Aktuell | 3. Oktober 2023
Roboter statt Lehrerin? Sicher ist: KI-basierte Tools sind gekommen, um zu bleiben. Wie steht die HWZ zum Einsatz von KI wie ChatGPT? Die Bildungsbeilage des Tagesanzeigers hat nachgefragt und mit Stefan Joller, Leiter Hochschulentwicklung, gesprochen. Dabei wurde klar: Die HWZ legt Wert auf einen verantwortungsvollen Umgang mit künstlicher Intelligenz.
Dies ist eine Zweitpublikation. Dieser Artikel erschien am 27.9.23 in der Bildungsbeilage «Bildung» des Tagesanzeigers von Yolanda Buerdel.
Innovative, sprachliche Technologien wie ChatGPT verändern das Hochschulwesen nachhaltig. Die Hochschule für Wirtschaft Zürich wägt Risiken und Chancen ab und setzt auf einen verantwortungsvollen Umgang mit künstlicher Intelligenz.
Sie formulieren Antworten auf Prüfungsfragen, analysieren Texte und verfassen ganze Seminararbeiten: Chatbots wie ChatGPT werden von Studierenden rege genutzt und fungieren als eine Art digitale Ghostwriter. Universitäten und Hochschulen stehen vor Herausforderungen und reagieren unterschiedlich auf die neuen Sprachmodelle und ihre Möglichkeiten. Die Hochschule für Wirtschaft Zürich (HWZ) verfolgt einen progressiven Ansatz. Anstatt von Anfang an auf Verbote zu setzen, wurden die Studierenden und Dozierenden für eine Testphase dazu aufgefordert, ChatGPT und Co als Werkzeug im Unterricht aktiv zu nutzen. Die Studierenden setzen die Technologie ein, um ihre Arbeiten und Aufträge zu optimieren, die Dozierenden nutzen sie beispielsweise als Hilfsmittel zur Erstellung von Prüfungen.
Die so gesammelten Erfahrungen sollen der Hochschule dazu dienen, die Möglichkeiten und Risiken der neuen Technologie besser einschätzen zu können: «Die Ergebnisse werten wir diesen Herbst an einer Konferenz aus und nutzen sie als Grundlage für die künftige Handhabung», erklärt Stefan Joller Leiter Forschung und Hochschulentwicklung an der HWZ.
In diesem Experiment gilt für die Studierenden das Prinzip der Verantwortung: Wer ein KI-Tool nutzt, muss dies - wie jede andere Quelle - offenlegen. Wer eine Arbeit komplett schreiben lässt, muss entweder mit disziplinarischen Massnahmen rechnen oder ist ungenügend, weil die Eigenleistung fehlt.
Ein generelles Nutzungsverbot von Chatbots strebt die Hochschule für Wirtschaft Zürich nicht an. Vielmehr sei es wichtig zu wissen, wie die Tools funktionieren, um sie sinnvoll einsetzen zu können. «Chatbots sind eloquent, die Antworten klingen auch dann gut, wenn sie inhaltlich nicht korrekt sind», sagt Stefan Joller. Wer mit einem KI-Tool arbeite, müsse systematisch die Quellen hinterfragen und wissen, wie man diese schnell gegenprüfen kann. Die HWZ bietet deshalb bereits jetzt spezielle Kurse an, die den Studierenden Methodenkompetenz vermitteln. Dies soll ihnen ermöglichen, das volle Potenzial der neuen Technologien auszuschöpfen und optimale Ergebnisse zu erzielen.
Eine der Herausforderungen besteht darin, dass sich dadurch die Leistungsdifferenzen zwischen den Studierenden vergrössern können. «Ähnlich wie bei Recherche-Datenbanken erzielen leistungsstärkere Studierende in der Regel bessere Ergebnisse, während weniger Leistungsstarke eher Schwierigkeiten haben und folglich schlechter abschneiden», erklärt Stefan Joller. Um eine ausgewogene Bildungschance für alle zu gewährleisten, brauche es daher einen bewussten Umgang mit diesen Tools.
KI-basierte Tools sind gekommen, um zu bleiben und werden die traditionellen Lehrmethoden zunehmend ergänzen. Diese Technologien entwickeln sich zudem unaufhörlich weiter und wir stehen erst am Anfang. Universitäten und Hochschulen sind deshalb gefordert, sich anzupassen.
«Bereits jetzt existieren Recherche-Tools, die in naher Zukunft unmittelbare Auswirkungen auf Studierende und Forschende haben werden», weiss Stefan Joller. Die Rolle der Lehrenden verändert sich von reiner Wissensvermittlung hin zur Förderung und Anleitung von kritischem Denken. Den kritischen Umgang mit Chatbots müsse man deshalb nicht nur den Studierenden, sondern auch den Dozierenden vermitteln: «Wir müssen uns fragen, welche Auswirkungen sich dadurch für künftige Lehr- und Prüfungsformen ergeben und wie wir diese verändern müssen.»
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