Campus | 24. April 2020

Studienwoche an der Darden School of Business

Die Studierenden des Executive MBA–Marketing und General Management sowie des Master of Science in Business Administration verbrachten Mitte März eine Woche an der Darden School of Business, der University of Virigina, USA. Normalerweise erarbeiten Studierende der drei Lehrgänge während fünf Tagen verschiedene Fallstudien und Simulationen aus dem Bereich Marketing und Management. Dieses Jahr war die Woche allerdings etwas kürzer: Pia Herrmann, Master-Studentin, und Markus Daniel, Student im EMBA, erzählen vom amerikanischen Schulalltag, ihrem persönlichen Darden-Highlight und über das abrupte Ende.

Darden Header

Pia Herrmann, Markus Daniel: Vor einem Monat waren Sie und Ihre Kommilitoninnen und Kommilitonen in Amerika. Wie war die Woche an der Darden School of Business?

Pia Herrmann: Von der Anreise, der Verpflegung bis zu den Vorlesungen an der Darden School of Business war alles sehr gut organisiert. Wir konnten uns daher nebst der Teilnahme an den Vorlesungen auch voll und ganz auf die Vorbereitung der Case Studies konzentrieren. Wir haben es uns jedoch trotz des straffen Programms nicht nehmen lassen, den Campus selber sowie die Stadt Charlottesville zu erkunden und haben so den einen oder anderen tollen Abend zusammen mit den Kommilitonen verbracht.

Markus Daniel: Diese Woche war nach dem 18-monatigen Studium und nach der Abschlussprüfung und Abgabe der Masterarbeit das Finale und der eigentliche Höhepunkt des ganzen Studiums. Zum einen freuten wir uns alle, einmal an einer renommierten Business School einer amerikanischen Universität eine Studienwoche belegen zu können, und zum anderen war der Unterricht so ganz anders als bisher an der HWZ. Die ganze Woche sahen wir keine einzige Powerpoint-Präsentation, sondern seit langem wieder einmal eine Kreidetafel. Das versetzte zumindest mich in meine ersten Schultage zurück. Der Unterricht folgte jeden Morgen einem zu Beginn noch unsichtbaren Faden und die Dozierenden verstanden es ausgezeichnet, die Studenten zu beteiligen und auf eine Reise der Erkenntnisse mitzunehmen. Toll war natürlich auch, dass wir nach dem Studium so vieler Dokumente in Englisch, die Sprache wieder einmal im Gespräch anwenden konnten.

Sie behandelten während dieser Woche verschiedene Case Studies. Welcher Case war besonders interessant?

Pia Herrmann: Der interessanteste Case für mich war ‚Davis Press and Meccan Madness‘ mit dem Thema ‚Decision Making under Ambiguity‘. Wir mussten uns bei diesen Case intensiv mit einer Situation auseinander setzen, in welcher ein Verlagshaus vor der Publikation eines kontroversen Buchs stand, welches potenziell dem Unternehmen schaden konnte, gleichzeitig aber auch zu einem Bestseller avancieren konnte. Es stand somit eine risikobehaftete Entscheidung im Raum, bei der die Eintrittswahrscheinlichkeit von Ereignissen sowie die Austrittswirkung nur schwer abschätzbar waren. Die spannende Frage bei der Erarbeitung der Entscheidung war die nach der Verantwortung eines Verlagshauses gegenüber der Gesellschaft und den Grenzen dieser Verantwortung.

Markus Daniel: Der Case ‚American Express Bank‘. Für mich als Geschäftsführer eines KMU war das Thema Entscheidungsfindung das spannendste Thema, welches mir im geschäftlichen Alltag täglich begegnet. Das Entscheidungsfindungs-Modell anhand ‚principles, rules and consequences‘ zur Entscheidungsfindung wird mir in meinem Job helfen, bessere Entscheidungen zu treffen. Denn es wird immer wichtiger, Entscheidungen nicht nur aus wirtschaftlicher Sicht zu treffen, sondern auch aus ethischer Sicht unter Berücksichtigung der Erwartungen aller Stakeholder. Das zeigte dieser Case eindrücklich auf und erlaubte zudem einen tiefen Einblick in die Situation von Menschen in den USA, die kein Bankkonto besitzen und damit gleichzeitig einen Einblick in die Ungleichheit in der amerikanischen Gesellschaft.

Sie hatten an der Darden School of Business verschiedene Dozierende. Hat Sie jemand besonders überzeugt?

Es ist mehr der Drive jedes einzelnen Dozierenden, der mich überzeugt hat. Die Case Studies dienten als Leitfaden, wobei jeweils gleich mit hohem Tempo und gerne auch mal mit ‚Cold Calling‘ in die Vorlesung gestartet wurde. Durch die Art, wie die Dozierenden durch die Erarbeitung der Cases führten, konnten sehr spannende Diskussionen angeregt werden. An diese Diskussionen erinnere ich mich gerne mit dem einen oder anderen Schmunzeln zurück.
Pia Herrmann

Markus Daniel: Hervorragend kompetent und auch didaktisch versiert, waren alle. Wer bei mir allerdings die meiste Spannung und Lacher erzeugen konnte, war Bobby Parmar.

Was war für Sie das grosse Highlight der Darden-Week?

Pia Herrmann: Short and simple: die Winery Tour. ?

Markus Daniel: Neben dem spannenden Unterricht sicher die intensive Zeit, die ich nochmals mit allen Kommilitoninnen und Kommilitonen verbringen konnte. Wir haben uns in den letzten 18 Monaten sehr gut kennen und schätzen gelernt und werden einander – und die zwar strenge, aber tolle Zeit – sehr vermissen. Unser guter Klassengeist wurde auch von den Dozierenden sehr gelobt.

