes Kommunikationskonzept zu erstellen – das «Einmaleins» der Kommunikationspraxis.

Bewährt hat sich dabei das Verhältnis von etwas Theorie und viel gecoachter Praxis an einem realen Case. Ich habe die Studierenden bewusst ins kalte Wasser geworfen – und sie haben schnell schwimmen gelernt. Die Wertschätzung und das Feedback der Auftraggebenden bei den Präsentationen waren stets ein Highlight.
Stefan Vogler, Studiengangsleiter und Dozent an der HWZ

In meinen 18 Jahren an der HWZ waren die Studierenden motiviert, engagiert und oft überdurchschnittlich kreativ. Viele nutzen das Gelernte heute im Berufsalltag – in Unternehmen, NGOs, NPOs und Agenturen. Einige sind als Auftraggebende oder sogar als Dozierende zurückgekehrt.

Mein Kurs war fordernd – nicht nur fachlich, sondern auch im Teamwork: Die ausgelosten Gruppen mussten, wie im echten Berufsleben, zusammenarbeiten. Am Schluss reflektierten sie ihre Zusammenarbeit und Selbstwahrnehmung – daraus entstand sogar ein Ranking der grössten Herausforderungen bei der Teamarbeit.

Herausforderungen bei Teamarbeiten

Erfolgsfaktoren

  1. Zeitplanung

  2. Rollen-, Aufgaben-, Auftrags-Verteilung

  3. Kommunikation

  4. Motivation, Leistungsbereitschaft, Engagement

  5. Verlässlichkeit, Zuverlässigkeit

  6. Organisation, Koordination

  7. Individuelle Stärken nutzen

  8. Offenheit, Ehrlichkeit

  9. Zusammenarbeit, Teamwork

  10. Gegenseitiges Vertrauen

Stolpersteine

  1. Zeitdruck

  2. Terminfindung

  3. Grösse der Gruppe

  4. Timing, Terminkontrolle

  5. Unklare Aufträge

  6. Meinungsverschiedenheiten

  7. Kommunikationsprobleme

  8. Doppelbelastung Beruf und Studium

  9. Gesamtziel aus den Augen verlieren

  10. Parallele Leistungsnachweise

Quelle: Auswertung Selbst-Reflexionen und -Selbstevaluationen, Studierende Bachelor Business Communications HWZ, Cases Kurs Integrierte Kommunikation, Stefan Vogler, 2019

Welche Entwicklungen in der Kommunikationswelt haben dich besonders herausgefordert oder inspiriert?

Zuletzt das, was aktuell die ganze Welt und alle in unserer Branche beschäftigt: Wie kann KI effizient und effektiv in der Kommunikation für Unternehmen und Marken angewendet werden, um die menschliche Intelligenz – und vor allem die unersetzbare menschliche Kreativität – zu ergänzen?

Rückblickend waren die wirtschaftlichen, politischen und gesellschaftlichen Veränderungen durch Social Media und Influencer:innen die grössten Herausforderungen für Marketing-, Kommunikations- und Medien-Fachleute.

Highlights aus 40 Projekten

Gibt es Auftraggebende mit einem Case, an den du dich besonders gerne erinnerst und warum?

Besonders in Erinnerung geblieben sind mir inhabergeführte Auftraggebende, die persönlich präsent waren und den Studierenden viel unternehmerisches Marketing- und Kommunikationswissen mitgegeben haben. Etwa Katja Berlinger (CEO Swiss Med Kids), Stefan Portmann (Inhaber Modehaus Schild), Dominic Bläsi (Founder & Co-CEO flaschenpost.ch) oder Nicholas Hänny (Co-Founder und CEO NIKIN). Auch der Case für Seri, den Baguette- und Croissant-Bäcker, war speziell – seine Vision vom besten Baguette der Welt war erfüllt, bevor er den Betrieb einstellte. Unvergessen bleibt auch der letzte Case für das innovative Schweizer Unternehmen Planted Foods AG.

Ein Satz eines Auftraggebers hat sich mir eingebrannt: «Ich habe gar nicht gewusst, dass es neben der HSG eine ausschliesslich berufsbegleitende Wirtschaftshochschule gibt, die so viel Marketing- und Kommunikationskompetenz praxisorientiert vermittelt.» Er war CEO Schweiz eines Global Players – und für mich war das ein grosses Kompliment an die HWZ.

Bbc Kommunikationskonzept Nikin 2024 10

Stefan Vogler (links) mit Nicholas Hänny (4.v.l.), CEO von NIKIN, und einem der beiden Siegerteams des IK-Cases.

Gab es auch mal Momente, in denen du am liebsten im Boden versunken wärst?

