Capstone-Projekt 2024/25: KI-gestützte App zur Unterstützung der Feuerwehr

Stress und Unsicherheit in den ersten fünf Minuten

Im Feuerwehrdienst ist oft nicht vorhersehbar, wer als Erstes am Einsatzort eintrifft. Einsatzleiter:innen können fehlen, und Gruppenführer:innen müssen spontan handeln und Entscheidungen treffen. Besonders für unerfahrene Einsatzkräfte sind die ersten Minuten eines Einsatzes mit Unsicherheit und Stress verbunden. «Für uns war es ausschlaggebend, diese Angst den Leuten wegzunehmen und Unterstützung zu geben», erklärt ein Teammitglied.

Genau hier setzt die Lösung des Gewinnerteams des diesjährigen Capstone-Projekts im Major Digital Business & AI Management an. Die vier Gewinner:innen Andrea Alessio Da Cunha, Ilona Bakari Kapera, Larissa Chiara Burn und Burak Necip Gündüz haben eine KI-gestützte Applikation entwickelt, die Feuerwehrleuten in den ersten fünf Minuten eines Einsatzes gezielte Handlungsempfehlungen bietet. Die Idee entstand aus persönlicher Erfahrung im Feuerwehrdienst: «Ich habe es aus der Feuerwehr gekannt und daraus meine Bachelorarbeit gemacht. Dabei habe ich geschaut, ob es so etwas überhaupt in der Feuerwehr braucht. Und ja, hier besteht eine Lücke mit Potenzial», so Andrea Da Cunha.

Gewinnerteam «AI4Managers»: Burak Necip Gündüz, Andrea Alessio Da Cunha, Ilona Bakari Kapera und Larissa Chiara Burn (v.l.n.r)

Ziel: Einfache Unterstützung durch KI

Das Team wollte eine Anwendung entwickeln, die Feuerwehrkräfte schnell und effektiv unterstützt, ohne sie zu überfordern. Das Ziel war es, mit Künstlicher Intelligenz Handlungsempfehlungen bereitzustellen, um Einsatzkräfte in den kritischen ersten Minuten eines Notfalls zu entlasten. Dabei war wichtig, dass die KI nicht konkrete Massnahmen bietet und über solche Notfälle entscheidet, sondern lediglich Handlungsempfehlungen gibt, betont das Team. So bleibt der Mensch am entscheidenden Hebel.

Der Weg zur Lösung

Die Entwicklung des «Emergency Assistant» war ein iterativer Prozess, begleitet durch Coaching-Gespräche mit Nino Weingart und Tony Kümin, Dozenten im Major Digital Business & AI Management an der HWZ, in denen zentrale Fragen wie Haftung und die Rolle der KI geklärt wurden. «Uns war wichtig, dass die KI nicht entscheidet, sondern nur unterstützt – der Mensch bleibt in der Verantwortung», so ein Teammitglied.

Andreas Erfahrung im Feuerwehrdienst lieferte die Grundlage, die das Team gemeinsam weiterentwickelte. Besonders spannend war die praktische Anwendung der KI-Kenntnisse aus dem Studium.

Die gemeinsame Begeisterung für Technologie, dessen vielseitige Möglichkeiten und ihr Potenzial in sicherheitskritischen Bereichen trieb das Team gemeinsam an. So entstand Schritt für Schritt eine Lösung, die Praxisnähe mit technischer Innovation verbindet: die Applikation «Emergency Assistant».

Die Lösung: Eine App als digitaler Einsatzassistent

Der entwickelte «Emergency Assistant» ist eine KI-gestützte App, die Feuerwehrkräften in den ersten Minuten eines Einsatzes Handlungsempfehlungen gibt. Sie kombiniert Einsatzmeldungen – beispielsweise den Brandort – mit KI-gestützten Vorschlägen, die auf historischen Einsatzdaten und hinterlegter Dokumente basieren. Die dahinterliegende Technologie nutzt zwei zentrale KI-Methoden:

• Reinforcement Learning

  Die KI lernt aus vergangenen Einsätzen und passt ihre Empfehlungen kontinuierlich an. «Die KI analysiert, wie bei ähnlichen Fällen gehandelt wurde, und gibt darauf basierende Vorschläge», erklärt ein Teammitglied.

• RAG-System (Retrieval-Augmented Generation)

  Hierbei werden relevante Informationen direkt aus bestehenden Dokumenten extrahiert. «Die Feuerwehr hat bereits zahlreiche Einsatzprotokolle, Berichte, Handbücher und Gebäudeunterlagen auf ihren Servern. Unsere App kann diese PDFs per Drag & Drop aufnehmen, analysieren und daraus sinnvolle Handlungsempfehlungen generieren». 

Mockup des «Emergency Assistant»

Die App ist bewusst schlicht gestaltet: Sie liefert kompakte, leicht verständliche Textbausteine, um Feuerwehrleute nicht abzulenken. Künftig könnte die App durch Sprachsteuerung ergänzt werden, um die Bedienung noch intuitiver zu machen und Ablenkung weiter zu minimieren. Weitere Skalierungsmöglichkeiten sind das automatische Verfassen und Mitschreiben von Einsatzrapporten, um administrative Aufgaben zu erleichtern, sowie «Predictive analysis» – das Nutzen von historischen Daten, um Wahrscheinlichkeiten für mögliche Szenarien zu berechnen.

Die Technologie hinter dem «Emergency Assistant» ist nicht nur auf Feuerwehren beschränkt. Auch andere Blaulichtorganisationen wie Polizei oder Rettungsdienste könnten von der KI-gestützten Einsatzunterstützung profitieren.

Grösstes Learning: Kreativität, Neugier und Teamwork

Andrea, Ilona, Larissa und Burak betonen vor allem die Bedeutung von Neugier, Kreativität und Teamdynamik als zentraler Aspekt auf dem Weg zur Problemlösung. «Das Studium hat gezeigt, wie kreativ man sein kann und einfach ausprobieren soll!», sagte das Team. Die im Studium erlernten Inhalte und Module förderten dies umso mehr:

Ebenso entscheidend für den Erfolg war die starke Teamdynamik und die enge Zusammenarbeit: «Wir wussten, wer wie tickt, und konnten uns aufeinander verlassen. Es war nie so, dass sich jemand zurückgelassen fühlte.»

Wie geht es mit dem Projekt weiter?

Obwohl das Projektteam aktuell keine sofortige Unternehmensgründung plant, bleibt die Weiterentwicklung der App für das Team eine Herzensangelegenheit und vielleicht steht der «Emergency Assistant» irgendwann wirklich im Markt. Bis dahin bleibt es ein spannendes Experimentieren mit grossem Potenzial.