Der Stundenplan war prall gefüllt, dennoch hatten Sie auch ein wenig Freizeit. Was haben Sie unternommen?

Pia Herrmann: Wir hatten die Squash Anlage für uns entdeckt, die wir am Abend oder für eine Morgensession vor der Vorlesung nutzten. Squash war jedoch nur eine von vielen Möglichkeiten, wie man sich auf dem Campus sportlich betätigen konnte. Einen freien Nachmittag nutzten wir auch um die Historic Downtown von Charlottesville zu erkunden und den Tag mit gutem Essen und lokalem Bier ausklingen zu lassen. «Charlottesville Draft Taproom» in der Downtown Mall ist ein echter Geheimtipp!

Markus Daniel: Eine Studentin machte mit uns eine Führung durch das Universitätsgelände und erklärte uns, dass diese Universität vom dritten Präsidenten der USA, Thomas Jefferson, gegründet wurde. Nachdenklich machten uns dabei die Schilderungen, dass die Universität teilweise durch Sklaven erbaut wurde oder die Erzählungen über die Zeit während des amerikanischen Bürgerkrieges. Ganz besonders interaktiv war natürlich der Besuch eines beeindruckenden Weingutes gegen Ende Woche. Wir durften bei der anschliessenden Degustation feststellen, dass die Weine eine ausgezeichnete Qualität aufweisen und konnten den Nachmittag bei herrlicher Sonne und mit weitschweifendem Ausblick in die wunderschöne, hügelige Landschaft im Garten sehr geniessen.

Wovon haben Sie in dieser Woche am meisten profitiert?

Pia Herrmann: Von der Woche an der Partneruniversität nehme ich vor allem die strukturierte Herangehensweise an einen Case oder eine Fragestellung mit, welche wir in den Vorlesungen erlernt haben. Dabei ist es von zentraler Bedeutung, dass man zuerst das Problem versteht, bevor man sich an die Erarbeitung einer Lösung macht. Dies geht im oft hektischen Alltag gerne vergessen, weshalb es sehr lehrreich war diese Methodik jeden Tag anhand der einzelnen Case Studies anzuwenden.

Die völlig andere Art von Unterricht, ohne Powerpoint, ohne Kursunterlagen, aber anhand einer spannenden ‚education journey‘, welche unglaubliche Spannung und Neugier erzeugt und die Studenten sehr aktiv miteinbezieht und zum Mitmachen auffordert. Diese Art von Unterricht gibt nicht Lösungen oder Modelle vor, sondern regt sehr stark Denkprozesse an und führt den Studenten zu eigenen Erkenntnissen. Das hatte ich so bisher nicht gekannt und hat mich sehr beeindruckt. Und bei einem solchen Unterricht schläft ganz sicher niemand ein.
Markus Daniel

Die Darden-Woche wurde leider frühzeitig abgebrochen – dies aufgrund des Coronavirus. Wie verlief die abrupte Rückreise?

Pia Herrmann: Wir waren natürlich enttäuscht, denn wir hatten uns alle lange auf diese Woche gefreut. Die Situation vor Ort in Amerika war jedoch zu diesem Zeitpunkt noch verhältnismässig ruhig, was sich ja einige Wochen später drastisch ändern sollte. Der Grossteil der Studierenden ist dann nach Abbruch des Programms relativ zeitnah abgereist. Auch bei der Heimreise haben uns die Programm-Verantwortlichen der Darden School of Business unterstützt und so konnten alle – trotz des abrupten Endes – noch die letzten Stunden an der Partneruniversität geniessen.

Markus Daniel: Es war natürlich schade, dass der Unterricht am Donnerstagmittag abgebrochen werden musste und dass viele von uns ganz plötzlich und früher als geplant zurückreisen mussten. Besonders leid tut es mir für alle diejenigen, die noch Ferien in Florida geplant hatten. Durch das Reiseverbot in die USA, welches am Mittwoch verhängt wurde, ging es jedoch nur noch darum, möglichst schnell wieder in die Schweiz zu kommen, solange noch Flugzeuge fliegen. Unsere Dozierenden und Betreuenden der HWZ empfingen uns am Donnerstagmorgen mit einem professionell vorbereiteten Notfallmanagement und organisierten und koordinierten ruhig und strukturiert die gesicherten Transfers und Rückreisen für alle Studierenden. Das war wirklich vorbildlich und zeugte von einem beispielhaften und engagierten Krisen-Management, was der Professionalität des gesamten EMBA entsprach. Am Freitagmorgen fuhren wir mit einem Mietwagen von Darden zum JFK-Airport in New York. Den ganzen Vorabend hatte Daniel Schmid die idealen und staufreien Routen evaluiert und wir trafen dann auch wie geplant sieben Stunden später ohne eine einzige Stauminute am Flughafen an. Nach ein paar Schwierigkeiten beim Check-in aufgrund der Umbuchung konnten wir jedoch am Freitagabend zurückfliegen und landeten am Samstagmorgen wohlbehalten in Zürich. Für mich persönlich ging es dann leider gleich weiter ins Geschäft für ein Krisenmeeting mit der Geschäftsleitung.

Pia Herrmann

Pia Herrmann arbeitet als Supply Manager bei IWC Schaffhausen und studiert im Master of Science in Business Administration HWZ, Vertiefung Strategy, Entrepreneurship & Leadership.

Daniel Markus

Markus Daniel ist Geschäftsführer bei der Menu und More AG und absolviert den Executive MBA General Management HWZ.