Nur einmal habe ich mich gefragt, ob ich den Studierenden vielleicht doch zu viel zutraue: Ein Team hat an der Präsentation vor dem Auftraggebenden etwas vollkommen Anderes präsentiert, als was das Briefing vorgegeben hat, und ich musste die Präsentation abbrechen. Zum Glück hatten die andern vier Teams der gleichen Studiengruppe sehr gute Konzepte erarbeitet. Trotzdem blieb ich dabei, nie ein Konzept vor dem Pitch im Detail anzusehen. Übrigens konnte das gestrauchelte Team ein Jahr später den Leistungsnachweis mit einem anderen Case wiederholen – und hat ihn im zweiten Anlauf bestanden.

Wie schwierig war – und ist – die Suche nach passenden Auftraggebenden? Hat sich das über die Jahre verändert?

Ich habe hauptsächlich in meinem Netzwerk nach Auftraggebenden gesucht oder spontan spannende Unternehmen angefragt. Selten kam es zu einer Absage – und wenn, dann aufgrund von fehlenden, personellen Ressourcen. Mit den Jahren gab es vermehrt spontane Anfragen von Interessierten – auch von Alumni.

Was war für dich die grösste Herausforderung bei der Organisation der IK-Cases mit den Studierenden?

Ich legte immer Wert darauf, dass der oder die CEO, CMO oder CCO der Auftraggebenden persönlich am Pitch teilgenommen hat. Das war manchmal eine echte Herausforderung, weil der Semesterplan mit dem Präsentationsdatum vorgegeben ist.

Mit Herzblut weitergeben, was begeistert

Du bist seit vielen Jahren ein geschätzter Teil der Dozierendenschaft an der HWZ. Was hast du persönlich in all den Jahren durch das Lehren/Dozieren auf Bachelorstufe wie auch in der Weiterbildung gelernt– über Kommunikation, über Lehre, über Menschen?

Erfolgreiche Kommunikationsprofis machen keinen nine-to-five Job – sie sind neugierig, hungrig, leidenschaftlich und wach für das, was wirtschaftlich, politisch und gesellschaftlich passiert. Diese Passion für einen der spannendsten Berufe – den ich selbst liebe – wollte ich immer weitergeben. 
Stefan Vogler, Studiengangsleiter und Dozent an der HWZ

Neben Fachkompetenz braucht es echtes Interesse an Menschen. Wer Zielgruppen erreichen will, muss wissen, wie sie ticken. Und wer systematisch plant, kommuniziert erfolgreicher – das habe ich den Studierenden mit auf den Weg gegeben.

Welche Tipps gibst du deinen Kolleg:innen, die weiterhin IK-Cases unterrichten, mit auf den Weg?

Mit Empathie unterrichten, präsent sein, coachen und sich über die Lehrveranstaltung hinaus für die Studierenden interessieren – das war mir immer wichtig. Gute, wertschätzende Auftraggebende mit spannenden Cases einbringen und Praxiserfahrung in den Präsenzunterricht tragen, und damit echten Mehrwert schaffen. So können die Studierenden fit für die kompetitive Praxis gemacht werden – und für die Stellensuche.

Wer selbst begeisterte Kommunikationsfachperson ist, kann Know-how, Know-why und Know-what teilen – und andere mitreissen. Meine Kolleg:innen, die parallel und in enger Abstimmung denselben Kurs für andere Studiengruppen leiten, tun das bereits. Herzlichen Dank an dieser Stelle für die bereichernde Kollegialität!

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Wirst du den IK-Cases ein bisschen nachtrauern oder überwiegt die Freude auf Neues?

Beides: Ich habe ein lachendes und ein weinendes Auge. Meinen nachfolgenden Dozierenden wünsche ich viel Erfolg und Freude beim Vermitteln des «Einmaleins» der Business Communications.

Und du bleibst uns ja noch etwas erhalten…

Ja, ich werde auch im Frühjahr 2026 wieder ein Projekt-Seminar für eine Studiengruppe im Bachelor Business Communications der HWZ leiten. In nur drei Tagen (und Nächten) wird in mehreren Gruppen eine anspruchsvolle Marketing-/Kommunikations-Aufgabe für den Auftraggebenden erarbeitet und gepitcht. Ich finde dieses Format grossartig und freue mich, diese Seminarwoche auch in Zukunft zu begleiten.

Zudem bleibe ich Co-Studiengangsleiter des CAS Marketing Communications und Dozent in weiteren CAS an der HWZ. Hauptsächlich werde ich meine Tätigkeit als Berater, Sparringspartner und Verwaltungsrat wieder intensivieren.

Lieber Stefan, wir danken dir für dein jahrelanges Engagement, freuen uns über die zukünftige Zusammenarbeit und wünschen dir alles Gute.

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